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Rezension Peter J. König: Kauderwelsch- Die Sprache der Politiker

Mainhardt Graf von Nayhauß der legendäre und überaus geschätzte Journalist, er hat die Bonner Republik wie kaum ein zweiter Chronist begleitet und kommentiert, ist seit November 2011 Herausgeber für die EDITION LINGEN STIFTUNG. Sein ganzes Berufsleben und darüber hinaus hat er sich mit Sprache auseinander gesetzt, nahe liegender Weise mit der Sprache der Politiker. Jetzt hat er ein aufschlussreiches Buch herausgegeben, über eben diese Kommunikationsebene, das den bezeichnenden Namen "Kauderwelsch- Die Sprache der Politiker" trägt.

Interessanterweise hat Graf von Nayhauß neben seiner eigenen Kommentierung dieses höchst eigenen Phänomens, wie Politiker in ihrem Berufsleben mit Sprache umgehen, Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben dazu befragt. Er bediente sich dabei einer Reihe von sehr kompetenten Spezialisten, er hat nämlich einige Spitzenpolitiker selbst zu Wort kommen lassen. Sie sollten ja am besten wissen, wie sie ihre jeweilige Sprache verballhornen. Damit die Sichtweise nicht zu einseitig wird, ergänzen erfahrene Journalisten und Idole aus Film und Fernsehen, ebenso namhafte Herren des öffentlichen Lebens das Meinungsbild. Nur die Tatsache, dass keine Vertreterin des weiblichen Geschlechts zu diesem Thema gehört wurde, finde ich verwunderlich, sie hätte bestimmt eine besondere Sichtweise beitragen können.

Wer also ist hier alles zu Wort gekommen?

Den Reigen eröffnet der in Niedersachsen lebende Dichter Arnold Kirchner, der in Gedichtform einen gereimten Einstieg in diese "Kauderwelsch-Betrachtungen" gibt, dem dann politische Schwergewichte folgen, als da sind: Jean-Claude Junker, Roman Herzog, Hans-Dietrich Genscher, Sigmar Gabriel, Michael Glos, Peter Struck, Jörg van Essen und Stefan Müller.

Ohne zu viel aus den jeweiligen Beiträgen vorweg zu nehmen, stellen alle Herrn Politiker fest, dass sie sehr oft eine klare, verständliche Sprache vermissen lassen, den Zuhörern, den Wählern tatsächlich ein sonderbares Kauderwelsch auftischen. Bei so viel Selbsterkenntnis darf doch die Frage erlaubt sein, warum in aller Welt agieren sie dann so?

Aufklärung könnte da die zweite Gruppe von Befragten geben, nämlich diejenigen die in der Regel gegen Entgelt, von Berufswegen, diese Sprachschwaden über sich ergehen lassen müssen, die Journalisten. Auch hier melden sich Hochkaräter der Branche zu Wort, so bekannte Namen wie: Klaus Bölling, Josef Joffe, Roger Köppel, Jörg Quoos und Dieter Wonka.

Mir scheint, jetzt hatten sie die Gelegenheit, so manchen erlittenen Frust und Schmach genüsslich an die politische Kaste zurück zu geben, es hagelte vernichtende Kritiken und das nicht zu Unrecht. Dabei ist der Begriff, Kauderwelsch zu verbreiten noch eher die harmlose Umschreibung für Politiker-Deutsch.

Mit Manfred Freiherr von Richthofen, Coordt von Mannstein, Dieter Wedel, Harald Schmidt, Frank Elstner und Klaus Bresser wird die Liste der Meinungswilligen ergänzt. Sie alle sind natürlich an Politik interessiert, wenn nicht sogar politisch beratend. Auch hier unisono das Urteil vernichtend, allerdings erklärt jeder der Herren aus seiner Sicht, welche Absicht und welchen Zweck Politiker mit diesem Kauderwelsch verfolgen.

Der Herausgeber selbst, Graf von Nayhauß wirft in seinem Beitrag zusätzlich einen Blick auf die Persönlichkeit, die sich hinter einem solchen Wortakrobaten verbirgt, was den Politiker nicht unbedingt vertrauenswürdiger macht. Den Abschluss bildet Wolfgang Krebs mit einer fiktiven Stoiber-Rede, die keines Kommentars bedarf, da sie für sich selbst spricht.

