Autor dieses wichtigen Buches mit dem Untertitel "Warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen müssen" ist der Soziologe Jean Ziegler. Er ist Vizepräsident des beratenden Ausschusses des UNO- Menschenrechtsrats und Träger diverser Ehrendoktorate und internationaler Preise, z.B. des Internationalen Literaturpreises für Menschenrechte.
Gleich zu Beginn des Werks macht der renommierte Professor für Soziologe deutlich, dass sich die Welt in den letzten dreißig Jahren zutiefst gewandelt hat. Aufgrund des Zusammenbruchs der Sowjetunion 1991 verschwand die weltweite Bipolarität der Staatsgesellschaft.
Folge war die Tyrannei der Oligarchien und des globalen Finanzkapitals.
Zurückgekehrt sind Hunger und Not in Europa. Ziegler erwähnt nicht zuletzt die Zahlen der UNICEF von 2013, wonach in Spanien 11 Prozent der Kinder unter 10 Jahren unterernährt waren. Bei 28 Staaten der Europäischen Union liegt die sogenannte "Sockelarbeitslosigkeit vor", bei der 30,2 Millionen Männern, Frauen und Jugendlichen, betroffen sind, in erster Linie junge Menschen unter 25 Jahren.
Wie Ziegler betont, ist die multiethnische, laizistische, multikulturelle Nation eine Errungenschaft der Zivilisation, die heute bedroht ist von den Feinden der Vernunft, die da sind: der Dschaidismus, die christlichen, jüdischen, hinduistischen und buddhistischen Fundamentalisten, die gewaltbereiten Rassisten sowie aufklärungsfeindliche Denker aller Couleur. Überall werden die Menschenrechte mit Füßen getreten und es scheint wieder legitim zu sein, Menschen zu foltern.
Alle, die guten Willens sind, so Ziegler, müssen nach Ursachen suchen, nach den Interessen, die im Spiel sind, nach den Verantwortlichen und wirtschaftliche, politische sowie gesellschaftliche Kalküle ans Licht bringen, die Menschenleben zerstören.
Das Buch ist in 8 Kapitel untergliedert und beginnt mit der Frage, "Was nützt ein Intellektueller?" Danach wird aufgezeigt wie Ungleichheit entsteht. Der Autor nimmt dabei intellektuellen Bezug auf Rousseau, der stets aufs Neue auf die verheerenden Folgen der gesellschaftlichen Ungleichheit anprangert hat. Ziegler konstatiert, dass heute der deutlichste Ausdruck der Ungleichheit zwischen Menschen die kannibalistische Wirtschaftsordnung sei.
Die 374 größten multinationalen Konzerne haben heute insgesamt Finanzreserven von 655 Millarden Dollar. Seit 1999 hat sich die Summe verdoppelt. Trotz dieser Tatsache leben mehr als 1Millarde Menschen von weniger als 1,25 Dollar am Tag.
2014 starben mehr Menschen durch Hunger als in sämtlichen Kriegen, die in diesem Jahrhundert geführt wurden. Dies zu lesen, ist mehr als beschämend.
Der Autor befasst sich in seinem Buch auch mit den Irrwegen der Ideologien und zeigt auf wie Ideologien entstehen, sich entwickeln und wandeln, aber auch welche Ideologie heute unseren Planeten dominiert. Es handelt sich dabei um die Ideologie des Neoliberalismus. Diese dient dazu, die weltweite Herrschaft der Oligarchen zu rechtfertigen, die das Finanzkapital besitzen.
Jean Ziegler erläutert ausführlich die Grundlagen der neoliberalen Ideologie und befasst sich im 4. Kapitel dann mit Wissenschaft und Ideologie und hier auch mit Kants Staatsdefinition. Zur Sprache gebracht werden zudem die Nation, wie sie entsteht und sich behauptet, auch die Ursachen für die Implosion der Kolonialreiche sind ein Thema. Des Weiteren wird der Frage nachgegangen, weshalb in Schwarzafrika Dekolonisation weitgehend gescheitert ist und wieso von wenigen Ausnahmen abgesehen, keine Nation, sondern nur Protonationen entstanden sind.
Ziegler erklärt zudem sehr gut nachvollziehbar wie eine Gesellschaft entsteht und sich entwickelt und hier berichtet er auch, wann die erste menschliche Gesellschaft entstanden ist.
Der Autor hofft auf das Erstarken einer planetarischen Zivilgesellschaft, auf die Vielfalt sozialer Widerstandfronten und auf deren Kampf gegen Ausbeutung, Gewalt und Markradikalismus.
Durch sein Buch schafft er Bewusstsein, das bitter notwendig ist.
Empfehlenswert
Helga König
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