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Rezension: Diktator werden-Populismus, Personenkult und die Wege zur Macht-Frank Dikötter-Klett-Cotta


#Frank_Dikötter, der Autor dieses Werkes, ist Professor of Humanities an der Universität in Hongkong. Er gilt als einer der führenden Zeithistoriker und vehementesten Kritiker der Diktaturen im 21. Jahrhundert. 

Die Liste der Staatslenker, die allgemein als moderne Diktatoren betrachtet werden, umfasst, so der Autor, weit über hundert Namen. Die meisten von ihnen hätten eine Art Personenkult gepflegt und Variationen ein und desselben Themas geboten. 

Diktatoren, die sich an der Macht hielten, sollen sich häufig zweierlei Instrumente bedient haben. Genannt werden #Kult und #Terror. Nach Auffassung des Autors- und diese macht er an seinen Beispielen deutlich- ist der Personenkult der Mittelpunkt der Tyrannei. 

Um an die Macht zu gelangen und zugleich dabei ihre Rivalen los zu werden, gab es für die fokussierten Diktatoren stets viele Möglichkeiten. Dazu gehörten blutige Verfolgungen, Manipulation und Teile- und herrsche-Strategien. Langfristig allerdings, so Dikötter, habe sich der Personenkult als die effizientere Option erwiesen. Dieser Kult habe Verbündete und Gegner gleichermaßen erniedrigt, weil er sie durch eine allgemeine Erniedrigung in die Kooperation gezwungen habe. Primär allerdings habe ein Diktator Menschen zu Lügnern gemacht, weil er sie nötigte, ihm vor den Augen und Ohren anderer zu huldigen. 

Der Autor fragt, wer diesen Kult schuf und nennt Hagiographen, Fotografen, Theaterschriftsteller, Komponisten, Dichter, Redakteure und Choreographen,  aber auch mächtige Propagandaminister und bisweilen sogar ganze Industriezweige. 

Die acht schrecklichsten Diktatoren des 20. Jahrhunderts, die im Buch näher beleuchtet werden,  haben ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, allerdings traf jeder von ihnen die wichtigsten Entscheidungen zur Verherrlichung seiner Person selbst. 

Bei den Diktatoren handelt es sich um: #Mussolini, #Hitler, #Stalin, #Mao_Zedong, #Kim Il-sung, #Duvalier, #Ceausecu und #Mengistu. 

Alle Diktatoren erwarteten bedingungslose Zustimmung. Wer dem Diktator die Illusion von Zustimmung nicht zu geben vermochte, wurde bestraft, inhaftiert oder sogar erschossen. 

Der Sinn des Kults habe darin bestanden, Verwirrung zu stiften, den gesunden Menschenverstand ad absurdum zu führen, Gehorsam zu erzwingen, Individuen voneinander zu isolieren und ihre Würde zu brechen. 

Menschen, die dem Diktator gegenüber im Hinblick auf ihre Treuebekundungen nicht aufrichtig genug erschienen, wurden denunziert. Allerdings gab es bei allen Diktatoren, die im Buch benannt werden, stets genügend Anhänger, Opportunisten und Schläger wie auch Personen, die gleichgültig oder apathisch waren.

Der Kult um einen Diktator sei nicht selten mit Magie und Aberglauben durchtränkt gewesen. So sei es auch immer wieder zur säkularen Anbetung gekommen.

Was wohl bei allen Diktatoren mehr zählt als Gesinnungstreue, sei Loyalität gegenüber ihrer Person. Nicht selten sei die Ideologie ein Akt des Glaubens gewesen, eine Prüfung der Loyalität. 

Indem Diktatoren die Macht personalisieren, wird ihr Wort zum Gesetz. Alle Diktatoren haben ihr Volk und sich selbst belogen. Einige waren von ihrem Genie überzeugt, andere in ihrer Welt gefangen, wiederum andere entwickelten krankhaftes Misstrauen gegenüber ihrem persönlichen Gefolge.

Vor allem seien die Diktatoren von Kriechern umgeben gewesen, schwankten, keine Kritik duldend, zwischen Selbstüberschätzung und Paranoia, trafen, so Dikötter infolgedessen wichtige Entscheidungen alleine, was verheerende Folgen hatte.  Diktatoren verlieren  nicht selten den Bezug zur Realität, wie die Beispiele Hitler und  Ceausescu zeigen, vollständig.

Die Sucht verehrt zu werden, das  pervertierte Prestigestreben und ihr krankhaftes Misstrauen zeigen die innere Schwäche all dieser Größenwahnsinnigen, die immerfort Leid über die Menschheit bringen.

Maximal empfehlenswert

Helga König

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Rezension: Heute schon einen Prozess optimiert? Gunter Dueck- Campus


#Gunter_Dueck, der Autor dieses Buches, ist Mathematikprofessor. Er schreibt erfolgreiche Bücher, ist Netzaktivist, Business Angel und Speaker. Der Untertitel seines neuen Werkes lässt bereits erahnen, worum es ihm diesmal geht: "Das Management frisst seine Mitarbeiter."

