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Rezension: Abschied vom Homo Oeconomicus: Warum wir eine neue ökonomische Vernunft brauchen (Gebundene Ausgabe)

"Aufschwung ist entspannt und voller positiver Energie, die sich auf ihren fast sicheren neuen Erfolg freut, Abschwung ist stressig und voller bitterer Energie, die sich gegen drohendes Verhängnis stemmt."(Dueck)

Jakob Fugger soll in Zeiten schlechter Konjunktur immer eine besonders große Prachtentfaltung an den Tag gelegt haben. Seine Strategie führte ihm stets neue Kunden zu. Offensichtlich wandte er die richtige Psychologie an. Fuggers gelassene Geschäftstüchtigkeit machte ihn so reich, dass seine Nachfahren nach über 500 Jahren immer noch sehr gut von seinem Vermögen leben können. Vorlieben, Vorurteile und immaterielle Präferenzen sind, was ihn betrifft, nicht bekannt. Man weiß aber, dass er stets ganz ungemein profitorientiert agiert hat und immer bestens informiert war.

War Fugger einer der wenigen wirtschaftlich tätigen Menschen auf die der Begriff " Homo Oeconomicus " zutrifft?
Was überhaupt ist ein " Homo Oeconomicus "?
Es ist ein vereinfachtes Menschenbild, welches davon ausgeht, dass der Mensch stets nach einem ökonomischen Prinzip (ein bestimmtes Ziel soll mit minimalem Aufwand erreicht werden, bzw. bei vorgegebener Aufwandsmöglichkeit soll ein möglichst hohes Ziel erreicht werden) handelt. Dieser modellhafte und idealtypische Mensch ist absolut rational und materiell orientiert, kennt weder Vorlieben, Vorurteile oder immaterielle Präferenzen (Werte) und verfügt zudem über umfassende Marktinformation.


Prof. Dr. Gunther Dueck, Cheftechnologe bei IBM, studierter Mathematiker zeigt in seinem Buch, dass der rationale " Homo Oeconomicus " ein Kunstgedanke ist, der bei schlechter Konjunktur nicht greift, weil die Menschen in der Regel dann stets kopflos handeln, wodurch sich wirtschaftliche Schwierigkeiten zu stressigen Großproblemen steigern. Unter dem Druck der Anbieter mutieren solide Märkte in turbulente Basare. Die geschieht auf Kosten der Qualität. In der Folge verlieren fast alle Menschen in einer Gesellschaft an Klasse und sinken ab. Dueck macht deutlich, dass Klassen unter Stress oder Kampf entstehen, ganz unabhängig von der Weltordnung, die gerade herrscht bzw. beabsichtigt ist. Stressverhalten ist der Totengräber einer florierenden Wirtschaft. Leider scheinen Menschen ihre Wirtschafttheorien nicht nach den Gesichtspunkten der Vernunft zu entwickeln, sondern stets dem gesamtgesellschaftlichen Stresspegel anzupassen.

Dueck weist darauf hin wie der Körper biochemisch in Stresssituationen reagiert und welche Folgen Hyperaggressivität, das ständige Gefühl von Dringlichkeit, die Tendenz zu Übererfüllung der Ziele sowie " Polyphasic Behavior " und Impulsivität auf Arbeitsergebnisse haben. Die Ansichten, die in Aufschwungszeiten herrschen sind andere wie jene im Chaos und genau dies ist fatal.  Dueck erklärt was in Wachstumszeiten und in solchen der Sättigung geschieht. Verhalten im Crash wird verdeutlicht, dem dann jeweils Nutzenbetrachtungen , Kostenbetrachtung und Profitbetrachtung der Arbeit folgen, doch leider niemals unter rationalen Gesichtspunkten. Stets agieren Getriebene, die sich der komplizierten psychologischen Situation nicht bewusst sind.

Dueck zeigt welche wirtschaftlichen Vorstellungen Menschen in guten und in schlechten Zeiten haben und was sie zu jenen Zeiten generell vom Leben denken. Leider divergieren die Ansichten erheblich. Stetigkeit wäre gefragt, ist jedoch selten feststellbar. Die Wirtschaftstheorien sind der jeweiligen Situation angepasst, zeichnen sich aber alle durch Maßlosigkeit aus und diese Maßlosigkeit ist es die Firmen und die Wirtschaft im Allgemeinen destabilisiert. Es ist hochinteressant, was der Autor im Einzelnen zum Up&Down in Unternehmen schreibt und zu welchen philosophisch-ökonomischen Wahrheiten er gelangt. Dueck fragt, wie Wirtschaft überhaupt in rationalem Fahrwasser gehalten werden kann und sieht in der Beantwortung dieser Frage das Kernproblem der Ökonomie. Wirtschaftliches Maßhalten in allen Zeiten, das predigte Erhard schon, ist der einzige Weg langfristig erfolgreich zu agieren. Auch für Dueck ist das Maßhalten in guten und schlechten Wirtschaft-Perioden der Schlüssel um die Dinge im Fluss zu halten.Dem kann man nur zustimmen.


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