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Rezension: Azteken- Hirmer




Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Landesausstellung in Baden-Württemberg im Linden-Museum in Stuttgart mit dem Titel "Azteken", die dort vom 12.Oktober 2019 bis zum 3. Mai 2020 gezeigt wird. 

Die Vorworte zum Buch haben Winfried Kretschmer, Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg, Alejandra Frausto Guerreo, Ministerin für Kultur in Mexiko und Prof. Dr. Inés Castro, Direktorin des Linden-Museums in Stuttgart verfasst. 

Wie Prof. Dr. Inés Castro schreibt, werden im Gegensatz zu früheren Azteken-Ausstellungen jetzt im Linden-Museum Kunst- und Alltagsgegenstände im Kontext von Kultur und Gesellschaft präsentiert, um so zu einem besseren Verständnis dieser Zivilisation beizutragen. Das Wissen über die Kultur der Azteken sei auch nach langjähriger und intensiver wissenschaftlicher Forschung nach wie vor lückenhaft, weil die Kenntnisse primär auf den schriftlichen Aufzeichnungen der spanischen Eroberer beruhen, die nach unterschiedlicher Absicht der Verfasser unterschiedliche Gewichtung und Einfärbung haben. Zudem  basiere es auf den archäologischen Untersuchungen, in erster Linie im Zentrum von Mexiko-Stadt, die dort immer noch stattfinden. So sollen gerade die archäologischen Ergebnisse der letzten Jahre zu einem neuen Verständnis der aztekischen Kultur beigetragen haben.

Nach zwei spannenden Textbeiträgen im Rahmen der Einführung ist der Katalog in fünf große Abschnitte untergliedert, als da sind :

Die Quellen 
Das politisch-ökonomische System 
Tenochtitan 
Der sakrale Bezirk 
Der Katalog 

Im Rahmen der ersten vier Abschnitte werden in zahlreichen Essays unterschiedlicher Autoren verschiedene Themen beleuchtet, die im Zusammenhang mit den jeweiligen Oberbegriffen stehen. So erfährt man im ersten Abschnitt beispielsweise Näheres zur Verwendung von Schrift als Kennzeichen der alten mesoamerikanischen Zivilisation. Es gab zwei Schriftsysteme, die sich nicht gegeneinander ausschlossen. Diese Schriftsysteme entstanden etwa um 800 v. Chr. Etwa 20 Bücher aus der Zeit vor der Eroberung durch die Spanier (1521), sie bestehen aus gefalteten Streifen Hirschleder oder Rinderpapier, überzogen mit einer Schicht aus weißem Gips, auf die verschiedene Arten farbenfroher Figuren und Zeichen aufgetragen wurden, haben überlebt. Darüber kann man sich im Rahmen eines eloquenten Textbeitrages näher informieren. 

Dann erfährt man Näheres zu den Chroniken der Missionare und auch zur Geografie, Ökologie sowie zu den Kultur-und Nahrungspflanzen im Herrschaftsbereich der Azteken. Eine der wichtigsten Pflanzen war für sie der Kakaobaum, deren Samen als Zahlungsmittel eingesetzt wurde. Viele Nutzpflanzen der Azteken werden heute weltweit angebaut, zu ihnen zählen die Tomaten, der Chili und auch Mais. 

Man erfährt auch Wissenswertes zur Gesellschaft und Regierung der Azteken und hier beispielsweise etwas zu den "calpulli", das war eine Gruppe von Familien, die nahe beieinander lebten. Gezeigt werden Malereien und Skulpturen, die die Texte begleiten und man wird ausgiebig über die familiären Beziehungen informiert, so etwa, dass die Familienmitglieder sich gegenseitig unterstützten und die Mädchen bereits im Alter von 15 Jahren heirateten, allerdings musste das Sternzeichen des zukünftigen Ehepartner mit dem der jungen Frau harmonieren.

Die Märkte der Azteken werden beleuchtet. Auf den Marktplätzen war Tauschhandel üblich, dennoch kursierten verschiedene Zahlungsmittel, wobei Kakaobohnen die gebräuchlichste Währung waren. Nicht wenige Händler sollen in der hoch kommerzialisierten aztekischen Welt sehr reich gewesen sein. Um den Neid der Nachbarn zu minimieren, zeigten sich die Händler in möglichst bescheidener Kleidung und achteten generell darauf, nicht aufzufallen. 

Man liest Wissenswertes über die Hauptstadt des aztekischen Imperiums mit dem Namen Tenochtitlan und hier über den Grundriss, die Planung und das Leben dort. Auch über die großen Paläste am Hauptplatz dort wird man informiert, um anschließend über das Königtum und die Statusobjekte aufgeklärt zu werden. Die Insignien wurden aus Türkis hergestellt. 

Zur Sprache gebracht werden auch die aztekischen Kunsthandwerker und in diesem Zusammenhang erfährt man mehr über altmexikanische Federarbeiten. 

Auch der  sakrale Bezirk der Stadt wird  vorgestellt, zudem erfährt man mehr zu den Gründungsmythen. Über die Baumaterialien von Pyramiden und über deren duales Prinzip wird man des Weiteren aufgeklärt und auch über die Opfer im Alten Mexiko kann man mehr erfahren. 

Das im Buch vermittelte Wissen ist so umfangreich, dass man im Rahmen einer Rezension nicht alles ansprechen kann. Sehr gut sind schlussendlich die Ausführungen im Rahmen des Katalogs zu den präsentierten Objekten in der Ausstellung, die dem Betrachter die Welt der Azteken visuell näher bringen und das Wesen der Azteken  ein wenig begreifen lassen. 


Sehr empfehlenswert 

Helga König

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