Autor dieses aufschlussreichen Buches ist der erfolgreiche, britische Historiker Ian Mortimer. Das faktenreiche Werk mit dem Titel "Zeiten, der Erkenntnis" befasst sich wie der Untertitel bereits deutlich macht, mit den großen Veränderungen, die uns bis heute prägen.
In der Einführung schreibt der Autor, dass dieses Werk keine Geschichte der ganzen Welt und auch keine umfassende Geschichte einiger Länder oder einer Region sei, denn viele sehr bedeutsame Ereignisse der Nationalgeschichten kommen hier gar nicht vor oder werden nur gestreift. Es geht in erster Linie um eine Synthese des Denkens über die Entwicklung des Westens, um Antworten auf eine spezifische Frage zu finden. Das auch ist der Grund, weshalb bestimmte Persönlichkeiten und Themen weniger Raum erhalten als man ihnen gemeinhin in Geschichtsbüchern einräumt.
Vom 11. Jahrhundert an hat Mortimer für jedes Jahrhundert ein bemerkenswert eloquentes Kapitel verfasst und thematisiert wichtige historische Veränderungen, wie etwa das Ende der Sklaverei im 11. Jahrhundert, die Entdeckungen des 15. Jahrhunderts und in besagtem Jahrhundert auch den Realismus und Naturalismus der Renaissance, den Buchdruck und die Alphabetisierung wie des Weiteren die Reformation. Ob nun der Aufstieg der Mittelschicht im 17. Jahrhundert, der Liberalismus der Aufklärung und die industrielle Revolution im 18. Jahrhundert, die sozialen Reformen des 19. Jahrhunderts oder die Elektrik und Elektronik des 20. Jahrhunderts gerade im Betrachtungsfokus sind, jedes Kapitel endet mit einer gut nachvollziehbaren Zusammenfassung und es wird auch jeweils der wichtigste Akteur des Wandels näher erläutert.
Gehen wir ins 12. Jahrhundert so lernen wir dort als wichtigsten Akteur des Wandels Pierre Abaelard kennen. Dessen Rationalität war etwas ganz Neues. Die Auswirkung seines Rationalismus wurde im darauf folgenden Jahrhundert von Thomas von Aquin weiterentwickelt und Gratian übernahm die dialektische Methode in seinem Decretum. Jede Universität hat sich in der Folge eine Fakultät für Theologie eingerichtet und arbeitete primär mit Abaelards Rationalismus. Mortimer nennt als Gründe Abaelard zum wichtigsten Akteur des 12. Jahrhunderts zu erklären: seine Mitwirkung daran, Aristoteles zum herausragenden Philosophen für die Gelehrten des 12. Jahrhunderts machen, aber auch sein Engagement im Hinblick seiner Entwicklung der Theologie, seiner Ethik, seiner kritischen Methode und seiner indirekten Wirkung auf das Sittengesetz der gesamten Christenheit durch dessen Einfluss auf das Decretum.
Sehr interessant fand ich die Abwägung im 18. Jahrhundert im Hinblick auf den wichtigsten Akteur des Wandels. Jean-Jacques Rousseau soll hier die Menschen seiner Zeit am meisten verändert haben. Seine Ideen inspirierten den Ruf nach Toleranz, Freiheit und Gleichheit, der 1789 in die Französische Revolution mündete.
Am Ende seiner vielen Betrachtungen zieht der Autor ein umfangreiches Fazit. Hier geht er der Frage nach, welches Jahrhundert den größten Wandel erfahren hat. Er betrachtet hier die Kriterien Stabilität und Veränderung, analysiert die jeweilige Bedürfnishierarchie und den sozialen Wandel mit Blick auf besagte Hierarchie. Die Ergebnisse möchte ich an dieser Stelle aber nicht verraten, um die Spannung im Hinblick auf das sehr lehrreiche Buch nicht zu mindern, das ich gerne weiterempfehle.
Helga König
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