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Rezension: Zum Weltfrieden –Ein politischer Entwurf- Michael Wolffsohn- dtv premium

Prof. Dr. Michael Wolffsohn lehrte bis 2012 Neuere Geschichte. In seinem Buch stellt er die These auf, dass nicht nur derzeit Staaten zerfallen, sondern dass in Zukunft noch mehr Staaten zerfallen werden. Diese These versucht er wissenschaftlich zu belegen. 

Der Autor möchte zeigen, dass Konflikte eingedämmt und sogar beendet werden können. Um dies möglich zu machen, ist Selbstbestimmung notwendig. Seine Diagnose lautet: "Sofern Menschen nicht manipuliert, also missbraucht werden, streben sie nach Selbstbestimmung. Sowohl als Individuum wie auch im kollektiv." 

Wolffsohn geht davon aus, dass wir alle unseren Alltag selbst gestalten möchten und zwar in jeder Beziehung, sprich, politisch, wirtschaftlich, sprachlich, religiös und kulturell. Darüber hinaus aber wollen sich auch viele Menschen abgrenzen, sei es ethnisch, sprachlich, kulturell, religiös oder national. Dabei aber muss man wissen, dass Abkapselung – jenseits der Selbstbestimmung- Konflikte und Kriege anheizt. 

Unsere Staatenwelt sei ein Kunstprodukt, so der Autor. "Sie ist eine Kopfgeburt und als Kopfgeburt eine Totgeburt. Deshalb zerbröselt ein Staat nach dem anderen."  Die Ursache sei ein unsinniges Konstruktionsprinzip, ein falsches Denken, dass nicht nur zum Zerfall der Staaten führe, sondern zudem zu konventionellen Kriegen oder Guerilla- Kriegen gegen das feindliche Militär. Das die Zivilbevölkerung zumeist betroffen ist, besteht nicht selten die Gefahr, dass sich daraus globale Folgen ergeben.

Man erfährt mehr über die Faktoren der (In)- Stabilität und begreift sehr schnell, weshalb die Fundamente der meisten Staaten nicht stabil sind. Es kann nur zusammenwachsen, was zusammen gehört. Nur wenn man das akzeptiert, wird es weniger Kriege und Konflikte geben. 

Man erfährt u.a. mehr über innerstaatliche demografisch-geografische Realitäten, auch über zwischenstaatliche Konstellationen und in dieser Beziehung Näheres über territoriale und personale Selbstbestimmung. Der Autor geht auf einzelne Krisensituationen ein, unter diesen auch Syrien, das klassisches Anschauungsmaterial für die Fehlkonstruktion von geografisch-demografisch uneinheitlichen politischen Einheiten im Rahmen der Kolonialbildung und der Entkolonialisierung liefert. 

Wolffsohn analysiert viele Staaten in diesem Buch und befasst sich auch mit der "Universalgeschichte der Niedertracht", gemeint mit der Geschichte Europas. Dabei ist die Geschichte der Juden in der Diaspora seit 3000 Jahren eine Abfolge von Juden-Importen und Vertreibungen. 

Um kriegerische Auseinandersetzungen zu verringern,  rät der Autor zur Föderalisierung. Territoriale und/oder auch personale Selbstbestimmung der jeweiligen Gemeinschaften als Alternative zu erproben, ist gewiss mehr als einen Versuch wert, da  die ansonsten üblichen humanitären Interventionen bekanntermaßen stets nur die Symptome,  nicht aber die Krankheit selbst bekämpfen.

Empfehlenswert.

Helga König

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