Über vergessene Ideale, die Eurokrise und unsere Zukunft
Eins vorweg, die Autorin Sahra Wagenknecht hat mit großer Akribie eine Fülle von Materialien in Form von Aufsätzen, philosophischen Abhandlungen, Statistiken und Unmenge weiterer Sekundärliteratur, nicht zuletzt aus dem Bereich der Volkswirtschaft herangezogen, um die Thesen ihres neuen Buches „Freiheit statt Kapitalismus“ auf ein festes Fundament zu stellen.
Um zu verstehen, warum Frau Wagenknecht sich ausgerechnet mit dieser zugegebenermaßen nicht unkomplizierten Thematik einlässt, muss man ihre Vita heranziehen. Geboren 1969 in Jena hat sie ihre Schulausbildung noch zu Zeiten der DDR absolviert. Als überzeugte Kommunistin musste sie erleben, wie ihr Staatsideal von den Menschen in der DDR abgeschüttelt worden ist, in Form der ersten friedlichen Revolution auf deutschem Boden. Als Mitglied der PDS, der Nachfolgeorganisation der SED wurde sie einem breiteren Publikum in ganz Deutschland bekannt, da sie das Gesicht der kommunistischen Plattform wurde, zweifellos das Attraktivste, sowohl intellektuell als auch visuell, was diese Gruppierung innerhalb der PDS vorzeigen konnte. Sie vertrat als Mitglied der Partei „Die Linke“ diese von 2004 bis 2009 im Europaparlament, worauf nahtlos die Mitgliedschaft im Bundestag folgte. Seit 2010 ist sie stellvertretende Parteivorsitzende, seit 2011 Vize-Vorsitzende ihrer Fraktion.
Nach Kenntnisnahme ihres politischen Werdeganges sollte man annehmen, dass, und jetzt steigen wir in den vorliegenden Text ein, sie noch einmal alles dransetzt, den Kapitalismus ideologisch niederzuringen, dem ist aber nicht so. Ihr Buchtitel „Freiheit oder Kapitalismus“ drückt aus, dass der Kapitalismus, speziell in der heutigen Form des Neoliberalismus, Freiheit und sie meint damit die Freiheit aller Bürger, nicht mehr gewährleistet. Das gilt es zu beweisen, und das ist auch der Grund warum die Autorin diese Fülle von argumentativer Zweitliteratur heranzieht, in keinem Augenblick soll der Verdacht aufkommen, hier sei etwa die ideologische Keule am Werk. Tatsächlich ist dies Sahra Wagenknecht auch gelungen, denn es ist davon auszugehen, dass die sachlichen Argumentationen jeder Überprüfung standhält, an den von ihr vorgetragenen Fakten ist objektiv nicht zu rütteln, denn da geht sie auf Nummer sicher.
Alle Krisen die den Kapitalismus befallen haben, und es gibt tatsächlich viele davon, werden von der Autorin ins Feld geführt. Grundsätzlich hat für Frau Wagenknecht das Kapital dem Menschen zu dienen, es soll dazu genutzt werden, permanent die Lebensbedingungen zu verbessern, neue allgemein zugängliche Ressourcen hervorzubringen, Arbeitsplätze zu schaffen und auf Dauer zu erhalten, damit den Lebensstandard der Bürger zu verbessern, mit einem Wort innovativ die Zukunft zu gestalten. All dieses leistet nach der Autorin das Kapital sowieso nicht, solange es derart ungleich auf unserem Planeten verteilt ist, wie es die volkswirtschaftlichen Statistiken ausweisen.
Geld und damit auch die Macht konzentriert sich beschleunigt immer mehr auf eine kleine Minderheit und diese Minderheit ist einzig daran interessiert, auf jede Art von Casinokapitalismus noch mehr anzuhäufen und wie es dem Rest der Menschheit geht, spielt dabei keine Rolle. Die Folgen erleben wir immer drastischer, so Frau Wagenknecht. Sozialer Absturz durch Arbeitslosigkeit, Arbeitsverhältnisse die den Selbsterhalt nicht gewährleisten, Innovationsstau bedingt durch industrielle Groß-Strukturen, alles Folgen durch den ausufernden Kapitalismus. Bankenkrise, Eurokrise, Schuldenkrise münden in die Krise der Demokratie und lösen damit eine akute Gefahr der persönlichen Freiheit aus. Beispiele dazu führt die Autorin zuhauf an.
