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Rezension: Sinnstifter- Wie Unternehmen davon profitieren, soziale Verantwortung zu übernehmen.- Jürgen Schöntauf- Campus

Der Autor dieses Buches ist der Zukunfts- und Megatrendexperte Jürgen Schöntauf. Der studierte Kommunikationsdesigner ist Inhaber einer Kommunikationsagentur. Er berät seit mehr als zwanzig Jahren Unternehmer und Führungskräfte und lädt seine Klientel durch seine neue Publikation ein, Sinnstifter zu werden. 

Der Titel des Werkes lässt bereits aufhorchen und uns darüber nachdenken, was sich hinter dem Begriff "Sinnstifter" verbergen könnte. Auf Firmenchefs bezogen,  definiert der Autor den Begriff wie folgt: "Sinnstifter sind Unternehmer, die erkennen, dass ihre Unternehmen keine Inseln sind, sondern eingebunden in Gesellschaft und Umwelt."

Schöntauf erinnert eingangs sogleich an den Psychiater Viktor E. Frankl, der in der NS-Zeit die Inhaftierung in den Konzentrationslagern überlebte. Dieser definierte den Mensch als sinnsuchendes Wesen, das einen sinnvollen Beitrag leisten möchte. Dabei muss man wissen, so Schöntauf, dass Sinn weder "herstellbar" noch konsumierbar ist, sondern dass es sich bei ihm um einen Prozess, gewissermaßen um eine Suche handelt. Sinn sei das Ergebnis von Einsichten, Haltungen und Wertorientierungen, die in einen unternehmerischen und gesellschaftlichen Kontext eingebettet seien. 

Das Buch ist in vier große Teile untergliedert und enthält neben einer Fülle von Informationen und Reflektionen aufschlussreiche Interviews mit Firmeninhabern, die sich als Sinnstifter erweisen, d.h. die es geschafft haben, in ihrem Unternehmen Sinnstiftung und Profit erfolgreich miteinander zu verbinden. Finanzieller Gewinn ist für jedes Unternehmen unumgänglich, um Arbeitsplätze zu schaffen oder auch um in eine umweltverträgliche Produktion und in entsprechende Produkte zu investieren, Sinnstiftung habe viele Gesichter. Wie einige davon ausschauen, wird im vorliegenden Werk näher dargelegt und zwar deshalb, weil Untersuchungsergebnisse gezeigt haben, dass Unternehmen, die sich nicht mit Sinnstiftung befassen, in Zukunft nicht mehr von Belang sein werden. Sinn ist also ein Garant dafür zu überleben.

Wie der Autor hervorhebt, sind die Konsumenten aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und erwarten nun von Unternehmen Moral, Verantwortung und legales Verhalten, kurzum, die Gesellschaft erwartet von den Firmen mittlerweile einen gesellschaftlichen Wertebeitrag.  Wie dieser ausschauen könnte, ist Gegenstand der vorliegenden Publikation. 

Jürgen Schöntauf schreibt zunächst über diverse Megatrends. Bei der Betrachtung dieser Trends geht es um die Frage, wie Wandel entsteht und verläuft. Das Zukunftsinstitut von Matthias Horx, dessen Hauptsitz Frankfurt ist, nennt diesbezüglich einige Kriterien. Die Megatrends sind für die Veränderung ganzer Gesellschaften verantwortlich. Zwölf Megatrends sollen unser Leben bestimmen. Zu ihnen zählen die Megatrends "Gender Shift" und "Urbanisierung", die Schöntauf näher erklärt. In diesem Zusammenhang ist das Interview mit Andrea Lunzer von der Maß- Greißlerei in Wien sehr erhellend. Hier wird gezeigt, wie sinnstiftend es sein kann, Produkte unverpackt anzubieten und damit das Ökosystem, in dem wir leben, zu verbessern, aber auch glaubwürdig Produkte zu vermarkten. 

Schöntauf reflektiert in der Folge, was Werte sind,  auch wie Werte entstehen und macht deutlich, dass sie nur dann langfristig wirksam werden, sofern man sie glaubwürdig vorlebt. Dabei nimmt Wertortientierung ihren Anfang bei der Achtsamkeit. In Unternehmen gilt es Kernwerte zu erkennen, sie glaubhaft zu leben und zu kommunizieren. 

Sieben "MindShifts-Steps", sprich Gedankensprünge, hat Jürgen Schöntauf bei Sinnstiftern beobachtet. Er listet diese zunächst auf, erläutert sie alsdann sehr  facettenreich in der Folge und zeigt anhand von Interviews mit entsprechenden Sinnstiftern den jeweiligen Erfolg. 

Es geht bei den "MindShifts" konkret um:
1. Kultur und Werte 
2. Führung
3. Vernetzung
4. Beziehungen 
5. Leidenschaft 
6. Bildung 
7. Gewinn 

Beim 4. MindShift wird beispielsweise u.a. Wertschätzung, Respekt und Anerkennung für Mitarbeiter zur Sprache gebracht, weil diese Faktoren nicht zuletzt wichtig sind, um Fehlzeiten, Krankheitskosten etc. zu minimieren. Wer Werte ernst nimmt, - das darf nicht verschwiegen werden- verfügt über einen Wettbewerbsvorteil und hat in diesem Zusammenhang nicht zuletzt bessere Beziehungen im Unternehmen, aber auch zu Kunden, Lieferanten und Investoren. 

