Herbert Prantl ist Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung und verantwortet dort deren innenpolitischen Teil. Der Jurist, der als einer der wortgewaltigsten deutschen Journalisten gilt, hat nach seinem Studium der Rechtswissenschaften, Geschichte und Philosophie zunächst als Staatsanwalt und Richter gearbeitet, um dann der zu werden, der er heute ist.
Das vorliegende Buch trägt den Untertitel "Wie man dem neuen Extremismus das Wasser abgräbt" und zeigt auf, dass nicht der Populismus es ist, der die Gesellschaft zerstört, sondern dafür vielmehr der populistische Extremismus verantwortlich sei. Der sogenannte Rechtspopulismus sei eine Entrechtungsbewegung, die als eine modernisierte Version des alten Rechtsextremismus begriffen werden muss, weil er mit den Mitteln der Ausgrenzung, mit sich steigernden Regelverletzungen arbeite. Bei diesen inszeniere er sich mit dem Gestus des mutigen Tabubrechers. Genau das sei in der Internetwelt besonders wirksam,"weil die irresten Attacken und die irresten Ankündigungen die irreste Verbreitung" fänden.
Rechtspopulismus gelte es zu bekämpfen. Von daher auch begreift Prantl seinen Text als Schrift gegen Phlegma und Fatalismus und will sie als einen Aufruf zu einer demokratischen, rechtsstaatlichen Offensive verstanden wissen, schlussendlich als einen Appell zu einer neuen Verve der Demokraten, weil nur begeistern könne, wer selbst begeistert.
Wissen sollte man, dass eine volksnahe Politik stets gerne als populistische Politik bezeichnet wird. Doch Extremismus muss das noch lange nicht sein.
Der Autor reflektiert in diesem Zusammenhang die deutsche Kompromissfeindlichkeit, die ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten sei. Hier gelte es, zukünftig zu lernen. Der Kompromiss lebe von der Achtung der gegnerischen Position und vom Sinn für gesellschaftlichen Wandel, davon, dass man sich auf etwas einlasse. Der Kompromiss gehöre zum Wesen der Demokratie. Die Güte einer Politik zeige sich nicht in der Größe echter oder vermeintlicher Ideale ihrer Politiker, sondern in der Qualität ihrer Kompromisse. Wie ein solcher Kompromiss auszusehen hat, liest man in der Folge und begreift, warum Kompromisse sinnstiftend sind, auch, dass man sie volksnah vermitteln kann, sie aber für Extremisten Teufelswerk verkörpern.
Kompromisse seien mit Donald Trump beispielsweise nicht möglich, Grund sei der populistische Rechtsextremismus, die eine Methode sei, Menschen zur Selbstentwürdigung und Entpolitisierung zu verführen.
Der populistische Rechtsextremismus wirkt in ländlichen Gebieten stärker als in Städten. Das gilt für Deutschland und Frankreich ebenso wie für die USA.
Heribert Prantl schließt daraus, dass die Welt heimatlicher werden müsse, um dem Extremismus zu wehren. Der Autor reflektiert die Verödung der kleineren Orte, der man entgegen wirken müsse, um eine andere Bevölkerungsstruktur zu ermöglichen. Dies und andere Maßnahmen, über die man im Buch Näheres erfährt, könnten dazu beitragen, dem populistischen Extremismus Einhalt zu gebieten. Volksnähe muss nicht zwingend rechtspopulistisch sein, sie kann auch unabgehoben liberale Grundwerte vermitteln. Das sollte man bedenken.
Empfehlenswert.
Helga König
Überall im Buchhandel erhältlich
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