Das vorliegende Geomagazin dokumentiert, wie eine kleine Inselnation bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ein Viertel der Erde und der Menschheit zu unterwerfen vermochte und berichtet von der Entstehung jener globalisierten Welt, in der wir heute noch leben.
Das Magazin enthält 13 Beiträge unterschiedlicher Autoren. Kartenausschnitte und viel Bildmaterial dienen zur Illustration und zum besseren Verständnis der eloquenten Texte.
Zunächst wird man über den Aufstieg des Imperiums unterrichtet. Bis 1733 entstanden nach und nach 13 Kolonien, von New Hampshire bis Georgia. Es war König Jakob I. , der Virginia zur Kronkolonie erklärte, d.h. sie zu einem direkt dem Monarchen unterstellten Territorium machte, das von einem Gouverneur verwaltet wurde.
Man erfährt wie sich im Jahr 1600 etwa 100 Kaufleute zu einer Aktiengesellschaft zusammenschlossen. Diese "East India Company" erhielt einen Freibrief seitens Elisabeth I. Er ermöglichte es, Handel mit Indien als auch mit Ost- und Südostasien zu betreiben. Die Anteilseigner teilten sich Kosten und zukünftige Gewinne. Weil das Handelsmonopol staatlich war, erhofften sich die Aktionäre ein vermindertes Risiko. Sehr rasch stieg die East India Company zur erfolgreichsten Aktiengesellschaft in England auf.
Nachdem Ende des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und dem Verlust der dortigen Kolonien wurde Indien zur bedeutendsten Kolonie Englands. Ab 1858 übernahm die britische Krone die Administration auf dem Subkontinent. Anhand einer Karte kann man sich eine Vorstellung davon machen, wie groß das britische Weltreich dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts- auf dem Gipfel seiner Macht- war. London beherrschte über 400 Millionen Menschen, das heißt ein Viertel der damaligen Weltbevölkerung und ein Gebiet, das 100x so groß war wie das Mutterland.
Man erfährt Näheres über den Abenteurer Sir Thomas Stamford Raffles, der von einem malaiischen Sultan das Recht erhielt, ein im Piratennest einen Handelsposten zu gründen. Daraus entstand die Drehscheibe im Gewinn einbringenden Warenverkehr mit den Schätzen des Ostens und damit eine bedeutende Grundlage für den Aufstieg des Empire zum größten Weltreich.
Äußerst spannend zu lesen ist der Beitrag mit dem Titel "Rebellion auf der Zuckerinsel" von Christina Schneider. Es geht dabei um die Zuckerrohrplantagen Jamaikas, wo Sklaven für den Reichtum britischer Pflanzer schufteten. Viele der Sklaven starben bereits bei Ankunft. 1831 dann erheben sich die Zwangsarbeiter gegen ihre Ausbeuter. Es war nicht zuletzt Jamaika, das das Empire reich machte.
Es führt zu weit, alle Beiträge hier zu streifen. Nennen möchte ich den Beitrag von Reymer Klüver, der den Titel trägt "Die Drogenhändler ihrer Majestät". Es geht um britische Kaufleute, die von Indien aus tonnenweise Opium nach China schmuggeln, was zu einer vorteilhaften Handelsbilanz des Vereinigten Königreichs führte. Kaum vorstellbar: 1850 werden mehr als 50 000 Kisten Opium nach China verbracht. Dort hat die Droge allerdings verheerende Folgen für die Menschen. Doch was zählt schon der Mensch, wenn es um Profit geht?
Man liest von aufregenden Ereignissen auf Borneo und von anderen in Australien, das seitens der Briten seit 1788 als Strafkolonie genutzt wurde. Auch über die Weltausstellung 1851 in London wird man unterrichtet. Es war übrigens die erste Ausstellung dieser Art. Eröffnet wurde sie von Queen Victoria und ihrem Gatten Albert.
Mehr erfährt man u.a. über Cecil Rhodes, dem Diamantenkönig, der in Afrika ein eigenes Reich besaß: Rhodesien. Das Gebiet befand sich nördlich des britischen Kolonialbesitzes und gehörte vormals afrikanischen Stämmen.
Ausbeutung, Diebstahl und Raub hatte alle überall Methode. Dadurch wurden die Briten reich, aber die Menschen in den ausgebeuteten Ländern konnten sich nicht entwickeln. Die äußerst miesen Methoden schnell reich zu werden, sah in anderen Ländern Europas, die Kolonien besaßen, nicht wesentlich anders aus.
Dass heute Flüchtlingsströme aus vormaligen Kolonien Europa zu überfluten drohen, wundern nicht, sobald dem Beobachter bewusst wird, was sich im Laufe der Geschichte ereignet hat. Ein Blick auf die Karte, wo auch die Kolonien anderer europäischer Länder eingezeichnet sind, verdeutlicht, dass das Gesetz der Resonanz nun zu wirken beginnt. Das ist die Folge der Ausbeutung, die nun ihren Tribut fordert, den man ohne zu Murren entrichten sollte. Der faire Ausgleich gebietet dies.
Empfehlenswert.
Helga König