Im Rahmen von sechs Kapiteln wird der Zustand in vielen Unternehmen analysiert und beschrieben, um am Ende eine Lösung des Problems anzubieten. Nach Duecks Beobachtung stemmen sich das Management und die Politik gegen eine gute Zukunft. Die Manager der Industrieproduktionen seien seit etwa 35 Jahren damit befasst, Prozesse zu optimieren und Roboter einzusetzen. Das Aufkommen von Computern, Datennetzen und Unternehmenssoftware ("SAP") habe zu einem enormen Effizienzschub geführt und darüber hinaus zu großen Profitsteigerungen. Weil der wirtschaftliche Erfolg aufgrund des Fokus auf die Effizienz so immens war, hätten viele Unternehmen ihre Zukunftsfähigkeit eingebüßt. 

Für Dueck steht fest, dass es in den kommenden Dekaden mehr um neue Inhalte und ein verändertes Denken geht und nicht mehr so sehr um das alte Ringen um die effizienteste Form. Das aber scheint nicht begriffen zu werden. Die Mehrheit der Führungskräfte unterliege dem Effizienzwahn, der das Betriebsklima entsprechenden aufheize. Obgleich langfristig alles andere als sinnstiftend, kämen die Protagonisten aus ihrer "Systemneurose" nicht heraus, die die Mitarbeiter als "Menschen" fresse und sie als bloße Ressource behandele. Das persönliche Menschsein trete hinter die Prozesseffizienz zurück. 

Die Managerkompetenz beschränke sich derzeit auf Prozesssteuerung und harsche Mitarbeitermotivation rund um die Uhr. Auf diese Weise gestresste Mitarbeiter lernten nicht mehr und bildeten sich nicht mehr weiter. Dis-Stress durch Effizienzdruck wirkt sich u.a. auf die Qualität des Produkts aus und auf die mangelnde Zufriedenheit der Kunden. Je größer der Druck auf Quantität, umso mehr verschlechtere sich die Qualität bis über die Strafrechtsgrenze hinaus. 

Die Digitalisierung zeige neue Wege auf. Um diese zu gehen, sei allerdings Zukunftsfähigkeit eine entscheidende Voraussetzung. Dueck veranschaulicht wie man  ticken muss, um Neues auf den Weg zu bringen und macht auch klar, dass alles, was digitalisiert werden kann, digitalisiert wird. Mitarbeiter verlieren, so Dueck, ihre Kompetenz, wenn ihre Arbeitsprozesse digitalisiert werden. Sobald die Mitarbeiter zu Human-Ressourcen degradiert werden, verschwindet das Persönliche und damit auch die Würde. 

Man liest mehr zur "Mc Donaldisierung". Jobs in Unternehmen, die nach dieser Methode arbeiten sind die menschliche Endstation vor der Automatisierung. Die Mitarbeiter sollen sehr schnell und fehlerfrei arbeiten und die Kunden sollen keine Sonderwünsche haben. Standardisierung findet sich allerorten und sie nährt weitere Standardisierung. 

Dueck schreibt  auch über Auslastungsdruck, der dazu führe, dass letztlich die Kreativität den Bach runter geht. Er schreibt zudem darüber wie Mitarbeiter durch Messen und Vergleichen ausgepresst werden und wie bei all dem Optimierungsstress psychologische Vereinzelung und soziale Phobien entstehen. Aufgrund des starken Drucks im Hinblick auf geforderte Zahlen würden Manager und Mitarbeiter den Gesamtzustand eines Unternehmens vergessen, so marodiere letztlich allerorten die Zukunft. 

"Der Egoismus beutet die Infrastrukturen der Gemeinschaft und Staaten aus, die Idee der Nachhaltigkeit wird propagiert und mit Füßen getreten." (S.165) 

Unmöglich, im Rahmen der Rezension alle Faktoren zu benennen, die der Autor hier unter die Lupe nimmt. Klar wird, dass alle Faktoren zum Niedergang der Qualität, des Vertrauens, der Mitarbeiterzufriedenheit und der Zukunftsfähigkeit führen und zwar bis über die Grenzen des Erlaubten. 

Innovation und Kreativität (sie sind die Voraussetzung für eine gute Zukunft)  machen ein ruhiges Klima erforderlich. Dueck listet Unruhequellen auf und philosophiert über Unternehmen mit einer Persönlichkeitszwangsstörung, die Innovation und Kreativität verhindern. 

Was ist zu tun, damit bei der nächsten Sintflut, Schiffe anstelle von Deichen gebaut werden, man also klug handelt?  Wie schafft man einen Perspektivwechsel?

