Die Autorin dieses Buches ist Dr. Carolin Emcke. Die engagierte freie Publizistin wurde mehrfach ausgezeichnet und erhielt 2016 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
In ihrem Werk gegen den Hass schreibt sie eingangs, das Hassobjekt sei beim Hassen der Andere, den man straflos denunzieren, missachten, verletzten oder töten könne. Hass, von dem im Buch die Rede ist, ist nicht individuell und auch nicht zufällig, sondern kollektiv und ideologisch geformt.
Das Klima des Fanatismus spielt dabei eine große Rolle. Aus ihm entstehe eine wachsende Verachtung gegen alles Abweichende. Diese breite sich aus und beschädige nach und nach alle. Das hängt auch mit dem Verstummen der Beobachter zusammen, die sich u.U. einschüchtern lassen, nicht zuletzt, weil sie nicht wüssten wie sie diesem Terror und Gebrüll begegnen sollen.
Dr. Emcke beobachtet zutreffend, dass jene, die dem Hass ausgeliefert sind, zunächst einmal verstört seien und ihnen deshalb die Orientierung aber auch das Vertrauen abhandenkäme.
Wer Hass mit Hass begegne, lasse sich allerdings verformen. Man könne letztlich auf Hass nur mittels genauen Beobachtens, nicht nachlassendem Differenzieren und Selbstzweifel antworten.
Nach Ansicht der Autorin genügte es schon, wenn den Hassenden die Selbstgewissheit und jenen, die den Hass vorbereiten, indem sie die Denk- und Blickmuster prägten, ihre fahrlässige Naivität und ihren Zynismus genommen werde. Das bedeute nicht zuletzt, dass beispielsweise jene, die sich selbstverständlich notleidenden Menschen zuwenden, keine Gründe mehr für ihr Handeln zu liefern bräuchten, sondern vielmehr jene, die das Selbstverständliche verweigerten. Man müsse die Strukturen, in denen Hass entstehe, aufzeigen, die Quellen des Hasses analysieren und sich bewusst machen, dass Hass geschürt und kanalisiert werde.
Wer Hass abbauen möchte, muss Möglichkeiten aufzeigen, wie man ihn beispielsweise unterwandert. Wichtig scheint zu sein, sich nicht vereinzeln zu lassen, indem man sich ins Geschützte abdrängen lässt. Notwendig ist, den Hassenden den sozialen und öffentlichen Raum auf keinen Fall zu überlassen.
Dr. Emcke schreibt in ihrem Buch über das bedenkliche Besorgtsein des "besorgten Bürgers", dessen Sorge die ihr mitunter innewohnende Fremdenfeindlichkeit ummantele und sie vor jedweder Kritik schütze.
Clausnitz ist ein Thema des Buches und die Ideologie, die zum Hass dort führt. Es wird klar, dass man die Diskurse betrachten muss, in denen die Muster sich entwickeln, die Hass auslösen. Assoziationsketten, die in den Medien entstehen, spielen eine Rolle, so etwa Vorurteile durch Berichterstattung u.a.m.
Hass und Angst schürten jene, die sich Gewinn versprechen. Dem kann man nur zustimmen und das kann man auch nicht oft genug sagen und an Beispielen belegen.
Die Autorin macht u.a. den Leser mit institutionalisiertem Rassismus vertraut und wirbt für die Lust und die Freude an der Vielfalt. Die Akzeptanz der kulturellen, religiösen und sexuellen Verschiedenheit sind ein Hemmschuh für Hass, der dort auftritt, wo Fanatiker in ihrem Dogmatismus Eindeutigkeit fordern.
Was bleibt zu tun? Ganz klar: Gegen den "Hass aufzubegehren, sich im Wir zusammenzufinden, um miteinander zu sprechen und zu handeln…."
Packen wir es an. Hass hat es in unserem Land bereits genug gegeben. 6 Millionen ermordete Juden waren die Folge fatalen Hasses. Das muss man sich bewusst machen und das muss uns wachrütteln.
Sehr empfehlenswert
Helga König
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