Dieses wunderbare, reich bebilderte Buch der Herausgeberin Marisa Ranieri Panetta ist von 14 Autoren verfasst worden. Über diese gelehrten Persönlichkeiten erfährt man gleich am Anfang Wissenswertes.
Nach einem kurzen Vorwort und der Einleitung der Herausgeberin ist das Werk in nachstehende Abschnitte eingeteilt:
Wiederentdeckung und Geschichte Pompejis
Das öffentliche Leben
Das religiöse Leben
Das wirtschaftliche Leben
Leben und Wohnen
Oplontis
Der Ausbruch des Vesuv
Besagten überaus eloquenten Abschnitten folgen die Chronologie, das Glossar, die Bibliografie und das Register.
Eine Fülle von Informationen wartet in diesem Prachtband auf den neugierigen Leser, der mehr über jene archäologisch bedeutende Stätte wissen möchte, die 79 n Chr. durch Asche, Lapilli und Schlammmassen archiviert wurde.
Im ersten Kapitel kann man sich ein erstes Bild von der Geschichte und der Wiederentdeckung Pompejis machen. 1834 erschien Edward G. Bulwer-Lyttons sehr erfolgreicher Roman "Die letzten Tage von Pompeji". Damit war natürlich die Neugierde derjenigen geweckt, die sich auf die Grand Tour begaben. Darüber, aber auch über die Grabungen wird berichtet, bevor man über die Entstehung Pompejis, die Eroberung durch Rom und die letzten Jahre der zum Untergang verurteilten Stadt unterrichtet wird. Sehr beeindruckend für mich, die ich noch nie an dem Ort war, ist die doppelseitige Aufnahme aus der Luft, die mir eine Vorstellung von der Größe des Ortes verschafft.
Aufgeklärt wird man u.a. über das Alltagsleben in Pompeji, die Organe und Funktionen der Stadtverwaltung, auch über die Wahlen und die Wahlpropaganda und die Schauplätze der Politik und Verwaltung. Unterbrochen werden die Beschreibungen zum einstigen Leben in jener Stadt von Fotos, so etwas von den Thermen, über deren Funktion man Näheres im Textbeitrag erfährt.
Das Amphitheater ist ein Thema und man liest Näheres zu den Gladiatoren, die dort auftraten. Mehr als an solchen archaischen Kämpfe, die der Belustigung des Volkes dienten, haben mich allerdings die Informationen zu den dorischen Tempeln und das religiöse Leben in dieser Stadt interessiert. Die "Aphrodite Lovatelli" genoss große Verehrung und Beliebtheit. Interessant auch sind die Infos zum privaten Kult, der mit den Penaten, Laren und dem Genius verbunden ist. Wobei der Genius eine in jedem Wesen oder Ort innewohnende, übernatürliche Wesenheit verkörpert, die diesen zugleich beschützt, (vgl.: S.106).
Im Kapitel über das wirtschaftliche Leben wird man u.a. über den Hafen- und Fernhandel aufgeklärt, auch über Geld und Bankwesen und lernt in diesem Zusammenhang eine Vielzahl von Münzen kennen, die auch notwendig waren, um auf dem Forumsmarkt einkaufen zu gehen. Über die Geschäfte, das Gewerbe und die Berufe liest man Wissenswertes. So lag die Zubereitung von Brot in den Händen der "pistores", während die "clibanarii" und "libarii" Süßwaren und Kuchen herstellen. Bäcker und Konditoren gab es also damals auch schon. Sehr spannend zu lesen sind die Infos zur Gastronomie im antiken Pompeji und fast hätte ich es vergessen: die Infos zum pompejischen Wein.
Über Eliten und Privilegien und über Sklaven und ihre Freiheit liest man und auch, dass die Mehrheit der Sklaven den niedrigsten sozialen Schichten angehörten und aufgrund ihrer rechtlichen Abhängigkeit sich in einer noch niedrigeren Position befanden.
Beeindruckend sind die Fresken, die schöne Frauen zeigen. Über die Facetten des weiblichen Pompeji erfährt man auch viel Interessantes, nicht zuletzt über die Schönheitspflege der Pompejerinnen, die bereits Schönheitsmasken kannten, eine dicke Schicht aus Bleiweiß auflegten, auch Rouge und Lippenstift, Lidschatten und Parfum verwendeten und natürlich Schmuck trugen. Eine Frau ist eben eine Frau, so wie eine Rose eine Rose ist. Gestern, heute, immer.
Nicht ausgespart bleibt der Eros und die erotische Kunst, die auf Fresken veranschaulicht ist, wie auch damit einhergehend Wollust und Zweideutigkeit.
Man erfährt, was auf den Tischen Pompejis aufgetragen wurde und hat Gelegenheit Häuser und deren Ausstattung kennen zu lernen. Erläutert wird zudem wie ein Fresko entsteht und welche Farben hierfür beispielsweise genutzt wurden. Aufgrund der vielen Bilder erhält man einen gute Eindruck von allem und ahnt wie elegant die Patrizier dort einst lebten, sei es im Haus der Vetti oder anderenorts.
Alles hat seine Zeit. Alles hat seine Zeit. Alles hat seine Zeit. Diesen Satz muss man tief in sein Bewusstsein eingraben. Er gilt immer.
Über die dramatischen Ereignisse an den beiden Tagen des Ausbruchs des Vesuv liest man zum Schluss. Hier auch wird die Zahl der Opfer genannt. 1047 Leichen hat man bisher gefunden. Von Plinus weiß man, wann der Auswurf vulkanischen Materials begann. Das eigentliche Drama bestand wohl darin, Hab und Gut retten zu wollen. Das kostete zu viel Zeit.
Was lehrt uns Pompeji? "Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein." Diese Erkenntnis sollte uns entspannt mit Materie umgehen lassen.
Ein sehr informatives Buch, das ich gerne empfehle.
Überall im Handel erhältlich.