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Rezension:Woodstock: Die Chronik (Gebundene Ausgabe)

Woodstock ist eine Stadt im Bundesstaat New York in den USA. In der Nähe dieser Stadt fand vom 15. bis 17.8. 1969 ein Freiluft- Rockfestival bis dahin nicht gekannten Ausmaßes (zwischen 300 000 und 500 000 Zuschauer) statt. Es spielten 32 Bands und Interpreten, wie etwa Joan Baez, J. Hendrix, The Who, Crosby, Stills, Nash& Young, Janis Joplin, Santana und J. Cocker. Die Teilnehmer konsumierten Drogen, gaben sich der freien Liebe hin und demonstrierten friedlich gegen den Vietnamkrieg. Ihre Wahlsprüche waren "Flowerpower" und "Pease `n` Love". Woodstock wurde damit zum Synonym für eine ganze auf kulturell-politische Erneuerung hoffende Hippiegeneration.

Der Bassist und Journalist Mike Evans und der Musikjournalist Paul Kingsbury haben in Zusammenarbeit mit "The Museum at Bethel Woods" das vorliegende Buch herausgebracht, das mit einer Fülle von Fotos von diesem Festival und vielen interessanten Texten jene Tage im August nach nunmehr 40 Jahren ins Gedächtnis zurückruft.

Man liest zunächst von der damaligen Gesellschaft und der Gegenkultur in den USA und wird daran erinnert, dass die Gegenkultur die Haltung nicht nur zum Vietnamkrieg kritisierte, sondern auch für Antimilitarismus, Rassengleichheit, Frauenrechte, künstlerische Freiheit und sexuelle und homosexuelle Befreiung eintrat.
Der Lebensstil dieser, zumeist jungen Menschen, zeichnete sich dadurch aus, dass sie in Kommunen zusammenlebten und sich mit fernöstlichen spirituellen Lehren befassten.
Man liest von der Bürgerrechtsbewegung in den USA in jener Zeit, von Vietnam und wird auch daran erinnert, dass 1968 Martin Luther King und Robert Kennedy ermordet wurden. Isabel Stein konstatiert in einem Gespräch mit Mike Evans, dass Woodstock im Grunde eine Antikriegs-Veranstaltung war. Thematisiert werden die Studentenproteste in Chicago 1968, Vorläufer der legendären Veranstaltung, wie etwa das "New-Jazz-Festival", auch "Monterey". Dort verbrannte Jimi Hendrix einst seine Gitarre.


Man wird über die Organisation und das Team, das Festivalgelände, über den Aufbau, sogar über die Anfahrt aufgeklärt, bevor man sich dem ersten Festtag widmen kann. An diesem Tag spielten: Richie Havens, Swami Satchidananda, Sweetwater, Bert Sommer, Tim Hardin, Ravi Shankar, Melanie, Arlo Guthrie, Joan Baez.
Man erfährt jeweils, wann die einzelnen Interpreten uhrzeitlich aufgetreten sind, liest das Ein oder Andere zu den Personen, auch Anekdotisches während des Festivalgeschehens wird geschildert und man wird stets über die spezifische Songliste informiert. Eine Besucherin erinnert sich. "Wie er (Richie Havens) da so kam und anfing "Freedom" zu singen, das hat einen richtig gepackt, und von diesem Augenblick an wurde es eine echte spirituelle Erfahrung über Frieden." Am 16.August um 0.55 Uhr trat Joan Baez auf. Sie hatte zu Beginn der 60er Jahre zur Verbreitung politischer Songs beigetragen. Natürlich gehörte zu den in Woodstock vorgetragenen Songs auch "We shall overcome" aber auch "Love, oh happy day".

Der zweite Tag, die Samstagskonzerte, sorgten für euphorische Höhepunkte. Es traten auf: Quill, Country Joe Mc Monald, John Sebastian, Santana, Incredible String Band, Canned Heat, Mountain, The Grateful Dead, Creedence Clearwater Revival, Janis Joplin, Sly & the Family Stone, The Who und Jefferson Airplane. Um 17.15. Uhr spielte Santana. Die Songs schlugen das Publikum in den Bann. Die hypnotisierenden Rhythmen und die Exotik sollen den Nerv des Publikums getroffen haben. Der Auftritt von Santana war ein Highlight des Festivals und hat der Gruppe zusammen mit der Veröffentlichung ihrer Platte zu internationaler Aufmerksamkeit verholfen. Canned Heat aus Los Angeles soll geradezu ein Muss für Woodstock gewesen sein, nicht zuletzt wegen zwei Top-Hits "On the rain again" und "Going up the country", einer riesigen Fangemeinde und aufgrund ihres bluesgefärbten Boggierocks.


Creedence Clearwater Revival spiele u.a. "Proud Mary" und "I put a spell on you", auch "Bad moon rising". Die Band gehörte damals zu den Superstars. Ihr geradliniger, bluesgefärbte Rock `n`Roll kam gut an. Allerdings war er nicht auf dem Woodstock Album, weil es Differenzen zwischen ihrem Label Fantasy und Atlantic Records, die die Sammlung herausbrachten, gab. Die von mir sehr geschätzte Sängerin Janis Joplin sang "Raise your hand", "As good an you`ve been to this world", "To love someboy", "Summertime", "Try( just a little bit harder)", "Kozmic Blues", "Can`t turn you loose", "Work me lord", "Peace of my heart" und "Ball and chain". Die Fotos zeigen übrigens eine überaus sympathische, junge Frau.

Am dritten Tag spielte: Joe Cocker & the Grease Band, Country Joe & the Fish, Ten Years After, The Band , Johnny Winter, Blood, Sweat & Tears, Crosby, Stills, Nash & Young , Paul Butterfield Blues Band, Sha Na Na und der begnadete Jimi Hendrix. Zu seiner Songliste gehörten natürlich "Gypsy Woman", "Hey Joe", aber er spielte auch die psychedelische Interpretation der amerikanischen Nationalhymne "The Star Spangled banner". Dieser improvisierte Blues brachte sowohl die musikalische als auch politische Botschaft des Festivals in Woodstock auf den Punkt.

Man erfährt am Ende des Buches viele Zahlen und Fakten und wird darüber informiert, weshalb Led Zeppelin, Yoko Ono und John Lennon, The Doors, aber auch Bob Dylan dem Festival fern blieben. Schließlich liest man auch noch Essentielles über den Woodstockfilm und was aus den damaligen Interpreten geworden ist.

Tolle Bilder lassen die Stimmung auf dem Fest erahnen, bei dem die Musik selbst heftige Regenfälle vergessen ließ, wie die Bilder deutlich machen.

Ein gelungenes Buch. Während ich es las, hörte ich Joplin, Hendrix und Santana.
Welch ein Genuss!

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