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Rezension: Heute schon einen Prozess optimiert? Gunter Dueck- Campus


#Gunter_Dueck, der Autor dieses Buches, ist Mathematikprofessor. Er schreibt erfolgreiche Bücher, ist Netzaktivist, Business Angel und Speaker. Der Untertitel seines neuen Werkes lässt bereits erahnen, worum es ihm diesmal geht: "Das Management frisst seine Mitarbeiter."

Im Rahmen von sechs Kapiteln wird der Zustand in vielen Unternehmen analysiert und beschrieben, um am Ende eine Lösung des Problems anzubieten. Nach Duecks Beobachtung stemmen sich das Management und die Politik gegen eine gute Zukunft. Die Manager der Industrieproduktionen seien seit etwa 35 Jahren damit befasst, Prozesse zu optimieren und Roboter einzusetzen. Das Aufkommen von Computern, Datennetzen und Unternehmenssoftware ("SAP") habe zu einem enormen Effizienzschub geführt und darüber hinaus zu großen Profitsteigerungen. Weil der wirtschaftliche Erfolg aufgrund des Fokus auf die Effizienz so immens war, hätten viele Unternehmen ihre Zukunftsfähigkeit eingebüßt. 

Für Dueck steht fest, dass es in den kommenden Dekaden mehr um neue Inhalte und ein verändertes Denken geht und nicht mehr so sehr um das alte Ringen um die effizienteste Form. Das aber scheint nicht begriffen zu werden. Die Mehrheit der Führungskräfte unterliege dem Effizienzwahn, der das Betriebsklima entsprechenden aufheize. Obgleich langfristig alles andere als sinnstiftend, kämen die Protagonisten aus ihrer "Systemneurose" nicht heraus, die die Mitarbeiter als "Menschen" fresse und sie als bloße Ressource behandele. Das persönliche Menschsein trete hinter die Prozesseffizienz zurück. 

Die Managerkompetenz beschränke sich derzeit auf Prozesssteuerung und harsche Mitarbeitermotivation rund um die Uhr. Auf diese Weise gestresste Mitarbeiter lernten nicht mehr und bildeten sich nicht mehr weiter. Dis-Stress durch Effizienzdruck wirkt sich u.a. auf die Qualität des Produkts aus und auf die mangelnde Zufriedenheit der Kunden. Je größer der Druck auf Quantität, umso mehr verschlechtere sich die Qualität bis über die Strafrechtsgrenze hinaus. 

Die Digitalisierung zeige neue Wege auf. Um diese zu gehen, sei allerdings Zukunftsfähigkeit eine entscheidende Voraussetzung. Dueck veranschaulicht wie man  ticken muss, um Neues auf den Weg zu bringen und macht auch klar, dass alles, was digitalisiert werden kann, digitalisiert wird. Mitarbeiter verlieren, so Dueck, ihre Kompetenz, wenn ihre Arbeitsprozesse digitalisiert werden. Sobald die Mitarbeiter zu Human-Ressourcen degradiert werden, verschwindet das Persönliche und damit auch die Würde. 

Man liest mehr zur "Mc Donaldisierung". Jobs in Unternehmen, die nach dieser Methode arbeiten sind die menschliche Endstation vor der Automatisierung. Die Mitarbeiter sollen sehr schnell und fehlerfrei arbeiten und die Kunden sollen keine Sonderwünsche haben. Standardisierung findet sich allerorten und sie nährt weitere Standardisierung. 

Dueck schreibt  auch über Auslastungsdruck, der dazu führe, dass letztlich die Kreativität den Bach runter geht. Er schreibt zudem darüber wie Mitarbeiter durch Messen und Vergleichen ausgepresst werden und wie bei all dem Optimierungsstress psychologische Vereinzelung und soziale Phobien entstehen. Aufgrund des starken Drucks im Hinblick auf geforderte Zahlen würden Manager und Mitarbeiter den Gesamtzustand eines Unternehmens vergessen, so marodiere letztlich allerorten die Zukunft. 

"Der Egoismus beutet die Infrastrukturen der Gemeinschaft und Staaten aus, die Idee der Nachhaltigkeit wird propagiert und mit Füßen getreten." (S.165) 

Unmöglich, im Rahmen der Rezension alle Faktoren zu benennen, die der Autor hier unter die Lupe nimmt. Klar wird, dass alle Faktoren zum Niedergang der Qualität, des Vertrauens, der Mitarbeiterzufriedenheit und der Zukunftsfähigkeit führen und zwar bis über die Grenzen des Erlaubten. 

Innovation und Kreativität (sie sind die Voraussetzung für eine gute Zukunft)  machen ein ruhiges Klima erforderlich. Dueck listet Unruhequellen auf und philosophiert über Unternehmen mit einer Persönlichkeitszwangsstörung, die Innovation und Kreativität verhindern. 

Was ist zu tun, damit bei der nächsten Sintflut, Schiffe anstelle von Deichen gebaut werden, man also klug handelt?  Wie schafft man einen Perspektivwechsel?

Gunter Dueck hilft ihnen dabei, die Antwort zu finden. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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