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Rezension: #Faschismus-Eine Warnung-Madeleine Albright-DUMONT

#Madeleine_Albright wurde 1937 in Prag geboren, emigrierte mit ihrer Familie in die USA, arbeitete von 1978 bis 1981 im US-amerikanischen Nationalen Sicherheitsrat und ab 1993 als US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen. Unter Präsident Bill Clinton war sie von 1997 bis 2001 Außenministerin der USA. Seitdem ist sie als Universitätsdozentin tätig und leitet eine Consultingfirma in Washington.

Ihr vorliegendes Werk hat sie den Opfern des Faschismus - damals und heute - und allen, die den Faschismus der anderen und ihren eignen bekämpfen, gewidmet. 

In 17 Kapiteln breitet sie ihr Thema aus. Der Faschismus entstand in den Anfängen des 20. Jahrhunderts zu Zeiten des neu erwachten Nationalismus. Man erfährt zunächst mehr von Benito Mussolini, dem Begründer der faschistischen Bewegung, der diese innerhalb von zwei Jahren so vorantrieb, dass sie 2000 Ortsverbände vorweisen konnte. Dieser Faschismus begann also mit einem charismatischen Führer, der eine weit verbreitete Unzufriedenheit seinen Zwecken dienstbar machte, indem er Unhaltbares versprach. Jene die Mussolini zujubelten und sich mit ihm gemein machten, trugen eigene Uniformen und setzen ohne Skrupel Gewalt ein. 

Man liest vom rasanten Aufstieg dieses Herrschers, der sein Ziel erreichte, ohne eine Wahl gewinnen oder die Verfassung brechen zu müssen. Die Italiener hielt er dazu an, die Vorstellung über Gleichheit aufzugeben und stattdessen das faschistische Jahrhundert willkommen zu heißen, wonach sich die Völker Autorität, Lenkung und Ordnung (Ideale des Faschismus)wünschten. 

Albright beschreibt einzelne faschistische Herrscher des vergangenen Jahrhunderts, natürlich auch Adolf Hitler, der von seinem ehemaligen Lehrer als widerborstig, eigenmächtig, rechthaberisch und jähzornig beschrieben wurde. Seinen Aufstieg skizziert die Autorin sehr präzise. 

Hitler versuchte Hass zu schüren und verwendete bei seinen Reden immer wieder dieselben Schlagworte"zerschmettern, zerstören, vernichten, töten." Man erfährt, was  er alles von den italienischen Faschisten übernommen hat, liest von seinen schamlosen Lügen, über sich und seine Feinde, dabei verbarg er seinen mörderischen Ehrgeiz, seinen Rassismus und seine extreme Unmoral hinter der Fassade bürgerlicher Verlogenheit. 

Zu den Taktiken, die Hitler von Mussolini übernommen hatte, gehörten auch der Einsatz von Schlägertrupps, die Einschüchterung des Parlaments, die Stärkung und den anschließenden Missbrauch der Amtsbefugnisse, die Unterwerfung der Beamtenschaft, spektakuläre Auftritte und das Beharren darauf, dass das Oberhaupt, sei es der Führer oder der Duce, niemals irrt. 

Indem die Autorin viele historische Fakten vermittelt, zeigt sie, warum der Faschismus einen solchen Anklang damals fand. 

Dann liest man von Stalin. Verdeutlicht wird, dass Hitler und Stalin eine gemeinsame Sprache hatten, sprich die der Gewalt und beide die Ideale von Thomas Jefferson verachteten, nämlich eine Volksregierung, vernunftsgeleitete Debatten, Meinungsfreiheit, eine unabhängige Rechtsprechung und freie geheime Wahlen. 

Albright zählt in der Folge weitere Machtmenschen auf, deren Handlungsmuster faschistisch war oder ist, so auch den Peronismus als linksgerichtete Variante des italienischen Faschismus mit einer korporatistischen Wirtschaft, Einschränkungen der Pressefreiheit, einer hart durchgreifenden Polizei.etc. 

Die Autorin macht durch viele Beispiele auch im Hier und Jetzt klar, dass es an uns allen liegt, die Mängel der Demokratie zu beheben und niemals deren Stärke zu vergessen, den Führerkult zu hinterfragen und sich der Angriffe auf die demokratischen Werte bewusst zu werden. Die Angriffe haben eine lange Tradition. Die Angreifer wollen unterwerfen und diktieren. Diesbezüglich sollte keiner zur Verfügung stehen.


Sehr empfehlenswert

Helga König

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Faschismus: Eine Warnung

Rezension: Zeitenwende in der Weltpolitik- Sigmar Gabriel

Autor dieses faktenreichen Buches ist der beeindruckend analytisch denkende, ehemalige SPD-Vorsitzende und Vizekanzler Sigmar Gabriel, der sich bis vor noch nicht allzu langer Zeit als Wirtschafts- und Außenminister auf der internationalen Bühne bewegte. 

"Mehr Verantwortung in ungewissen Zeiten" lautet der Untertitel des Werks. Damit die Leser einen Eindruck davon erhalten, wie ungewiss die Zeiten, in denen wir leben, tatsächlich sind, berichtet der Autor ausführlich aus seinen reichhaltigen Erfahrungen, schreibt über drei deutsche Sonderwege, die zum Unmut unserer Nachbarn geführt haben und hier vor allem auch von der Flüchtlingskrise, die die Lage in Europa grundlegend verändert und sich als Europas 11. September erwiesen habe. 

Ein starkes Land wie Deutschland müsse sich einem Perspektivwechsel unterziehen und zwar hin zur Sichtweise der Schwächeren, um Sonderwege zu vermeiden, weil nur ein geeintes Europa handlungsfähig sei und bleiben müsse in diesem unruhigen Zeiten. Ohne ein geeintes Europa bestehe die Gefahr, dass wir in der Welt des 21. Jahrhunderts untergehen, weil diese Welt sich rasant und dramatisch verändere und uns alle durch Ungewohntes herausfordere. Dem könnten die Europäer nur gemeinsam begegnen. 

Auf dem Weg in eine neue Welt erfährt man mehr über Donald Trumps "Zuverlässigkeit" und weshalb mit ihm die USA vom Architekten und Garanten der liberalen Weltordnung zu deren Abrissunternehmer mutiere. Hier liest man auch, dass Trump im Umgang mit Europa keine Partnerschaft, sondern Gefolgschaft wolle. 

Sigmar Gabriel schreibt dann weiter über die weltpolitischen Spielregeln des 20. Jahrhunderts. So erfährt man von den Phasen Weltordnung 1.0 und 2.0 und auch, dass wir uns derzeit am Übergang zu einer Weltordnung 3.0 befänden. Allerdings seien deren Konturen noch nicht deutlich sichtbar.  Amerikas Macht und Ressourcen seien  relativ geschrumpft, während andere Mächte wie China, Russland und der Iran ihre Ziele konsequent weiterverfolgten und  sie sich  deshalb weiterentwickelt hätten. In der noch nicht neu geordneten Welt bleibe die USA in absehbarer Zeit allerdings immer noch stärkste Kraft, aber Europa verlöre aus diversen Gründen, die Gabriel nennt, wohl seine Sonderstellung. An allen außenpolitischen Fronten sehe sich Europa derzeit bedroht. 

Was es bedeute, dass die Welt sich im Krisenmodus befindet, beschreibt der Autor ausführlich, erwähnt wird auch die rapide wachsende internationale Kriminalität und die verursachten Schäden, die Interpol auf jährlich bis zu 4,8 Billionen US-Dollar beziffere. Man liest von der nuklearen Bedrohung in unserer aus den Fugen geratenen Welt und dass Abrüstung und Rüstungskontrolle nicht mehr auf der internationalen Agenda stünden. Auch liest man von der wachsenden sozialen Ungleichheit, die längst schon die Mittelschichten erreicht habe. Die entgrenzte Globalisierung sei verantwortlich für die wachsende Kluft bei den Vermögensverhältnissen, die weitgehend unkontrollierte Rolle der Finanzmärkte, bei der neoliberalen Wende, dem Kontrollverlust staatlicher Institutionen und der Freisetzung bürgerlicher Wutkräfte.  Die Zeiten sind ungewiss, ohne Frage.

Sigmar Gabriel stellt in einem Exkurs Überlegungen an zur Attraktivität der Autoritäten. Dies hier näher auszuführen, sprengt allerdings den Rahmen der Rezension. Des Weiteren liest man über die Botschaft des Trumpismus, speziell über die besorgniserregende derzeitige amerikanische Politik, aber es bleibt nicht unerwähnt, dass die Fähigkeit, Werte und Macht trotz aller Unzulänglichkeiten und Widersprüche immer wieder miteinander zu versöhnen, Amerika erfolgreich gemacht habe und das stimmt hoffnungsfroh. 

Über Russland schreibt der Autor ebenfalls differenziert, hier u.a. über den Aufstieg Wladimir Putins und weshalb wir unsere Goethe-Institute und deutschen Schulen in Russland verdoppeln sollten. Auch die chinesische Herausforderung ist ein breites Thema für den Politiker, um schließlich  nach einer Fülle von Fakten und Überlegungen über die europäische Idee zu philosophieren. 

"Europa ist die Idee vom Zusammenleben der Menschen und der Völker. Die europäische Idee stellt das Gemeinwohl über das Einzelinteresse, die kulturelle Vielfalt über den Zwang der Anpassung und die Lebensqualität über die Anhäufung von Reichtum. Europa setzt die nachhaltige Entwicklung vor die rücksichtslose Ausbeutung von Mensch und Natur. Und allem voran stellt die europäische Idee die Zusammenarbeit über einseitige Machtausübung."

Das sind wahrlich genügend gute Gründe, um der europäischen Idee zu folgen. Wie das im Einzelnen funktionieren kann, schreibt Sigmar Gabriel auch, um schließlich zu einer europäischen Antwort zu gelangen, die in vielen Beziehungen den Abbau eines Transformationsstaus bedeutet, aber nicht nur dies. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Zeitenwende in der Weltpolitik: Mehr Verantwortung in ungewissen Zeiten