Frank Littek, der Autor dieses Buches, ist seit rund 40 Jahren als Journalist und Autor tätig. 40 Bücher von ihm sind bereits in namhaften Verlagen erschienen.
Das vorliegende Werk ist in 7 Kapitel untergliedert. Dabei werden in Kapitel 5 ausgewählte Gerechte unter den Völkern, alphabetisch geordnet und einfühlsam erzählt, vorgestellt.
Worum es geht?
Um die Menschen, die während der NS-Zeit jüdische Mitbürger vor der Ermordung retteten und dabei ihr eigenes Leben riskierten. Es geht also um die Menschen, die nach dem Krieg von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vasham als "Gerechte unter den Völkern" geehrt wurden.
Zunächst erfährt man Wissenswertes zum historischen Hintergrund. Liest in Kapitel 1 von dem Tag, an dem die Nürnberger Gesetze erlassen wurden. Das war der 15.9.1935. Von da an war der Antisemitismus gewissermaßen gesetzlich verordnet. Was dann im Einzelnen geschah, wird sehr gut vermittelt. Hier liest man auch, dass alle Juden ab 1939 aufgrund der "Namensänderungsverordnung" einen typisch jüdischen Vornamen tragen und die ein Jahr zuvor eingeführten Kennkarten bei den jüdischen Mitbürgern mit einem "J" gekennzeichnet sein mussten.
Im November 1938 dann, so erfährt man weiter, fanden nicht nur die unsäglichen Pogrome statt, sondern es kam auch zu der "Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben." Auch wurde jüdischen Kindern der Besuch "deutscher Schulen" untersagt. Wie schwierig die Ausreise für Juden aus Deutschland war, wird auch sehr klar beschrieben.
Die Maßnahmen gegenüber Juden wurden immer ungeheuerlicher. Ab 1941 mussten die Juden Judensterne tragen, Ergebnis einer perfiden Polizeiverordnung. Danach begannen die systematischen Deportationen. Allein in Hamburg sollen sich 100.000 Bürger am jüdischen Eigentum bereichert haben.
Seite für Seite liest man von den Abgefeimtheiten gieriger Nazis und deren Mitläufern und dem Risiko, das Menschen eingingen, die Juden halfen. Man liest von den schrecklichen "Aktionen" der Gestapo. So wurden beispielsweise in Berlin bei einer Großrazzia 11.000 Juden inhaftiert.
Wie man weiter erfährt, begannen das Morden und die Deportationen zu unterschiedlichen Zeiten. Brutal und menschenverachtend ging es allerorten zu. Das Vernichtungssystem macht einfach sprachlos. Wie war so etwas bloß möglich?
Man liest in der Folge von Yad Vashem. Der 45 Hektar großen Anlage, die nicht nur Denkmäler und Gedenkstätten enthält, sondern auch einen Museumskomplex, Forschungs-und Bildungsbereiche als auch einen großen Park. Die Datenbank dort wies am 2. November 2023 immerhin 28217 Gerechte unter den Völkern aus.
Man erfährt Näheres zu dem Anerkennungsverfahren in Yad Vashem und es wird thematisiert, was die Gerechten zu Gerechten macht.
Die ausführlichen Porträts ausgewählter Gerechter sind alle sehr berührend beschrieben. Allerdings wäre es unlauter eines der Porträts hervorzuheben. Alle Gerechten waren unglaublich mutig und haben bewiesen, dass sie ihrem Herzen folgten als sie das Leben ihrer Mitmenschen retteten und sich selbst in Gefahr brachten. Jede einzelne Geschichte verdient es, immer und immer wieder erzählt zu werden, um begreifbar zu machen, was Nächstenliebe tatsächlich bedeutet und weshalb sie in allen Jahrhunderten neu kultiviert werden muss.
Unrecht muss als solches erkannt und bekämpft werden. Vorteilsdenken darf nicht dazu führen, dass man Unrecht abnickt. Das ist die Lehre aus dem, was man diesen Porträts der Menschen entnehmen kann, die große Vorbilder für Mitmenschlichkeit über die Jahrhunderte hinweg sind und bleiben.
Eine Übersicht über die 651 Gerechten Deutschen und ihre Rettungstaten in Kurzporträts folgt im Anschluss. In der sich dann anschließenden Statistik, kann man die Zahl der Gerechten in den einzelnen Ländern dieser Erde nachlesen.
Vergegenwärtigt man hier die Zahlen, begreift man, dass Gerechte ganz besondere Menschen sind, deren Mut nicht oft genug thematisiert werden kann, gerade in Zeiten wie den aktuellen, wo die Verfolgung Andersdenkender und Andersgläubiger leider nicht der Geschichte angehört.
Wo bleibt die Lernfähigkeit der Menschen? Auf der Strecke? Und wenn ja, weshalb?
Maximal empfehlenswert
Helga König