Dieses Geo-Magazin thematisiert im Rahmen von 13 Textbeiträgen unterschiedlicher Autoren die größte Katastrophe des Mittelalters: Die Pest.
Damals starben um 1350 in Europa mehr als 20 Millionen Menschen an der verheerenden Seuche. Jeder Dritte auf unserem Kontinent erlag der Pandemie.
Joachim Telgenbüscher schreibt: "Die Pest beginnt mit Gliederschmerzen, Frösteln und Fieber, dann schwellen die Lymphknoten an, füllen sich mit Blut und Eiter. Schwärende Beulen entstellen den Erkrankten, bald darauf vernebeln Halluzinationen und Schwindel ihren Verstand bis nach wenigen Tagen die geschwächten Körper kollabieren und alle Organe versagen."
Anhand von alten Bildern erhält man einen Eindruck von dieser Plage, die Folge des Handels mit Schätzen aus fernen Ländern war. Die weitgespannten Kontakte wurden den Europäern zum Verhängnis. Schuldige für die Pest wurden vielerorts gesucht und es dauerte lange bis man die eigentlichen Ursachen erkannte.
Anhand einer Landkarte hat man die Gelegenheit, den Weg der Pest nachzuvollziehen. 1340 flammte sie in Zentralasien auf, sechs Jahre später erreichte sie das Mongolenreich an der Wolga, ein Jahr danach Italien und dann ganz Europa.
Zunächst erfährt man von der Belagerung der Hafenstadt Caffa auf der Krim seitens der Mongolen. Sie war eine merkantile Metropole und soll ein Ort des Profits und der Skrupellosigkeit gewesen sein.
Man liest über das Leben und den Handel in dieser Stadt in der genannten Zeit, auch über die Belagerung durch die Mongolen und schließlich über das Ausbrechen der Pest.
Das Wesen des Schwarzen Todes wird näher beleuchtet. Man erfährt hier u.a. den Unterschied zwischen Beulen- und Lungenpest und deren Ursprünge.
Im Frühling 1348 grassierte die Seuche in Venedig, eingeschleppt wurde sie mit Frachtschiffen. Der mehrseitige Beitrag mit dem Titel "Stadt der Sterbenden halte ich für den wichtigsten im Magazin, um sich das Ausmaß der Katastrophe klar zu machen. Etwa 70 000 von gut 100 000 Venezianern wurden dahingerafft. Es gab Mangel an allem, auch an Ärzten. Istrien – die Halbinsel - zählte auch zu den venezianischen Gebieten und war von der Bevölkerung her völlig ausgelöscht. Um Neuansiedler anzulocken, sprach die Regierung jeden 5 Jahre lang frei von allen Abgaben und Frondiensten. Ich möchte den Inhalt des Beitrags hier nicht verkürzt wiedergeben. Man muss sich in den Text reinvertiefen und die Bilder dazu sich vergegenwärtigen, damit man begreift, wozu Menschen fähig sich, wenn eine Seuche dieser Art über sie hereinbricht.
Interessant auch ist der Beitrag, der sich mit der Ohnmacht der Gelehrten befasst. 600 Jahre sollte es noch dauern bis man endlich die Pest heilen konnte und ebenfalls interessant ist es zu erfahren, wie man nach Sündenböcken suchte und wie sollte es sein, diese bei den jüdischen Geldverleihern vermutet hat. Als die Pest nahte, nahmen überall die Angriffe von Christen auf Juden zu. Ewig das gleiche Lied...Die Menschen lernen nicht dazu.
Auch über England liest man. Dort war die Hälfte aller Einwohner aufgrund der Pest gestorben. Bemerkenswert finde ich den Beitrag über die Flagellanten. Es waren Bauern, Städter, Ritter und Geistliche, die barfuß durchs Land gingen, sich selbst auspeitschten um die Leiden Christi nachzuempfinden und glaubten auf diese Weise die Menschheit vor der Pest retten zu können. Hilfloses Bemühen in immer aberwitzigeren Formen...
Die Folgen der Pest waren überall gravierend, sowohl sozial, wirtschaftlich und kulturell. Eine Vielzahl von Gesetzen war die Folge, um Herr der chaotischen Lage zu werden. Auf diese Weise entstand die Grundlage für den modernen Staat.
Sehr empfehlenswert.
Helga König
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