Kauderwelsch ist ein lesenswertes und nachdenkliches, manchmal sogar ironisches Buch. Mainhardt Graf von Nayhauß hat hiermit einen Beitrag geleistet, um die Sprache in der Politik von der sinnentleerten Worthülse zurück in eine informative, volksverständliche Form zu führen, nicht das schlechteste Mittel, um die Menschen wieder für Politik zu begeistern. Neben aller Kritik sind es besonders die philosophischen Betrachtungen der einzelnen Beiträge, die das Buch lesenswert machen. Hiermit plädiere ich dafür dieses Werk für jeden Politiker, ob neu oder altgedient, zur Pflichtlektüre zu empfehlen.

 Empfehlenswert.

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Rezension Peter J. König: "Der neue Obama-Was von der zweiten Amtszeit zu erwarten ist"- Christoph von Marschall

Heute ist es soweit, heute am 06.11.2012 wählen die Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika ihren neuen Präsidenten. Dabei sind sich die Wahlforscher zum jetzigen Zeitpunkt darin einig, dass bisher mitnichten entschieden ist, wer am Ende des Wahltages die Nase vorne haben wird, Barack Obama, der amtierende Präsident der Demokraten, der um seine zweite Amtszeit kämpft oder Mitt Romney, der Herausforderer der Republikaner, der den Amerikanern verspricht, dem Land endlich wieder auf die Beine zu helfen.

In diesem Spannungsfeld hat Christoph von Marschall, er ist der einzige deutsche Zeitungskorrespondent der einen Zugangspass zum Weißen Haus besitzt, sich mit der Frage beschäftigt, inwieweit sich Obama durch die erste Amtsperiode gewandelt und noch viel entscheidender, wie sich die Wahlkampfsituation für den Präsidenten zwischen seinem ersten Antritt und der aktuellen Kampagne verändert hat. Der Autor ist ein profunder Kenner von Obamas politischem Werdegang. Da er seit dem Jahre 2005 als Korrespondent des Berliner "Tagesspiegel" journalistisch in den USA tätig ist, war er von Anfang an dabei, aus nächster Nähe den politischen Aufstieg des heutigen Präsidenten zu dokumentieren. 2007 veröffentlichte von Marshall dessen erste deutschsprachige Biografie mit dem Titel "Der schwarze Kennedy", in Anlehnung an den charismatischen und hochverehrten Präsidenten John F. Kennedy. In Obama glaubten die Amerikaner eine ähnlich große Persönlichkeit wiedererkannt zu haben, die in der Lage ist, nach der Ära Bush, das Land aus der Krise zu führen, einen neuen Aufbruch zu gestalten und die wirtschaftliche Depression zu beenden.

Um die historische Dimension des ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten zu erklären, hat sich der Autor zunächst mit der Person Barack Obamas befasst. Ausführlich beleuchtet er dessen Herkunft. Eine weiße amerikanische Mutter und ein schwarzer kenianischer Vater sind nicht gerade die typischen Voraussetzungen um in der amerikanischen Politik bis zum höchsten Staatsamt zu gelangen. Der Vater lässt seine Frau und seinen kleinen Sohn in der Obhut der weißen Großeltern auf Hawaii zurück, um das Studium in Harvard, Amerikas berühmtester Universität zu beginnen. Er wird nicht mehr zu seiner Familie zurückkehren, ein entscheidender Punkt im Leben des kleinen Barack, denn außer einem kurzen Intermezzo in Indonesien, wohin es die Mutter in ihrer zweiten Ehe verschlägt, wird der Junge ohne den Einfluss eines Vaters aufwachsen. Trotz jugendlicher Krisen schafft er eine sehr ordentliche Schulausbildung, bis er letztendlich ebenfalls ein Stipendium für das Jurastudium in Harvard erhält. Schon hier deuten sich seine außerordentlichen Fähigkeiten an, nicht zuletzt die Möglichkeit sehr überzeugend zu argumentieren und integrativ auf unterschiedliche Gruppen zu wirken, eine Gabe, die ihn durch seine gesamte politische Karriere begleiten wird.

