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Rezension: Das #Bild-Buch-Taschen

Herausgeber dieses umfangreichen Werkes sind die Journalisten Julian Reichelt und Kai Diekmann. Das BILD-Buch ist eine Art Kompendium  von rund 700  Original-Titelseiten der BILD-Zeitung von 1952 an. 

65 Jahre schon werden die Leser der #BILD-Zeitung mit Schlagzeilen konfrontiert, die in intellektuellen Kreisen zumeist mit Kopfschütteln oder Verärgerung quittiert werden. 

Man muss kein BILD-Zeitungsfan sein, um diesen Band zu erwerben. Es genügt, wenn man dem Zeitgeist im Laufe der letzten 65 Jahre hierzulande nachspüren möchte und begreifen will, auf was Millionen von Lesern täglich sprachlich und inhaltlich angesprochen haben und es noch immer tun.

Texte von Stefan Aust, Viali Klitschko, Jean-Remy von Matt, Ferdinand von Schirach und Franz Josef Wagner sind dem Titelblatt-Kompendium vorgeschaltet. 

#Stefan_Aust, Herausgeber der "Welt", schreibt in seinem mehrseitigen Beitrag  gleich zu Beginn von dem revolutionären Konzept dieser Zeitung, in der Bilder eine entscheidende Rolle spielen. Dieses Blatt war, wie er festhält, damals auf der Linie der Adenauer-Regierung, proamerikanisch, sowjetkritisch und "ein wenig tolerant den Ewiggestrigen gegenüber". Sein Thema habe die Zeitung am 17. Juni 1953 (Mauerbau in Berlin) gefunden und hielt es bis zum Zusammenbruch der DDR  bei, schreibt Aust weiter.

1955 bereits hatte die BILD 1,5 Millionen Leser täglich und interpretierte nun die Realität auf ihre Weise. Wie Aust  festhält, traf die BILD die kollektive Stimmung der damaligen Ära. Er fasst diese in wenigen Worten zusammen: "Vorwärts und schnell vergessen."

Es führt zu weit, im Rahmen der Rezension, den von Aust zusammengefassten BILD- Zeitungsverlauf gekürzt hier wiederzugeben oder gar die vielen Titelseiten zu interpretieren bzw. zu kommentieren.

Ich stimme Austs Resümee zu, dass auf dem großen Marktplatz des öffentlich-rechtlichen Fernsehens allabendlich im Grunde alles abgehandelt wird, was den Zeitgeist ausmacht und bestimmt. Den aufgeregten Boulevardzeitungen, allen voran die BILD, bleibt deshalb nur noch "die knisternde Lunte ihrer Ermittlungen an den Scheiterhaufen zu halten, der dann Abend für Abend neu entflammt wird: auf dem großen Marktplatz des öffentlichen-rechtlichen Fernsehens."

Übersetzt heißt das wohl: die Macht der BILD-Zeitung ist kleiner geworden. Vielleicht gehört sie sogar bereits dem Gestern an. Das würde den Jubliäumsband zu einem Dokument damit  abgeschlossener Zeitgeschichte machen.

Die Titelseiten, die in diesem Buch zusammengefügt worden sind, sind eindeutig ein Zeitdokument, das viel über unsere Gesellschaft, deren Interessen, Sensations- und Klatschsucht sowie Politikverständnis  aussagt. 

Bester Aufmacher war eindeutig;  "Wir sind Papst". Auf solch eine Schlagzeile muss man erst einmal kommen. Chapeau dem Verfasser!  Mit diesem Satz geht die BILD-Zeitung in die  Pressegeschichte ein, wenn alles andere lange vergessen ist.


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Helga König
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Das BILD-Buch

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