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Rezension: Lob der Macht- Rainer Hank- Klett-Cotta

Autor dieses Buches ist der mehrfach ausgezeichnete Wirtschaftsjournalist #Rainer_Hank. Er ist seit 2001 Leiter der Wirtschafts- und Finanzredaktion der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. 

In der vorliegenden Publikation befasst er sich ausgiebig mit dem Phänomen der Macht, um schließlich für ein neues, unverkrampftes Verhältnis zur Macht zu plädieren. In seiner Machtbeschreibung macht er deutlich, dass Macht Raum benötigt, sie verkörpert werden muss und zur Repräsentation erzwingt. Macht sei stets mehr als eine Idee, sie  sei immer sichtbare Realität. Dabei ist sie stets auf Akzeptanz angewiesen. Insofern sei Populismus eine notwendige, wenngleich noch nicht hinreichende Voraussetzung jeder Machtpolitik. 

Macht, die meine, sich solipsistisch und ausschließlich egoistisch durchsetzen und verteidigen zu können, werde mit Sicherheit scheitern. Macht könne man sich nicht nehmen, man bekomme sie verliehen. Hank belegt dies an Beispielen. 

Bei allem sei sich Macht ihrer selbst nicht sicher, insofern eine riskante Angelegenheit. Macht sei zudem bestreitbar und werde unablässig bestritten.

Davon ausgehend, dass Macht weder gut noch böse sei, betrachtet der Autor sie als bloße Wirklichkeit, die es gerade in ihrer Ambivalenz anzuerkennen gelte. Macht halte weder etwas von Moral noch von Recht. Versuche sie ihnen unterzuordnen müssten scheitern, weil Macht ihr eigenes Reich und Recht beanspruche. Sie bediene sich unterschiedlicher Mittel sich durchzusetzen, so etwa des Neides, der Rache aber auch einfühlender Empathie. Jedes Mittel, das zielführend sei, sei ihr recht. Wer Macht anstrebt, benötige ein gerütteltes Maß an Selbstüberschätzung, komme am raschesten zum Erfolg, wenn er seinen Machttrieb moralisch tarnt, liest man und darf sich anhand von Beispielen von dieser und anderen Thesen im Buch überzeugen. 

Man lernt namhafte Machtbiographien aus der Wirtschaft kennen, so etwa jene von Thomas Middelhoff, Martin Winterkorn und Ferdinand Piech. Zudem reflektiert Rainer Hank Fortune im Zusammenhang mit Macht und zeigt, dass sie nicht selten als Entlastung herhalten muss, um eigenes Versagen im Machtkarussell zu relativieren. 

Ohnmacht ist  logischerweise  auch ein Thema. Hier wird auch zur Sprache gebracht, dass sie Anstoß zur Emanzipation sein kann und es wird daran erinnert, dass der Mächtige und der Machtlose in einem symbiotischen Verhältnis wechselseitiger Abhängigkeit stehen, das letztlich beiden schadet.

Mit Geld- es ist die Brechstange der Macht - ist es möglich in einer Marktwirtschaft Macht zu kaufen. Geld ist der Hebel, der auf den Finanzmärkten dazu dient, den Einsatz und damit Macht zu vervielfältigen. 

Hank zeigt, wieso Utopien der Machtlosigkeit scheitern müssen. Der Autor erwähnt hier Thomas Morus und dessen Utopie, aber auch Francis Bacon, um die Problematik aufzuzeigen. 

Für den Wirtschaftsjournalisten der FAS ist eine Macht-Gesellschaft, in der alles auch anders sein kann (gemeint ist eine Gesellschaft, in der es Wettbewerb gibt) der Gesellschaft der Machtlosigkeit vorzuziehen. Sofern der Preis der Utopie der Machtlosigkeit ein System der Unterdrückung sei, könne man am Ende nur ein Loblied auf die Macht anstimmen. 

Ich möchte dieser Meinung weder zustimmen, noch sie verneinen, sondern sie einfach so im Raum zur Diskussion stehen lassen. 

Lesenswert ist das Buch sehr, obschon mir der Titel überaus provokant erscheint. Doch offenbar ist genau dies gewollt. 

Empfehlenswert für alle, die begreifen möchten wie und warum Macht funktioniert und weshalb es Argumente gibt,  mit ihr entspannt umzugehen.

Helga König

Überall im Fachhandel erhältlich

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