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Rezension: Brandstifter und Biedermänner- Michael Grüttner/ Klett-Cotta

Autor dieses umfangreichen Werkes ist Professor Michael Grüttner. Er interpretiert in seinem Buch die Geschichte des Nationalsozialismus im Zusammenspiel von "Brandstiftern" und "Biedermännern". Zur Sprache gebracht werden die Jahre zwischen 1933-1939. In dieser Zeit kam es zu grundlegenden Veränderungen in der Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur. Das geschah durch die gewaltsame Ausschaltung politischer Gegner, die Beseitigung demokratischer Strukturen durch den Wechsel des Führungspersonals in diversen Institutionen aber auch mittels Aufbau der nationalsozialistischen Massenorganisationen.

Diese Nazifizierung fand in allen Bereichen der Gesellschaft, selbst im Sport statt. Dabei war ein essentielles Element die Ausgrenzung der Juden aus der deutschen Mehrheitsgesellschaft und die allmähliche Verschiebung moralischer Werte. Ein Schwerpunkt des Buches ist die Beantwortung der Frage wie sich der Wandel auf Wirtschaft, Medien, das Erziehungswesen, die Kirchen, die Wissenschaft, das Militär auswirkte.

Offenbar stießen die Nationalsozialisten nirgendwo auf wirksamen Widerstand und es wundert insofern nicht, dass schon 1933 die Gewerkschaften in Deutschland verboten wurden. Einer der Schwerpunkte im Buch beruht auf den Überlegungen, inwieweit schon in den Jahren scheinbarer Normalität die Grundlagen für den Krieg und den Massenmord gelegt wurden, so etwa durch die systematische Indoktrination der jungen Generation und den Aufbau des Gewaltapparates aus SS, Gestapo und Konzentrationslagern, der nur dem Führerwillen, nicht aber dem Gesetz verpflichtet war.

Bereits in den 1930ern war der Holocaust im Denken Hitlers präsent, wie Grüttner den Leser wissen lässt. Dass die Biedermänner  und - frauen kein Akzeptanzproblem hatten als er dann stattfand, wundert bei der Hittlerhörigkeit nicht.

Unmöglich auf all die 16 Kapitel im Buch näher einzugehen, die dann stets  nochmals unterteilt sind. Nichts bleibt ausgespart. Deutlich wird die vollständige Verpestung durch die menschenverachtende Ideologie.

Der Autor begreift die nationalsozialistische Politik als Weltanschauungsdiktatur, deren wichtigste Antriebskraft ideologischer Natur war und den Anspruch erhob generell alle Bereiche von Staat und Gesellschaft ideologisch zu durchdringen. Diese Diktatur stand nicht im Interesse einer bestimmten Interessengruppe. Alle vereinte der Glaube an den Hitler-Mythos. 

Wer die Kapitel aufmerksam studiert, hat am Ende eine klare Vorstellung davon,  was in jener Zeit in Deutschland geschah, weshalb das Zusammenspiel von Biedermänner  und Brandstiftern perfekt funktionierte.

Sehr empfehlenswert.

Helga König

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