Prof. Dr. Karl-Heinz Göttert ist der Autor dieses breit angelegten Sachbuches, in dem er aufzeigt, dass der europäische Redner keine universelle, sondern eine historisch fixierbare Erscheinung verkörpert, mit klarem Start und durchgehender Tradition über bereits schon zweieinhalb Jahrtausende hinweg.
Redekunst wurde in Griechenland ausgebildet zu einem Narrativ, in dem die Macht der Rede zu einem Mythos wurde.
Das Buch wiederlegt die Thesen vom Niedergang der Redekunst und den mangelnden Fähigkeiten der Redner. Es gibt sie noch immer, die große Rede mit sprachlicher Kunst und perfekter Präsentation. Die Wissenschaft hat sich mit dem theoretischen Aspekt der Rede ausgiebig befasst.
Das Buch wiederlegt die Thesen vom Niedergang der Redekunst und den mangelnden Fähigkeiten der Redner. Es gibt sie noch immer, die große Rede mit sprachlicher Kunst und perfekter Präsentation. Die Wissenschaft hat sich mit dem theoretischen Aspekt der Rede ausgiebig befasst.
Zwischenzeitlich gibt es eine perfekte Aufarbeitung der rhetorischen Fachliteratur von der Antike bis heute. Es ist möglich Redner und Reden europäischen Zuschnitts miteinander zu vergleichen, denn entscheidende Maßstäbe haben sich nicht verändert. Der Autor fragt, worin genau diese Maßstäbe bestehen, was das Spezifische ist, das sich abgrenzen lässt von anderen Kulturen, in denen europäische Redekunst aufgrund unterschiedlicher Erwartungen vermutlich ebenso wirkungslos wäre wie umgekehrt nichteuropäische bei uns?
Fakt scheint zu sein, dass man dem folgt, den man anerkennt und Rede im Grunde sekundär ist. Es geht also um Autorität, die der Redner hat. Autorität gewinnt man, wenn man das Publikum versteht, dessen Gedanken aufnimmt und dabei mit argumentativen und sprachlichen Mitteln arbeitet, die beeindrucken. Bei der Redekunst geht es offenbar um vorzeigbares, vorgezeigtes Können, so der Autor.
Glaubwürdigkeitslücken werden beispielsweise durch Ästhetik überdeckt, zumindest in Europa. Glaubt man Göttert, scheint die Macht der Rede von Anbeginn an eine durchsichtige Konstruktion gewesen zu sein, die der Idee des Überwältigens durch (Anwendung von) Kunst folgte. Dieses Konzept europäischer Redekunst hat offenbar immer noch Erfolg.
Der Autor stellt im Buch Reden in interessanten Paarungen (Meister Eckhart und Johann Christoph Gottsched, Cicero und Rosa Luxemburg oder Perikles und Richard von Weizäcker) nebeneinander und verleiht der Geschichte der Rhetorik eine neue Perspektive. Dazu gibt es eine Fülle von lehrreichen Exkursen, z.B. zu Platons Kritik an der Rhetorik, zur Größe der Rede oder zu Charisma.
Wer sich in Sachen Rhetorik kundig machen möchte, sollte dieses aufschlussreiche Buch lesen, das ein Kompendium rednerischen Geheimwissens darstellt und uns Redner aus völlig neuer Perspektive betrachten lässt.
Empfehlenswert
Helga König
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