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Rezension: Macht und Ohnmacht einer Mutter- Kaiserin Maria Theresia und ihr Kinder- Elisabeth Badinter-Zsolnay



Elisabeth Badinter, die Autorin dieses Buches, war Professorin für Philosophie an der Elitehochschule École Polytechnique in Paris und hat einige bemerkenswerte Bücher verfasst, nicht zuletzt das Buch "Mutterliebe", das als ein Klassiker der feministischen Literatur gilt. 

Im vorliegenden Werk geht es um Kaiserin Maria Theresia im Hinblick auf ihre 16 Kinder. Sie wurde, ungewöhnlich für ihre Zeit, einmütig als "zärtliche Mutter" bezeichnet und soll als Mutter die Moderne vorweggenommen haben, weil sie sich für alle Belange der Kinder verantwortlich und wegen all ihrer Probleme schuldig fühlte. Dabei offenbarte sie sich allerdings, so die Autorin, nicht als Vorzeigemutter, wohl aber als "echte" Mutter. 

Die Historikerin fragt zunächst, welche Art von Mutter Maria Theresia war und erwähnt, dass es schwierig sei, die Realität und Intensität der Mutterliebe zu bemessen, speziell in einer Zeit, in der Frauen viele Kinder zur Welt brachten und nicht wenige früh verstarben. Zu ihrem Getreuen Rosenberg soll sie gesagt haben "Ich liebe meine Kinder sehr, spüre es aber nur, wenn ich eines von ihnen verlieren muss."

Man lernt die Kaiserin als Erzieherin kennen. Sie soll feste Vorstellungen im Hinblick auf die Erwartungen an ihre Kinder gehabt haben. Allesamt sollten der Habsburger Dynastie nützlich sein. Der grundlegende Auftrag bestand darin, dass die Mädchen durch entsprechende Heiraten Bündnisse mit ausländischen Königshäusern stärken und die Jungen die Habsburger in verschiedenen Königreichen und Fürstentümern des Kaiserreichs repräsentieren sollten. 

Anhand einer Schautafel wird der jeweilige Status Maria Theresias zum Zeitpunkt der Geburt der einzelnen Kinder dokumentiert. Dann werden Etappen der Kindheit, die Erzieher und Erzieherinnen, deren Stellenbesetzung und Aufgaben auch das enge Verhältnis Maria Theresias zu den Ayas sehr gut besprochen, die sich übrigens stets sehr anerkennend ihnen gegenüber zeigte.

Man erfährt Näheres zu mütterlichen Anweisungen, die sich auch auf die konkrete Bildung bezogen. Sehr jung mussten die Töchter und Söhne Französisch und Latein lernen und hier auch  in den schriftlichen Fertigkeiten brillieren. Von den Söhnen forderte sie allerdings diesbezüglich mehr ab als von den Mädchen. Die Töchter sollten in erster Linie gefallen und nicht die gelehrten Damen spielen. Maria Theresia setzte sich also nicht über den Zeitgeist hinweg.

In der Folge lernt man die einzelnen Kinder näher kennen und das jeweilige Verhältnis, dass Maria Theresia zu ihnen hatte. Sie hatte eindeutig Vorlieben. Gab drei der Kinder das, was sie anderen verweigerte. So soll sie den Grundstein für Eifersucht zwischen den Geschwistern, selbst unter den Favoriten gelegt haben. Eine geeinte Familie hat sich offenbar nicht hinterlassen. Dazu war sie nicht gerecht genug. 

Die Autorin sieht ihr dies nach, wissend, dass Vollkommenheit in dieser Welt wohl nirgendwo zu finden ist, auch nicht bei Müttern im Hier und Heute. 

Lernen kann man m.E. schon von dieser Mutter aus abgelebten Zeiten, nämlich Vorlieben (Lieblingskindern) nicht nachzugeben, sondern stattdessen die Einigkeit der Kinder über den eigenen Tod hinaus als oberste Priorität des Erziehungsziels im Auge zu haben. 

Empfehlenswert 

Helga König

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