Gunter Dueck hilft ihnen dabei, die Antwort zu finden. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Der lange Abschied von der weißen Dominanz- dtv- Charlotte Wiedemann


#Charlotte_Wiedemann hat sich als Auslandreporterin in Asien und Afrika, speziell in der islamischen Welt mit der Thematik "Wir und die anderen" auseinandergesetzt. In ihrem faktenreichen, spannend zu lesenden Buch schreibt sie gegen die Angst und Abschottung von uns Europäern gegenüber Menschen aus Drittländern an und wirbt dafür, uns zu verändern und zu befreien. 

Im Rahmen von insgesamt 7 Kapiteln denkt sie Heimat und Welt zusammen, weil anders dies im Hier und Heute nicht mehr möglich ist. Die Autorin schreibt, dass wir Europäer einen historischen Abstieg verkraften müssen und hofft, dass wir dabei nicht in den Faschismus verfallen. 

Bei allem müsse man die #Angst vor dem #Machtverlust berücksichtigen, um zu begreifen, weshalb #Migration und kulturelle oder religiöse Verschiedenheiten immer schwerer akzeptiert werden. Wiedemann weiß, dass jene, die die Vielfalt zurückdrehen möchten, dem Bürgerkrieg das Wort reden. 

Die Autorin geht zunächst in ihre Kindheit zurück, um zu dokumentieren, dass die Grundschule von heute mit der Volksschule von einst nicht mehr viel gemein hat. Heute herrscht Vielfalt, nicht nur was die Haarfarbe und Herkunft anbelangt, auch die Lebensstile der Eltern und die Unterschiede zwischen arm und reich klaffen ungleich auseinander. Wiedemann erzählt parallel dazu, die Geschichte eines afrodeutschen Jungen (Besatzungskind), der auch in der ersten Hälfte der 1950er Jahre geboren worden ist, massive Probleme hierzulande und später als adoptierter Junge in den USA  bekam, weil dort damals Rassismus allerorten noch Programm war. 

Die Erfahrungswelten junger und alter Menschen im Hinblick auf Migranten sind heute noch immer sehr verschieden, die Gründe hierfür werden genannt. An den Unis kommt mittlerweile jeder Fünfte aus einem anderen Land unter ihnen viele Chinesen. Jeder Zweite unter 30 meint,  man könne und solle mehr Schutzsuchende aufnehmen. Die Angst vor "Überfremdung" wird demnach mit den alten Menschen  möglicherweise aussterben. Nur 3 Prozent unserer migrantischen Bevölkerung lebt in Ostdeutschland. Vielleicht ist es die Unkenntnis, die das negative Verhalten gegenüber Pluralität hat entstehen lassen.

Spannend zu lesen, dass die Angst vor dem Katholizismus in den USA bis Mitte des 20. Jahrhunderts analog wirkmächtig war wie heute in Europa die Angst vor dem Islam. Die eigene Zugehörigkeit zur Gemeinschaft, zur Nation werde durch den "Feind" infrage gestellt und so ist die Phase des Überlebenskampfes erreicht, der alle Mittel rechtfertigt. Auch hier wird es  einen Wandel geben, alles eine Frage der Zeit wie das Beispiel USA zeigt.

Wer Vielfalt bejaht, akzeptiert: #Aushandlung, #Antagonismus und #Ambivalenz  betont die Autorin. Dieses zu tun ist so wichtig, weil alle gemeinsam viel besser die eigentlichen Probleme unseres Jahrhunderts bewältigen können, als da sind: Ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit. 

Nicht grundlos reflektiert Charlotte Wiedemann #Rassismus und #Respekt. Dabei betont sie, dass die systematische Abwertung anderer Kulturen, gestützt durch Wissenschaft, Wirtschaft, Kirchen, Militär über sehr lange Zeit, ein weißes Erbe war. So berichtet sie von Menschenzoos- ganz unglaublich- , die es einst in Europa gab, um die Wildheit außereuropäischer Kulturen zu dokumentieren. Besucht wurden die Zoos  in all den Jahren von anderthalb Milliarden Personen. Wie borniert müssen diese Gaffer gewesen sein? Herrenmensch-Idiotie allerorten...

Für viele Konflikte laute das Schlüsselwort #Respekt und der fängt bereits bei der Wortwahl an. Vorurteile gilt es zu bekämpfen und es gilt, uns auch bewusst zu machen, dass in anderen Kulturen "Würde" möglicherweise einen höheren Stellenwert hat als bei uns. 

Wann ist eine Frau tatsächlich befreit? Ist sie es, wenn ihr Körper mittels sexueller Werbung kommerzialisiert wird? 

Unmöglich all das zu benennen, was Charlotte Wiedemann hier gedanklich auslotet, beispielsweise auch Gewalt sowie den Kolonialismus, Shoa und das Weltgedächtnis. 

Humanität ist gefragt und ist ein Indiz für Klugheit, nicht nur jetzt, wo die weiße Dominanz sich für immer verabschiedet und Hochmut ein Garant für den Fall ins Uferlose darstellt. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König

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