Geo Epoche Nr. 46 befasst sich im Rahmen vieler sehr eloquenter Beiträge mit der Macht der Habsburger. Gleich zu Beginn lernt man auf dem Wege eines Bildessays die Habsburger Herrscher von 1273- 1916 visuell kennen. Es handelt sich dabei um Rudolf II., Maximilian I., Karl V., Philipp II., Matthias, Leopold I., Philipp IV., Maria Theresia, Franz II./I. und Franz Joseph. Im Verlauf des Bildessays werden die einzelnen Herrscher auch textlich porträtiert. Anschließend thematisiert Martin Paetsch den Aufstieg der Habsburger und wenig später wird man mit dem mächtigsten Monarchen seiner Zeit, Karl V. vertraut gemacht. Er herrschte über große Teile Europas und über ein riesiges Kolonialreich in Amerika. Bei all seiner Macht gelang es ihm nicht, die von Deutschland ausgehende Reformation zu unterdrücken und die Einheit des abendländischen Christentums zu bewahren, fasst Reymer Klüver seinen sehr umfangreichen und abwägenden Beitrag zusammen.
Die Finanzen Karls wurden übrigens durch die Kriege gegen Frankreich ruiniert. Als Karl 1527 ein Söldnerheer in Italien nicht mehr bezahlen konnte, fielen seine deutschen und spanischen Landsknechte über Rom her und setzten den Papst gefangen. Diese Gelegenheit nutze der Habsburger und zwang den Papst, ihn zum Kaiser zu krönen, (vgl.: S.47).
Lesenswert innerhalb der Darstellung Karls V. ist der Sachverhalt um den Schmalkaldischen Krieg, der den Charakter eines Entscheidungskampfes zwischen der protestantischen Partei und der kaiserlich katholischen Liga um die religiöse und politische Zukunft des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen verkörperte. Doch können die militärische Niederlage und das kaiserliche "Interim" die Ergebnisse der Reformation nicht rückgängig machen.
Karl V. legt 1556 die Kaiserwürde nieder und zieht sich in eine Villa in der Nähe des Klosters St. Yuste in Spanien zurück.
Don Carlos wird thematisiert und auch Rudolf II., der im Jahre 1583 seine Residenz von Wien nach Prag verlegte. Zu Zeiten dieses Kaisers wurde Prag eine Metropole der Gelehrsamkeit. Dieser Kaiser versammelte Künstler, Alchemisten und Forscher aus ganz Europa um sich. Sie sollten ihm bei der Suche nach den Geheimnissen der Schöpfung helfen, (vgl.: S.54). Der Astronom Keppler revolutionierte in Prag das Bild des Universums. 1609 entdeckte er, dass Gestirne ihre Bahnen nach genauen mechanischen Regeln beschreiben, die sich rechnerisch einfach darstellen lassen. Das größte Universalmuseum, das je ein Mensch zusammengetragen hat, war jenes von Rudolf II.
Diese Sammlung wurde im Dreißigjährigen Krieg vollständig zerstört.
Ausführlich wird in der Folge vom osmanischen Angriff auf Wien im Jahre 1683 berichtet. Damals haben sich rund 60 000 Menschen in der Stadt verschanzt. Es wurden Bürgerwehren gebildet und Freiwilligeneinheiten, sogar Kaufleute und Adelige stellten Truppen auf, um sich vor den Türken zur Wehr zu setzen. Es ist unmöglich im Rahmen der Rezension ausführlich über das, was damals geschah ausführlich zu berichten. Dass die Geschehnisse sich nachhaltig in das Bewusstsein vieler Generationen eingeprägt hat, lässt darauf schließen, welches Trauma die Geschehnisse hinterlassen haben.
Man liest in der Folge über das Ende der spanischen Habsburger und über Kaiserin Maria Theresia, ihre Bündnisse und die Auseiandersetzungen mit Friedrich II. von Preußen, deren Streitobjekt Schlesien war. Wichtigste Aufgabe der Kaiserin war die Modernisierung ihres maroden Staates: die Zentralisierung der Verwaltung und die Reform der Armee.
Jörg Uwe Albig hat einen sehr schönen Beitrag über Mozart geschrieben, der freier Künstler in Wien war und dort völlig verarmt im Alter von nur 35 Jahren verstarb.
Andreas Hofer und der Tiroler Bauernaufstand ist ein weiteres Thema und wie zu erwarten war, auch Metternich. Beide Beiträge sind sehr lesenswert und machen die napoleonischen Zeiten im Hinblick auf Österreich begreifbar.
Sehr realistisch ist das Textporträt Elisabeths von Österreich (1837-1898), die die ungarischen Nationalisten in ihrem Kampf um Unabhängigkeit von Wien unterstützte. Dieses analytische Porträt zeigt, wie diese Frau tatsächlich war.
Sehr gut hat mir Johann Stocks "Wien, ein Schauspiel in sechs Akten gefallen", das sich wirklich zu lesen lohnt.
Ein interessantes Magazin. Die Bildgestaltung ist sehr beeindruckend.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen