Die Geschichte Roms darzustellen, ist ein Werk von bedeutendem Ausmaß, handelt es sich doch dabei um die Weltmacht, die mit Abstand am längsten existiert hat, unglaubliche 1500 Jahre, wenn man das antike Rom von den Anfängen der Republik bis zum Ende der Kaiserzeit betrachtet. Um hier die Zusammenhänge richtig zu erkennen und sie zu deuten, bedarf es eines Autors, der ganz außergewöhnliche Kenntnisse über die Entwicklung Roms besitzt. Einer der wenigen, der dazu in der Lage ist, ist der Autor dieses spannenden und höchst informativen Sachbuchs mit dem alles sagenden Titel "Rom, die Biographie eines Weltreichs" Professor Greg Woolf, einer der weltweit führenden Historiker für die Geschichte des Römischen Reichs.
Woolf hat Altertumswissenschaften in Oxford und Cambridge studiert und lehrt heute die Geschichte des Altertums an der renommierten Universität St. Andrews in Schottland. Dabei sind die Schwerpunkte seiner Forschung die römische Wirtschafts-und Sozial-Geschichte, ebenso erforscht er die Geschichte der antiken Religion. Bekanntermaßen ist die Geschichte des Römischen Reiches ein nicht wegzudenkender Teil einer gymnasialen Ausbildung, wobei die Kenntnisse eher rudimentär vermittelt werden. So bleibt es auch nicht aus, dass den Allermeisten überhaupt nicht klar ist, welchen enormen Einfluss das Römische Reich auf die Entwicklung der westlichen Hemisphäre bis heute hat, weitaus mehr als jede andere Kultur.
Selbst die "Alten Griechen" können bei weitem nicht mithalten, obwohl auch ihr Einfluss die römische Geschichte mit prägte. Anfang und Ende des Römischen Reiches sind nur unklar zu erkennen, deshalb gilt die Gründung Roms durch Romulus im Jahre 753 v. Chr. als Beginn, während das Ende unterschiedlich interpretiert wird, vom Wechsel der Herrscher von Rom nach Konstantinopel, bis hin zur Krönung Karls des Großen im Jahre 800 n. Ch. als römischer Kaiser.
Greg Woolf zeigt in sehr nachvollziehbarer Weise auf, wie sich das antike Rom von einer kleinen Siedlungsgründung zu einem Weltreich entwickelt hat, dessen Ausmaße von Britannien über den gesamten Eurasischen Kontinent bis weit nach Asien hinein reichte. Dabei spielt die militärische Überlegenheit eine entscheidende Rolle, denn ständig wurden neue Gebiete erobert, oder Aufstände in besetzten Gebieten niedergeschlagen. Um ein solches Riesen-Reich mit einer Unzahl völlig unterschiedlicher Völker zu beherrschen, bedurfte es ganz besonderer Strategien in Verwaltung, Logistik aber auch permanenter militärischer Macht.
Hier haben die Römer Einzigartiges geschaffen, und wenn wir an das Römische Recht denken, so hat dies noch heute fundamentalen Einfluss auf unsere aktuelle Gesetzgebung und Rechtsprechung. Wie intensiv die Geschichte Roms ist, zeigt allein die Anzahl der nicht zu überblickenden Daten, die man schon als Schüler im Geschichtsunterricht vermittelt bekommen sollte. Tatsächlich ist dies aber nur der berühmte "Tropfen auf den heißen Stein", wenn man bei der Lektüre dieses umfangreichen Werkes von Greg Woolf erfährt, wie die Geschichte Roms im Überblick wirklich aussieht.
Der Autor hat mit diesem Buch ein Standardwerk über das Römische Reich entwickelt, das Licht in das Dunkel der kaum zu entwirrenden Zahlen und Zusammenhänge gebracht hat, sodass man nicht römische Geschichte studiert haben muss, um das Weltreich am Tiber in seinen Ausmaßen und seiner Bedeutung zu begreifen. Gleichzeitig ist es Greg Woolf gelungen noch viel weiter in die Geschichte vorzudringen, indem er das Römische Reich mit anderen Reichen der Antike vergleicht, um so die Einzigartigkeit dieses einzigen Weltstaates der Geschichte in seiner Bedeutung zu analysieren, in Hinblick auf die zivilisatorische und politische Rolle die Rom für die ganze Welt gespielt hat und heute noch spielt. Besonders erwähnenswert ist auch die Arbeit von Andreas Wittenburg, dem Übersetzer dieses Werks, denn so etwas ist nur zu leisten, wenn man selbst die nötigen Kenntnisse der Materie mitbringt.
Da Andreas Wittenburg selbst Alte Geschichte an verschiedenen Universitäten in Europa gelehrt und einige Bücher über antike Geschichte verfasst hat, ist ihm die Übersetzungsarbeit aus dem Englischen bestens gelungen. So ist diesen beiden Historikern ein Werk geglückt, das nicht nur informativ und anschaulich ist, sondern auch neugierig macht und spannend zu lesen ist.
Sehr empfehlenswert
Peter J. König
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