Nach dem Abschluss in Harvard entscheidet Obama sich nicht für eine der großen Kanzleien des Landes, denn als erster schwarzer Präsident der renommierten Fachzeitschrift „Harvard Law Review“ stehen ihm alle Türen offen, sondern er zieht es vor als Sozialarbeiter in Chicagos Schwarzen Gettos sich auf eine politische Karriere vorzubereiten. Diese führt ihn als Mitglied der Demokratischen Partei an den Punkt, wo er amerikaweit Aufsehen erlangt. Auf dem Nominierungsparteitag seiner Demokraten, auf dem John Kerry als Präsidentschaftskandidat gegen George W. Bush bestätigt worden ist, war es Barack Obama, der durch eine vielbeachtete Rede für die Partei und seinen Kandidaten auf sich aufmerksam machte, zumal auch seine Kandidatur für den Senat unmittelbar an stand und er so die einmalige Chance bekam, für sich medienwirksam zu werben. Mit dem Einzug in den Senat ist ihm der große Sprung nach Washington gelungen, er war in der hohen Politik angekommen. Vier Jahre später, nach einem zermürbenden, innerparteilichen Nominierungsgefecht, das er sich mit Hillary Clinton lieferte, stand er in seiner historischen Rolle, als erster schwarzer Bürger die amerikanische Präsidentschaft zu erringen. Wir alle erinnern uns noch gut, speziell an dem heutigen Tag, welche Begeisterung und Aufbruchsstimmung, besonders bei seinen farbigen Landsleuten seine Wahl auslöste. Deshalb wurde bei der Auszählung sehr bald klar, dass Obama als strahlender Sieger aus dieser Wahl hervorgehen wird.

 Dies alles schildert Christoph von Marschall in seinem Buch sehr informativ. Natürlich kommt auch immer wieder die Sprache auf seine Ehefrau Michelle Obama, seine wichtigste Stütze und seine beiden Töchter Malia und Sasha. Als Hintergrunds Information liefert er zusätzlich, wie sich Obama gesellschaftlich positioniert hat, unter anderem auch sein Verhältnis zum Glauben und den Kirchen, ein nicht unwichtiges Momentum, wenn man sich um das Amt des amerikanischen Präsidenten bewirbt. Auch wird dargestellt mit welchen wichtigen Wahlversprechen Obama die Mehrheit der Amerikaner bewogen hat, ihn auf das Schild zu heben, ihn zu ihrem Präsidenten zu machen.

Alles dieses spielt auch an diesem heutigen Wahltag wieder eine Rolle, und davon erzählt uns der Autor ebenfalls sehr sachkundig und sehr politiknah, wenn er in seinem Buchtitel ausdrückt, dass wir es heute mit einem neuen , einem anderen Barack Obama zu tun haben. Das Amt hat den Präsidenten sichtbar gezeichnet, er ist vorzeitig gealtert. Dieses bringen solche verantwortungsvollen und keineswegs einfachen Positionen generell mit sich, dies sieht man auch bei anderen Staatslenkern. Bei Obama allerdings und das wird ausschlaggebend für die aktuelle Stunde sein, wird sich zeigen, wie groß die Enttäuschung seiner früheren Wähler ist, da er nur einen geringen Teil seiner Wahlversprechen einlösen konnte. 

 In seiner ersten Amtszeit gelang es ihm nicht, die wirtschaftliche Situation entscheidend zu verbessern, viele Menschen haben somit das Vertrauen in Obama verloren. Diese Erfahrungen haben aus dem Charismatiker einen Pragmatiker werden lassen, einen Staatsmann, der die Macht benutzt, um seine politischen Ziele durchzusetzen. Sein Widerpart Romney hat genau dort seine Wahlkampfstrategien angesetzt, wenn er den Amerikaner ein Aufblühen der Wirtschaft verspricht, mit vielen neuen Jobs, geringeren Steuern und einem neuen Selbstbewusstsein, als die führende Weltmacht jede Herausforderung zu meistert. Der neue Obama ist bescheiden geworden. Er weiß genau, dieses Mal ist es kein Triumpf Marsch, alles steht auf des Messers Schneide, ob die Wähler ihm eine zweite Amtszeit schenken werden, eine zweite Amtszeit in der er sich mit großen Reformen, die er schon vor seiner ersten Wahl angekündigt hat, einen Platz unter den großen Präsidenten sichern kann. Zu den geschichtsträchtigen zählt er als erster schwarzer Präsident sowieso.

Alles wird sich in den nächsten Stunden entscheiden. Unabhängig von dem Ausgang der Wahl hat Christoph von Marschall hier ein zeitgeschichtlich interessantes Buch vorgelegt, das nicht nur das amerikanische Wahlsystem mit den Besonderheiten des amerikanischen Wahlkampfs erläutert, an der Person Barack Obama hat er gezeigt, dass der amerikanische Traum noch immer möglich ist. Dazu hat er ihn über viele Jahre hindurch ständig begleitet. Selten ist ein ausländischer Korrespondent so unmittelbar in die Nähe eines amerikanischen Präsidenten gelangt, um zu erleben, welche Persönlichkeitsentwicklung das Amt von Barack Obama gefordert hat.

Sehr empfehlenswert.

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