Jean Ziegler, der Autor dieses Buches, ist emeritierter Professor der Universität Genf. Bis 1999 war er Abgeordneter im Eidgenössischen Parlament und von 2000 bis 2008 UN- Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Derzeit ist er Vizepräsident des beratenden Ausschusses des UN- Menschenrechtsrates. Jean Ziegler wurde mit diversen Ehrendoktoraten und internationalen Preisen ausgezeichnet. 2008 erhielt er den Internationalen Literaturpreise für Menschenrechte.
Das Buch "Der schmale Grat der Hoffnung" trägt den Untertitel "Meine gewonnenen und verlorenen Kämpfe und die, die wir gemeinsam gewinnen werden" und wurde von Hainer Kober aus dem Französischen übertragen.
Das Werk ist ein autobiographisches Buch. Der Autor hat es seinen Freunden gewidmet, die er im Einzelnen aufzählt.
Im Vorwort bereits lässt er seine Leser nicht im Ungewissen, dass der Dritte Weltkrieg gegen die Völker der Dritten Welt längst begonnen habe. Ziegler spricht von winzigen kapitalistischen Oligarchien, die über nahezu grenzenlose Macht verfügen und sich geradezu jeder staatlichen, gewerkschaftlichen und gesellschaftlichen Kontrolle entziehen. Diese Oligarchien bemächtigen sich des weitaus größten Teils der weltweiten Reichtümer und zwingen den Staaten der Erde nur ihr Gesetz auf, so der Autor.
Ziegler ist sich sicher, dass das Kollektivbewusstsein trotz neoliberaler Wahnideen, die die Oligarchien verbreiten, durchdrungen ist von der Vorstellung der Gleichheit aller Menschen und er ahnt, dass der Aufstand des Gewissens nah ist.
Jean Ziegler benennt die Ahnherren der UN-Charta, als da sind Rousseau, Voltaire, Diderot, d` Alembert und Montesquieu und betont, dass die multilaterale Diplomatie ihre Grundprinzipien der Aufklärung verdanke.
Das Buch ist in 9 Kapitel untergliedert. Dabei geht es zunächst um die Entwicklungsziele, die die UNO 2016 in ihrer Agenda 2030 zur Überwindung der gegenwärtigen kannibalischen Weltordnung festgelegt hat. Ziegler untersucht hier als Symptom der Ordnung die miese Praxis der Geierfonds. Die Eigentümer dieser Fonds gehörten zu den schlimmsten Beutejägern des kapitalistischen Systems. Weshalb das so ist, wird an Beispielen erläutert.
Wie Ziegler weiter schreibt, besaßen 2015 1 Prozent der reichsten Personen der Erde mehr Vermögenswerte als 99 Prozent der restlichen Menschheit und das Eigentum der 62 reichsten Multimilliardäre des Planeten habe den Besitz der ärmeren 50 Prozent seiner Bewohner übertroffen. Offenbar sind die Ursachen hierfür in der Aufhebung staatlicher Normativität, Abschaffung der Bankkontrollen, Entstehung privater Monopole, ungehemmter Ausbreitung von Steueroasen etc. begründet.
Im zweiten Kapitel berichtet Jean Ziegler von den Kämpfen, die er ausgefochten hat und hier in den letzten 25 Jahren im Wesentlichen auf den Schlachtfeldern der UNO. Im dritten und vierten Kapitel reflektiert er die Gründungsprinzipien und die Entstehungsgeschichte der UNO. Dabei sollte man wissen, dass die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UNO eine beinahe deckungsgleiche Kopie der Erklärung der Menschen und Bürgerrechte der Französischen Revolutionäre von 1789 ist.
Es führt zu weit, nun alle Kapitel des Buches detailliert zu beleuchten, sich beispielsweise mit imperialen Strategien hier näher zu befassen, über die der Autor im Buch auch schreibt. Interessant sind Zieglers Überlegungen zur universellen Gerechtigkeit, so etwa auch wie die Richter an den verschiedenen internationalen Gerichtshöfen der UNO Recht sprechen. Interessant sind zudem die Betrachtungen zu Kämpfen, die es gemeinsam zu gewinnen gilt.
Die kannibalische Weltordnung in Frage zu stellen und in der Folge das Leid auf dieser Welt zu minimieren, darum geht es. Das Buch zeigt Wege auf, wie dies zu erreichen ist. Einfach allerdings ist das ganz und gar nicht.
Überaus empfehlenswert.
Helga König
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