Wie Dr. Nikolaus Förster (Impulse Medien in Hamburg) in seinem Interview meint, benötigt ein Unternehmen, um erfolgreich zu sein "Wertorientierung, Ziele, Unternehmenskultur und Storytelling." Weiter lässt er die Leser wissen: "Werte sind die Grundlage, dazu braucht man konkrete Ziele, das Visioning. Die Unternehmenskultur muss so gut sein, dass die Ziele auch erreicht werden, und Storytelling ist die Kommunikationsform, die sowohl nach innen als auch nach außen wirkt. Dann hat man sehr gute Chancen, nachhaltig erfolgreich zu sein." (S.183) 

Wie wichtig Bildung ist, wird auch verdeutlicht. Sie ist einer der bedeutendsten Schritte, um soziale Verantwortung zu übernehmen. Zudem fördert Bildung die Kreativität und bringt Innovation hervor.
Ob Bildung glücklich macht, sei dahin gestellt.

Klar wird beim intensiven Studieren des Buches, dass durch Werteorientierung und damit einhergehendem sinnstiftendem Verhalten die Wettbewerbsstärke verbessert werden kann und zugleich ein vernünftiges Miteinander entsteht, das ein Verhalten ablöst, das letztlich keine überzeugenden Perspektiven bereithält, wie die jüngste Vergangenheit vielerorts zeigte. 

Es ist lohnenswert, Gedankensprünge zu machen und die Perspektive zu wechseln. Weg vom neoliberalen Egogebaren, hin zur Werteorientierung und der  immer jungen und sehr attraktiven Idee der sozialen Marktwirtschaft, die  in den Gedanken Jürgen Schöntaufs stets aufs Neue aufleuchtet.


Sehr empfehlenswert. 

Helga König

Überall im Handel  erhältlich

Onlinebestellung: Campus oder Amazon
Homepage Jürgen Schöntauf: http://www.juergenschoentauf.com/

Rezension: Europa ist die Lösung- Churchills Vermächtnis- Frank- Walter Steinmeier

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier nimmt in diesem Buch Bezug auf die berühmte Rede, die Winston Churchill am 19. September 1946 an der Universität Zürich gehalten hat und in der dieser dafür plädierte, dass es ein beständiges Ziel sein müsse, die Vereinten Nationen aufzubauen und zu festigen. Churchills Denken ging damals so weit, die europäische Völkerfamilie in einer regionalen Organisation zusammenzufassen. Er schlug vor, diese, "Vereinigte Staaten von Europa" zu benennen. 

Als 1. praktischen Schritt empfahl er die Gründung eines Europarates, auch wenn zu Beginn nicht alle Staaten betreten wollten oder könnten. Aufgabe der beigetretenen Staaten sei es, letztlich alle Staaten zusammenzuführen. Für Churchill stand fest, dass auf dieser Grundlage sich das Kriegsrisiko minimierte. Deutschland und Frankreich sollten nach seiner Vorstellung die Führung übernehmen, während Großbritannien, das britische Commonwealth, die USA und Sowjetrussland sich als Förderer und Freunde des neuen Europas erweisen sollten. 

Die gesamte Rede ist zu Ende des vorliegenden Buches abgedruckt und dient zum besseren Verständnis von Steinmeiers brillantem Text. 

Für den Außenminister sind die Jahre 1946 und 2016 Wegscheiden in Europa, weil wir damals wie heute mit viel Verunsicherung und Ungewissheit in die Zukunft blickten. Seit damals habe sich die Welt verändert, denn in jenen Tagen prägte die Blockkonfrontation das Denken, während heute Globalisierung, Vernetzung und Entgrenzung den Lebensalltag in Europa darstellten. 

Wie Steinmeier betont, sind die Herausforderungen der Gegenwart gemessen an jenen von 1946 klein, allerdings sei die europäische Stimmung erschreckend kleinmütig geworden. Die Gründe hierfür nennt Steinmeier und fasst zusammen "Sezession statt Expansion, schwelende Krisen statt wachsende Stabilität – dies scheinen die europäischen Signaturen der Gegenwart zu sein."

Diese pessimistischen Betrachtungen müsse man ernst nehmen, weil sie die veränderte Stimmung der Bevölkerung wiederspiegelten. 

Steinmeier Reflektionen zu Churchills Rede in der Folge, lohnt es sehr aufmerksam zu studieren, denn sie machen, wie eingangs bereits erwähnt, die Aktualität der damaligen Gedanken deutlich. Der deutsche Außenminister überdenkt nicht nur die historische Entwicklung nach 1946 und den Weg, der zur Krise führte, sondern stellt auch die Frage, welche Zukunft Europa haben soll und wie man sich aus der Krise herausbewegen könne. Dabei müsse Europa auch zeigen, dass es vereint sicherer sei. Eine gemeinsame Außenpolitik sei notwendig, die über das Sprechen mit einer Stimme hinausgehe. Steinmeier plädiert für die offene Gesellschaft, in der man Vorkehrungen für den schlimmsten Fall treffen müsse, anstelle den besten herbeizusehnen. 

Damit dokumentiert er Realismus, der in einer Welt grenzenloser Gier kein Zeichen von Verzagtheit darstellt, sondern unfraglich ein Indiz für vorausschauendes Denken ist, auch wenn mir das Denken als Pazifistin Bauchschmerzen bereitet. 

Sehr empfehlenswert 

Helga König

Das Buch ist überall im Handel erhältlich
Onlinebestellung: Ecowin oder Amazon