Die Autoren dieses spannend zu lesenden Buches sind der Hans Sarkowicz, er leitet das hr 2 –Ressort Literatur und Hörspiel beim Hessischen Rundfunk und Prof. Dr. Heiner Boencke. Dieser lehrt an der Goethe-Universität in Frankfurt/ Main Vergleichende Literaturwissenschaften und ist künstlerischer Leiter des Rheingau Literatur Festivals sowie Vorstandsmitglied der Frankfurter Romanfabrik.
Das Buch befasst sich in sechs Kapiteln mit der Geschichte Hessens. Dies geschieht in vielen Miniaturen, denen stets umfangreiche Literaturverzeichnisse folgen, um sich weiter informieren zu können. Bildmaterial schenkt dem Leser einen visuellen Eindruck des längst Vergangenen.
Natürlich sind der Limes und die Saalburg gleich im ersten Kapitel thematisiert worden, denn die Burg ist das bekannteste Kastell Hessens und bot einst einer Kohorte von etwa 1000 Soldaten Platz.
Auch Bonifatius kommt zur Sprache. Er war einst 721 nach Hessen gekommen und hatte damals seine Missionstätigkeit in der fränkischen Festung Amöneburg begonnen. Zu jener Zeit gab es Klostergründungen in Fulda und Lorsch, über die man ebenfalls informiert wird.
Erfreulich, dass man an die Heilige Elisabeth erinnert, die tief geprägt war von den Armuts- und Barmherzigkeitsgedanken des zu diesem Zeitpunkt gerade heiliggesprochenen Franz von Assisi. Sie widmete sich der Pflege von Kranken und ließ in der großen Hungersnot 1226 Brot verteilen. Später gründete sie sogar ein Hospital, wo sie die Ärmsten der Armen versorgte. Selbst die niedersten Dienste waren ihr nicht zu schade. Die letzten drei Jahre ihres Lebens verbrachte Elisabeth als ärmliche Spitalschwester in Marburg an der Lahn. Sie wurde nur 24 Jahre alt, doch noch heute spricht man voller Wertschätzung über sie. Das sollte zu denken geben.
Unmöglich an dieser Stelle all die historischen Miniaturen, die das Buch enthält, zu erwähnen.
So liest man vom Erzbistum Mainz und sein Verhältnis zu Hessen, auch über die Reichsstätte in der Wetterau, wie etwa von Gelnhausen, wo es eine Kaiserpfalz gab, die zu Zeiten Friedrich Barbarossas Geschichte machte. Über die Wahl- und Krönungsstadt Frankfurt wird man informiert und auch über Goethe als Chronisten der Wahl Joseph II. In einer weiteren Miniatur dann erfährt man noch mehr über den größten Sohn der Stadt, der Weimar zum Pilgerort für Intellektuelle zu seinen Lebzeiten machte.
Spannend ist es, mehr über die Hugenotten in Hessen zu erfahren. Diese haben seit Ende des 17. Jahrhunderts in Hessen-Kassel einen festen Platz in der Kultur des Landes und der Geschichte.
Über den 30 jährigen Krieg und auch über Grimmelshausens Simplicius Simplisissimus kann man sich informieren, der sich u.a. in Gelnhausen und Hanau aufhielt.
Das jüdische Leben in Hessen ist gottlob auch ein Thema. In Wetzlar beispielsweise lebten Juden seit dem 12. Jahrhundert. Immer wieder wurden sie in den Zeitläuften verfolgt. Darüber erfährt man Wissenswertes in dieser Miniatur.
Die Gebrüder Grimm, gehören zu Hessen und letztlich auch Hölderlin, der in Bad Homburg eine Weile lang lebte. Erfreulich, dass Friedrich Ludwig Weidig und Georg Büchner einige Seiten gewidmet wurden und man sich mit dem Vormärz befasst hat.
Entsetzt hat mich ein altes Foto aus der Naziszeit. Zu sehen ist der Frankfurter Römer mit Hakenkreuzfahnen. Dass in der alten Klosterkirche in Breitenau ein Konzentrationslager für politische Gefangene eingerichtet war, wusste ich bislang nicht. Die brennende Synagoge am Frankfurter Börneplatz war der Beginn der entsetzlichen Ereignisse in Frankfurt, die zur Deportation und Vernichtung der Frankfurter Juden führte. Darüber liest man Erschreckendes, aber auch wie es nach 1945 weiterging.
"Die Geschichte Hessens- Von den Neandertalern bis zur schwarz-grünen Koalition" ist ein spannendes, kurzweilig zu lesendes Buch, das aufgrund des umfangreichen Literaturverzeichnisses dazu motiviert, sich in einzelne Themen zu vertiefen.
Sehr empfehlenswert.
Helga König
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Die Geschichte Hessens: Von den Neandertalern bis zur schwarz-grünen Koalition
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