Dieses Blog durchsuchen

Rezension: #Meinungsfreiheit- Demokratie für Fortgeschrittene- Volker Kitz – S. Fischer

Dr. Volker Kitz ist Jurist, Bestsellerautor und international gefragter Redner. Seine Bücher sind in mehr als 10 Sprachen übersetzt worden. Das allein macht neugierig auf sein jüngstes, hier vorliegendes Werk, das er als Gebrauchsanweisung begreift. Es beinhaltet Gedanken zur Demokratie für Fortgeschrittene in zwölf Lektionen und ist eine Einladung, unsere Freiheit zu verteidigen. 

Am Ende der einzelnen 12 Kapitel steht immer ein Merksatz, der die Kerngedanken der jeweiligen Lektion zusammenfasst.

Dieses Buch sei ein Plädoyer dafür, mit Meinungen gelassener umzugehen, schreibt der Autor eingangs und betont zugleich, dass Meinungsfreiheit keine Tatsachenfreiheit sei. 

Unwahrheit sei heute ein Geschäft geworden. Man könne bewusst gefälschte Nachrichten "Fake News" im Darknet, dem anonymen Internet erwerben. Dort offerieren Unternehmen, Einzelpersonen für ein paar tausend Euro zu diskreditieren. Ab 300 000 Euro sei es möglich, dass eine politische Wahl beeinflusst werden kann.  Das gibt zu denken.

Um Wahrheit zu ermitteln, sei es notwendig ein Stück zurückzutreten, um die Totale in Augenschein zu nehmen. Wahrheit könne nämlich aus mehreren Teilen bestehen und nur zusammen ergäbe sich in einem solchen Falle die Wahrheit. Wichtig sei für einen Demokraten zwischen Tatsachen und Meinungen zu unterscheiden und sich mit dem Konzept der Meinungsfreiheit zu befassen. Dabei sei Meinung all das, was nicht überprüfbar sei. Was objektiv weder richtig noch falsch sein könne, sei frei. 

Für Meinung benötige man weder einen emotionalen Grund, noch Wissen, auch keine Betroffenheit. Unser Grundgesetz lasse Meinungen einen freien Raum. In autoritären Staaten schaut dies allerdings anders aus. 

Kitz reflektiert auch die Vereinbarkeit von Hate Speech mit dem Grundgesetz und macht klar, dass das Grundgesetz erst dann gegen Hass vorgehen kann, wenn daraus Hasskriminalität werde.

Zur Sprache gebracht wird zudem, dass jene, die ihre Meinung äußern, auch Kritik ertragen müssen und wie es sich mit Stornierern, Verhinderern und Teufelsaustreibern verhält.

Dass Medien Meinungsfreiheit nicht gewährleisten, sondern durch die Pressefreiheit genießen, scheint nicht jedem bewusst zu sein und dass Meinungen durch Diskussionen sich ändern lassen, scheint ein Trugschluss zu sein. Dies hänge damit zusammen, dass Meinungen selten auf Argumenten beruhen, sondern das Ergebnis einmaliger Lebensumstände sind. Das leuchtet ein.

Diskussionsteilnehmer, die in politischen Diskussionen das Ziel haben, Recht zu bekommen, tragen, so der Autor, zur Politikverdrossenheit bei. Das sehe ich auch so. 

Der Autor schreibt auch über Toleranz und meint, dass ein Demokrat ein Schmerzkünstler sei, für den Freiheit und wahre Toleranz über kleinkarierter Rechthaberei stünden.  Merken wir uns also: "Nur wenn es weh tut, ist es Toleranz." 

Die Grenzen der Meinungsfreiheit beginnen bei Beleidigern, Faktenfälschern und Friedensstörern. Für diesen Personenkreis kann es sehr teuer werden, was offenbar einigen Usern im Netz nicht klar ist. 

Der Autor plädiert dafür, als Demokrat Vorbild zu sein und dort, wo es keine Wahrheit gäbe, stets die Freiheit zu verteidigen. 

Ich stimme Volker Kitz in allen Punkten seines Buches zu und bin davon überzeugt, dass Meinungsfreiheit am besten gelebt werden kann, wenn die Bürger wirklich mündig sind und gelernt haben mit den Meinungen Dritter gelassen umzugehen. 

Sehr empfehlenswert.

Helga König


Überall im Fachhandel erhältlich

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen