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Rezension: #Gunter_Dueck #schwarmdumm- So blöd sind wir nur gemeinsam- #Campus

Wie Prof. Dr. Gunter Dueck gleich zu Beginn seines neuen Buches schreibt, thematsiert er diesmal die selbst verschuldete Kompliziertheit unseres Lebens und zeigt wie es hierzu gekommen ist. Er möchte aus gutem Grund, dass wir begreifen, dass es uns mehr bringt, anstelle von "kompliziert" klugerweise "smart" und damit gewissermaßen runder zu agieren. Dabei ist das Runde das Einfachere, aber keineswegs das Simplere.

Dueck moniert, dass gerade im Team (neudeutsch  im "Schwarm") immer komplizierter vorgegangen werde und dadurch vormalige #Schwarmintelligenz zu #Schwarmdummheit mutiert sei. In den vielen #Meetings von #Managern werden keine eleganten (runden) Lösungen entwickelt, sondern es entstehe zusammengebasteltes Stückwerk, weil ohne gute Vorbereitung (Manager hetzten von Termin zu Termin) einfach nichts Vernünftiges herauskommen könne.

"Genial einfach" sei als Ergebnis eines Meetings geradezu utopisch. Dueck nennt viele Gründe für das Manko, doch ich denke Hauptgrund hierfür ist mangelnder Gemeinschaftssinn, geringe Eigenverantwortung im Team und die Tatsache, dass im Teamergebnis der Einzelne nicht genügend glänzen kann.

Gute Teamarbeit entspricht vermutlich  nicht dem egomanen Zeitgeist, deshalb auch mutierte Schwarmintelligenz zur Schwarmdummheit, so meine Beobachtungen. Der Autor schreibt u.a. von "antipathischer Abteilungsdenke", die den idealen Nährboden für Schwarmdummheit bilde. Abteilungsleiter sind offenbar zumeist nicht in der Lage, generalistisch  das Große und Ganze zu sehen, sondern haben nur ihr eigenes Ding im Auge. So hockt eine Vielzahl von Teilblinden in Meetings und entsprechend sehen dann auch die Ergebnisse aus.

Der Begriff Schwarmintelligenz von dem sich Duecks Wortschöpfung Schwarmdummheit ableitet, stammt aus dem Umfeld des Internets, weil es hier durch die weltweite Vernetzung von untereinander ganz unbekannten Personen zu erstaunlichen Problemlösungen gekommen  sei, so der Autor, der hierfür auch Beispiele nennt. Während im Internet Menschen  mitunter Freude an einer gemeinsamen Lösung haben, schaut es in traditionellen Firmen anders aus. Offenbar lässt sich die Idee der Schwarmintelligenz dort nicht so smart umsetzen. Dueck definiert "Schwarmdummheit entsteht, wenn das Ganze nicht klar verstanden ist und kein Ganzes das Team einigt."

Gunter Dueck untergliedert, nachdem er das Wesen der Schwarmdummheit erst einmal ausgelotet hat, in elf weitere Kapitel und gibt gestressten Managern die Chance, stets  den Kurzinhalt des jeweiligen Kapitels vorab zu überfliegen, damit sie hinterher noch wissen, was sie in der Hektik gelesen haben. Zudem hat Dueck im Vorfeld jeweils einen Merksatz formuliert. Damit Sie eine Vorstellung davon erhalten, was man sich merken soll, zitiere ich den Merksatz aus Kapitel 2:

"Unter zu hohen Zielen arbeiten wir sofort zu viel, anstatt uns bessere Strategien auszudenken oder auch festzustellen, dass wir es gar nicht schaffen können. Das führt zur Überbelastung aller Personen und Funktionen, die wiederum erzeugt Fehler, Terminverschleppen und Ärger. Dadurch wächst die Arbeitsmenge enorm an, ohne dass mehr geschafft würde."

Alle, die sich preußisch-protestantisch extrem viel aufhalsen, kennen das zur Genüge. So schreibt der Autor, er ist übrigens u.a. Mathematikprofessor, nicht nur von der Vergeudung unserer Kräfte in dem dann folgenden Kapitel, sondern erläutert das Problem anhand einer mathematischen Formel für Warteschlangenlängen.

Damit zeigt er, dass eine zu hohe Auslastung zu einem Stau der Arbeitsvorgänge führt. 85 % Auslastung sollten nicht überschritten werden. Je mehr ein Mensch zu entscheiden hat, umso mehr benötigt er Luft, um vernünftig nachdenken zu können, bevor er erfolgreich handeln kann.

Werden in Teams zu hohe Ziele gesetzt, führt dies zu einer neurotischen Gruppenbildung mit teamzersetzendem Verhalten. Das weiß jeder, der mit Teams bereits zu tun hatte, wie auch jeder weiß, dass ohne eine hellwache Teamleitung man eine wirklich lobenswerte Arbeitsbereitschaft eines Teams jenseits von Hobbyteams über einen längeren Zeitraum hin vergessen kann.

Dueck thematisiert eine Vielzahl von Nährböden für Schwarmdummheit. Selbstüberschätzung hart arbeitender Inkompetenter scheint mir der übelste Nährboden zu sein. Anstelle von Arbeiten im Hamsterrad sollte man sich mit den Methoden um "Kaizen" befassen und den drei Mu- Prinzipien: Muda, Muri und Mura,  mittels denen man in Japan große Erfolge erzielte.

Es führt zu weit, im Rahmen der Kapitel, nun jedes einzelne näher zu beleuchten. Wichtig ist zu wissen, wo die Grenzen eines Teams angesiedelt sind und wie die Persönlichkeitsstruktur von Teamworkern ausschauen sollte, damit Intelligente auch etwas Intelligentes zu Wege bringen.

"Für Schwarmintelligenz ist die Frage  "Was ist vortrefflich?"essentiell. Wenn sie verdrängt wird, entsteht Schwarmdummheit." (S.153)

Dueck zeigt Seite für Seite, wie es sich bewerkstelligen lässt, Schwarmdummheit im Team zu vermeiden, macht auch deutlich, dass man sich bei Statistikbetrachtungen im Team artikulierte Korrelationen genau ansehen soll und generell es meiden möge, nach Ausreden zu suchen, wenn es darum geht,  dem  Misserfolg ins Auge zu schauen.

Wenn im Team aus Fehlern gelernt werden soll, bedeutet dies, alles Persönliche zurückzustellen und Schuldzuweisungen zu meiden, sich stattdessen mit Erfolgsstrategien zu befassen und diese in Ruhe gemeinsam umzusetzen. 

Gunter Dueck träumt von Managern, die ihre Mitarbeiter wie Freiwillige führen und zu First-Class-Leistungen führen, denn er weiß, dass nur so der Schwarmdummheit entgegengewirkt werden kann. Um klug zu werden, bedarf es der persönlichen Reife und einer Persönlichkeit, die frei von Rechthaberei ist. 

Zuhören, Vorschläge überdenken, dem besten Gedanken den Vortritt geben, gemeinsam an einem Strang in die gleiche Richtung ziehen, aber  zuvor die Richtung genau bestimmen, so kann Schwarmdummheit vermieden werden. 

Also Scheuklappe absetzen, das Ganze der Firma im Auge habe, auch das Ganze der Branche und der Wirtschaft überhaupt, dann denken, kurz besprechen und nicht vor lauter Laberei um Kaisers Bart das Handeln vergessen, so gelangt man zu einem schwarmintelligenten Ergebnis,  das zumeist auch zu Erfolg führt, wenn Fortune mit im Boot ist...  

Empfehlenswert.

Helga König

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