Soweit so gut, hier scheint mir das Buch sattelfest zu sein, weil in allen Belangen nachprüfbar. Aber welche Lehren zieht die Autorin daraus? Die generelle Enteignung ist für sie tabu, kein Rückfall auf die kommunistische Plattform. Trotzdem soll ab einer gewissen Größenordnung durch entsprechende Besteuerung staatlicher Zugriff und damit staatliche Lenkung zum Wohle der Allgemeinheit möglich sein. Sahra Wagenknecht will es im Sinne der Sozialen-Marktwirtschaft a la Ludwig Erhard verstanden wissen. Über allem steht allerdings die Frage, wie viel Freiheit bleibt zum Schluss dem Einzelnen bei der Entfaltung seiner wirtschaftlichen Aktivität, und wer bestimmt was möglich für ihn ist und wo die Interessen der Allgemeinheit beschädigt werden? Die Autorin hat da eine klare Vorstellung, ob der Leser ihr folgt, muss er selbst entscheiden.
Man muss weder ein Linker sein, noch sich in diesem Dunstkreis aufhalten, um sich dieses Buch vorzunehmen. Es genügt allein politisch interessiert zu sein, dann sollte man das Buch von Sahra Wagenknecht unbedingt lesen. Man braucht auch keine Angst zu haben, dass man nach der Lektüre als gewendet wieder auftaucht, dazu besteht überhaupt kein Anlass. Fakt ist, dass Frau Wagenknecht ein hervorragend recherchiertes Buch vorgelegt hat, dessen Inhalt große Nachdenklichkeit aufkommen lässt, auch wenn man mit ihren Lösungen nicht einverstanden ist. In einem Punkt sind sich sowohl Experten wie Laien mit der Autorin einig, der Turbokapitalismus neuster Prägung steht mit keiner Art von Freiheit im Einklang.
Soweit so gut, hier scheint mir das Buch sattelfest zu sein, weil in allen Belangen nachprüfbar. Aber welche Lehren zieht die Autorin daraus? Die generelle Enteignung ist für sie tabu, kein Rückfall auf die kommunistische Plattform. Trotzdem soll ab einer gewissen Größenordnung durch entsprechende Besteuerung staatlicher Zugriff und damit staatliche Lenkung zum Wohle der Allgemeinheit möglich sein. Sahra Wagenknecht will es im Sinne der Sozialen-Marktwirtschaft a la Ludwig Erhard verstanden wissen. Über allem steht allerdings die Frage, wie viel Freiheit bleibt zum Schluss dem Einzelnen bei der Entfaltung seiner wirtschaftlichen Aktivität, und wer bestimmt was möglich für ihn ist und wo die Interessen der Allgemeinheit beschädigt werden? Die Autorin hat da eine klare Vorstellung, ob der Leser ihr folgt, muss er selbst entscheiden.
Man muss weder ein Linker sein, noch sich in diesem Dunstkreis aufhalten, um sich dieses Buch vorzunehmen. Es genügt allein politisch interessiert zu sein, dann sollte man das Buch von Sahra Wagenknecht unbedingt lesen. Man braucht auch keine Angst zu haben, dass man nach der Lektüre als gewendet wieder auftaucht, dazu besteht überhaupt kein Anlass. Fakt ist, dass Frau Wagenknecht ein hervorragend recherchiertes Buch vorgelegt hat, dessen Inhalt große Nachdenklichkeit aufkommen lässt, auch wenn man mit ihren Lösungen nicht einverstanden ist. In einem Punkt sind sich sowohl Experten wie Laien mit der Autorin einig, der Turbokapitalismus neuster Prägung steht mit keiner Art von Freiheit im Einklang.
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Eine ausgezeichnete und sehr weitsichtige Rezension. Endlich einmal eine journalistische Einlassung, die auf stereotype und vorurteilsbehaftete Stigmata verzichtet. Die Entscheidung ist getroffen...!
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