Dieses Blog durchsuchen

Rezension: Kriegspropaganda und Medienmanipulation-Christian Hardinghaus- Europaverlag



Christian Hardingshaus, der Autor dieses Buches, wurde nach seinem Studium im Bereich Propaganda und Antisemitismusforschung promoviert. Seine Publikation "Das Wolfsmädchen" habe ich vor einigen Monaten auf "Buch, Kultur und Lifestyle" bereits rezensiert und möchte es an dieser Stelle nochmals empfehlen. 

Die vorliegende Publikation "Kriegspropaganda und Medienmanipulation" ist in sechs Kapitel untergliedert als da sind: 
Propaganda erkennen Propaganda verstehen 
Propaganda entlarven 
Kriegspropaganda 
Propaganda im Ukrainekrieg 
Ukraine-Berichterstattung in deutschen Medien und Plädoyer für einen besseren Journalismus 

Dazu kommen noch: das Vorwort, das Nachwort und Danksagung, die Auflistung der Propagandamethoden, wie auch die Auflistung der Anmerkungen. 

Der Autor möchte durch sein Werk vor den alltäglichen Gefahren von Propaganda warnen, weil sie sich in Kriegen des 20. Jahrhundert als eine der tödlichsten Waffen erwiesen habe. Am einfachsten könne man Propaganda mittels der 4-M- Formel charakterisieren. Propaganda beschreibe die Manipulation der Massen durch Machthaber (oder Mächtige/nach Macht Strebende) mittels Medien. Bei diesen Medien handele es sich um Massenmedien mit Schwerpunkt Nachrichtenvermittlung. Je mehr mediale Präsenz Politiker, Parteien und politische Organisationen erhielten, desto größer werde, gewissermaßen automatisch, ihr gesellschaftliches Standing. Die Gefahr bestehe, dass man durch Propaganda vorgeschrieben bekomme, was man zu denken habe. 

Die Methode sei das Erzeugen von Negativgefühlen, primär von Angst. Wenn es um Massenmanipulation gehe, dann sind es existentielle Ängste, wie etwa vor Kriegen, Krankheiten, Naturkatastrophen oder wirtschaftlicher Not. Die Furcht vor einer propagierten Katastrophe könne so ausgeprägt sein, dass die Bürger eines Staates sogar Gesetze akzeptierten, die ihnen ihre Grundrechte nehmen oder massiv einschränkten. 

Dabei inszeniere sich der Propagandist medial stets als Heilsbringer und lasse verlauten, dass allein er oder seine verordneten Maßnahmen dazu in der Lage seien, das drohende Unheil abzuwenden. Sofern Machthabende eine Diktatur anstreben, könnten sie Propaganda durch Angsterzeugung so lange auf die Spitze treiben, dadurch immer größere Macht an sich reißen, bis das ausgetrickste Volk keine Chance mehr habe, sich zu wehren. 

Die Medien, die dem Diktator zunächst hörig waren, würden dann wie alle anderen Staatsorgane gleichgeschaltet. Von da an diene Propaganda ideologischen Zielen wie etwa die Entfesselung von Kriegen und werde als Kriegspropaganda noch radikaleren Prinzipien untergeordnet. 

Entdecke man Angstthemen in den Medien, müsse man wachsam sein und sich fragen, wer davon profitieren könne, uns diese Ängste einzujagen. 

Der Gesamtfokus des Buches läge auf Kriegspropaganda, die die gesamte Bevölkerung eines Landes und darüber hinaus zum Ziel habe, so Hardingshaus. Der Autor möchte präzise Entschlüsselungstaktiken vorstellen und verweist auf weiterführende Literatur für alle, die sich noch tiefer mit dem Thema befassen wollen. 

In Kapitel 2 erfährt man u.a., welchen Begriffswandel Propaganda im Laufe der Zeit durchgemacht hat und wie man ihn heute definiert. Im darauffolgenden Kapitel lernt man dann Strategien kennen, mittels denen man Propaganda entlarven kann. Hier wird man mit sieben Grundformen von Propaganda vertraut gemacht, indem diese gut verständlich erläutert werden. Alsdann werden 60 Propagandatechniken der Täuschung vorgestellt. Dazu zählt auch "Gaslighting", von der man in jüngste Zeit immer wieder liest. Das ist eine Form der Gehirnwäsche über einen längeren Zeitraum, die darauf abziele, dass das Opfer in seiner Wahrnehmung und seinem Realitätssinn zweifele, indem man ihm einrede, es sei psychisch krank oder rede sich nur Dinge ein. "Gaslighting", eine beliebte Technik von Narzissten, könne auch von Regierigspolitikern und Medien ausgehen, die bestimmte im Buch genannten Ziele verfolgen und dazu spezielle Taktiken verwenden, die der Autor auch nicht verschweigt. 

Auf die vielen im Buch beschriebenen Techniken im Rahmen der Rezension einzugehen, führt allerdings zu weit. Es lohnt, sie sich immer mal wieder vor Augen zu führen. Alle genannten Techniken finden auch in der in Kapitel 4 behandelten Kriegspropaganda Anwendung. 

Hier werden diverse Methoden und Prinzipen erörtert und diese am 1. und 2. Weltkrieg, zudem am Vietnamkrieg, den Zweiten Golfkrieg (1990-91), den Kosovokrieg, dem Irakkrieg, sowie den Kriegen in Afghanistan und Syrien aufgezeigt. Spannend zu lesen, sind die jeweiligen Kriegsanlasslügen. Sehr aufschlussreich.

In Kapitel 5 schließlich, kann man sich mit der Propaganda im Ukrainekrieg befassen und sich bewusst machen, wie die einzelnen Akteure agieren. Zum Schluss dann erfährt man Wissenswertes zur Ukraine-Berichterstattung in den deutschen Medien, die Hardinghaus als dilettantisch bezeichnet. Dies begründet er ausführlich und schreibt ein beeindruckendes Plädoyer für einen besseren Journalismus, das sich alle Journalisten zu Herzen nehmen sollten.

Das Buch enthält eine Fülle von Fakten und ist ungemein bewusstseinsfördernd, nicht nur für Journalisten. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

Onlinebestellung: Europaverlag oder Amazon