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Rezension:Geo Epoche (mit DVD): Geo Epoche 35/2009: Die Welt im Jahr 1000. Heft und DVD (Broschiert)

Die Jubiläumsausgabe der Geo Epoche sollte man sich nicht entgehen lassen. Vorgestellt wird in diesem hochinformativen Magazin für Geschichte die Welt im Jahr 1000. 18 Text-Beiträge, die jeweils von vielen Bildern begleitet werden, zeigen die weltweiten Facetten der damaligen Zeit auf. Zu Beginn kann man sich mittels eines bemerkenswerten Bildessays einen Eindruck über berühmte Bauwerke jener Zeit verschaffen.
Baumeister und Architekten der unterschiedlichsten Kulturen schufen um das Ende des ersten Millenniums gewaltige Festungswerke, himmelstürmende Kirchen, Paläste und Tempel.


Man erhält u.a. visuell einen Eindruck vom Speyerer Dom, vom Benediktinerkloster von Pomposa nahe der Po-Mündung, von der Abtei von Jumieges in der Normandie, von der Pyramide des Zauberers in Uxmál im Westen Yucatáns, von dem "Tempel der Jaguare" in Chichén Itza, von der Stadt Poeblo Bonita in Nordamerika, die in jenen Tagen ihre Blütezeit hatte, von dem Shiva-Heiligtum in der Nähe von Angkor Wat, von der "Eisernen Pagode" in Kaifeng, einem luxuriösen Landsitz eines Adeligen vor den Toren Heian-kyos, von verschiedenen Tempeln in Indien, vom Haus der Steine in Afrika, von der Sophienkathedrale in Nowgorod und anderen beeindruckenden Bauten mehr.

Ein interessanter Bericht über Otto III zeigt mit welchem Problem der damalige König von Deutschland und Italien und Kaiser des Römischen Reiches zu kämpfen hatte. Sein Ziel war es den Glanz und die Macht des Imperiums Romanum zu erneuern. Sein ehrgeiziges Projekt wurde allerdings von den Adeligen Roms abgelehnt, weil sie befürchteten, dass ihre Macht hierdurch geschmälert würde. Dr. Ralf Berhorst berichtet in seinem Essay über den Verlauf der Geschehnisse. Man liest des Weiteren von der Schlacht von Hastings im Jahre 1066, dem Triumph der Nordmänner und dem Tod des letzten angelsächsischen Herrschers .
Al-Andalus ist ein Thema. Zur Sprache kommen Códoba, die Residenz des Kalifen von al Andalus, dem muslimischen Teil der Iberischen Halbinsel, die luxuriösen Paläste, mächtigen Gotteshäuser und Bibliotheken mit Hunderttausenden von Bänden.

Die Heere des Kalifats haben damals Barcelona, León und Santiago de Compostela erstürmt. Obgleich das Kalifat sehr mächtig war, zerbrach es aber nach dem Tod des Diktators kurz nach dem Jahrtausendwechsel aufgrund eines Bürgerkrieges. Berichtet wird von unterschiedlichen Kalendersystemen in jener Zeit, vom Reich in Gana, dem damals mächtigsten Imperium südlich der Sahara, das durch den Handel mit Salz, Sklaven und Gold wohlhabend wurde, doch eines Tages islamische Invasoren anlockte. Leif Erikson wird spannend thematisiert, der damals von seiner Heimat Grönland aus gen Westen fuhr und eine Küste entdeckte, die er "Vinland"( Weideland) nannte. Erikson war der erste Weiße, der lange vor Kolumbus Amerika erreichte.

Mit großem Interesse las ich den Bericht über Chichén Itzá, das ich als Studentin einst besucht habe. Es handelt sich dabei um die wohl prächtigste Stadt der Maya-Kultur inmitten des Dornbuschwaldes von Yucatán. Die Bewohner dieser Stadt glaubten an die Allmacht der Götter, insbesondere der gefiederten Schlange und brachten grausame Opfer, um diese zu besänftigen. Damals lebten etwa 500 000 Menschen in der Metropole,dessen Zentrum einen Ballspielplatz, prachtvolle Pyramiden, Tempel, Residenzen und Regierungsgebäude beherbergt. Im Text liest man ausführlich von den Lebensgewohnheiten der Mayas in jenen Tagen und in diesem Zusammenhang von den vielen Menschenopfern, mit denen man den Göttern huldigte.

Die Stadt des "Falkenfürsten" hieß Cahokia. Sie war die erste Metropole Noramerikas, erschaffen gegen 1000 n. Chr, von Indianern auf einer Ebene am Mississippi. Die Architektur der Stadt spiegelte die gesellschaftliche Ordung wider. Der Tempelberg mit dem Fürstensitz überragte die auf niedrigeren, abgeflachten Pyramiden errichteten Häuser der Oberschicht und die ebenerdigen Hütten der Bauern und der Handwerker. Gelungen ist der Bericht über das Rätsel der Steinköpfe der Osterinsel. Es erstaunt immer wieder zu welchen Leistungen Menschen in der Lage sind.

Man wird auch über das Kriegshandwerk in jener Zeit aufgeklärt, in der die Chinesen schon das Schwarzpulver benutzen und die Byzantiner bereits Flammenwerfer einsetzen. Mittels der Neuerungen Hufeisen und Steigbügel war es gepanzerten Reitern nun möglich über die Schlachtfelder Europas und Asiens zu stürmen.
Thematisiert werden kriegerische Mönche in Japan um 1000 n. Chr., die Song -Dynatie in China, die aus diesem Land die wohlhabendste und technisch fortschrittlichste Zivilisation ihrer Zeit machte.
Die Songs förderten besonders die Bildung und ersetzten die Macht des Militärs durch einen Beamtenstaat. Der Druck mit beweglichen Lettern wurde erfunden und es erschienen dort bereits Bücher in Millionenauflage.
Es folgt ein bemerkenswerter Bericht über den Universalgelehrten und größten Arzt seiner Zeit Avicenna. Dieser aus Buchara stammende Mann interessierte sich für Astronomie, Medizin, Literatur, Recht, Physik und Philosophie. Einem Bericht über das geheimnisvolle Steppenreich der Juden in Südrussland und den Umbrüchen in der Landwirtschaft, auch in Europa damals folgt eine Darstellung der Bulgarenkriege von Byzanz. Konstantinopel, die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches besaß mehr Schätze, Gold und Reliquien als jede andere Stadt der Christenheit. Die Bulgaren lehnen sich gegen die byzantinische Herrschaft immer wieder auf, doch 1012 besiegt der byzantinische Kaiser Basileios II. die Truppen des bulgarischen Herrschers Samuel.

Auf den letzten Seiten erhält man einen sehr guten chronologischen Überblick über die Zeitläufte.
Die beigefügte DVD visualisiert hervorragend die eloquenten Texte des Magazins.

Eine überaus gelungene Jubiläumsausgabe. Bravo

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