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Rezension:Geo Epoche, Nr. 19 : Die Renaissance in Italien 1300-1560 (Broschiert)

Die Renaissance (Wiedergeburt), - etwa von 1300 bis Mitte des 1600 Jahrhunderts - wird als Zeit der Wiedererweckung des klassischen Altertums und der Wiederaufblühens der Künste, aber auch der kulturellen Zustandes der Übergangszeit vom Mittelalter zur Neuzeit betrachtet.

Der Begriff steht in Beziehung zu dem des Humanismus, richtet sich aber auf die Gesamtkultur des Zeitraums. Das vorliegende Geo - Epoche -Magazin befasst sich mit der Renaissance in Italien (1300- 1560).

Gleich am Anfang wird man sogleich mit schönen Ablichtungen von Gemälden aus jenen Tagen erfreut. Das Fresko "Die gute Regierung" (1338-40) von Lorenzetti zeigt den Palazzo Pubblico in Siena als Zentrum dieser Stadt, dem Platz, wo Geschäfte getätigt wurden und der Handel erblühte. Ein Fresko, das den Fürst und die Höflinge im prachtvollen Palast von Mantua zeigt, auch Ansichten der Gärten von toskanischen Landhäusern der reichen Edelleute, schließlich ein Fresko, das den zehnjährigen Lorenzo de Medici imringt von Höflingen darstellt, lassen den Leser visuell in eine Zeit versinken, die textlich in der Folge hervorragend ausgelotet wird.

Die so genannte europäische Neuzeit wurde von italienischen Eliten eingeleitet, indem die hergebrachte kulturelle und politische Ordnung durch Gelehrte und Künstler, Bankiers und Fürsten völlig verändert wurde. Vormalige Söldner wurden jetzt zu Fürsten. Städte wie Florenz und Sienna erblühten zu Metropolen des Handels und der Kunst. Der Florentiner Dichter Dante Alighieri (1265-1321) verfasste seine "Göttliche Komödie", in der er eine Jenseitsreise durch Hölle, Fegefeuer bis ins Paradies beschreibt.

Dieses Epos wird als Abschluss der mittelalterlichen Dichtung und gleichzeitig als Übergang zur Literatur der Renaissance betrachtet. Der Schriftsteller Jörg-Uwe Albig liefert einen ausführlichen Beitrag zu dem Dichter und seinem Hauptwerk, das man als eine Abrechung mit allem Lasterhaften und als Loblied auf die Tugend begreifen sollte.

Walter Saller befasst sich in seinem Beitrag dann mit der Architektur jener Epoche. Man liest u.a. von Filippo Brunelleschi, der die Zentralperspektive erfunden hat. Diese wird dem Leser näher erklärt. Der Künstler entwarf die Domkuppel von Florenz. Er gilt als der Begründer der italienischen Renaissancekultur.

Strenge Formen, gleichmäßige Proportionen und ein symmetrischer Aufbau sind bezeichnend für die Architektur jener Epoche, die noch heute das Auge von Liebhabern schnörkellos schöner Gebäude erfreut. Graf Federico da Montefeltro (1422-1482) war ein bedeutender Kunstliebhaber jener Zeit. Bevor er Mäzen wurde, führte er Kriege gegen Geld. Er besaß eine umfangreiche Bibliothek und beschäftige 40 Schreiber, die alte Handschriften kopierten. Biographien dieser Art waren in der Renaissance nicht selten.

Hochinteressant ist der Beitrag des Historikers Cay Rademacher über Lorenzo de Medici, dem Paten von Florenz, der wegen seiner Machtfülle und seiner beeindruckenden Kunstsammlung, der Prächtige genannt wurde. Aufstieg und Niedergang der Bankiersfamilie de Medici werden in diesem Beitrag breit gefächert dargestellt und verdeutlichen die dunklen Seiten jener Zeit besonders drastisch.
Sehr gefallen hat mir der Beitrag Till Heins über den Maler, Bildhauer, Architekt, Ingenieur und Naturforscher Leonardo da Vinci, der dem Renaissance -Ideal des "uomo universale", des umfassend gebildeten und interessierten Menschen entsprach. Abgelichtet ist u.a. sein Kunstwerk "Das letzte Abendmahl", das den Abschied Jesu von seinen Jüngern ergreifend darstellt, ferner diverse anatomische Studien und die "Dame mit dem Hermelin", die ich jüngst im Louvre im Original bestaunen konnte. Dieses Gemälde ist nur eines von insgesamt acht Gemälden, die mit Gewissheit von Leonardo da Vinci stammen. Interessant sind die Ablichtungen von Zeichnungen diverser technischer Geräte, die er konstruiert hat und seine Blütenstudien. Umwerfend freilich ist seine "Mona Lisa", das wohl das berühmteste Gemälde der Welt ist.

Die Borgias sind ein weiteres Thema. Der Spanier Rodrigo Borgia regierte als Papst Alexander VI elf Jahre den Kirschenstaat. Über die dessen zügellosen Lebensstil und seine brutale Machtpolitik sowie das Treiben seiner Kinder Cesare und Lucrezia schreibt Jens-Rainer Berg sehr packend, bevor über den fanatischen Mönch Savanarola berichtet wird, dem u.a. der berühmte Maler Sandro Botticelli begeistert folgte. Der Mönch versetzte seine Zuhörer in Furcht und Schrecken durch seine Predigten gegen Luxus und Unzucht. Nach der Vertreibung der Medici rief er Christus zum König eines theokratischen geprägten Gemeinwesens auf. Papst Alexander erteilte dem Fanatiker Predigtverbot. Als dieser sich dagegen widersetzte wurde er der Inquisition übergeben, gefoltert und schließlich verbrannt.

Erwähnenswert ist der Bericht über Niccola Machiavelli, der in seinem Traktat "Der Fürst" Brutalität, Lüge, Verrat und Mord als Mittel der Politik legitimierte. Bis heute gilt Machiavelli als Begründer einer höchst bedenklichen Staatslehre, die Erfolg über die Moral stellt. Was soll man von einem Denker halten, der Zwietracht und Intrige für ewige Naturgesetze hält? Das Magazin endet mit einem Bericht über den Künstler Raffaello Santi, dem eine Reihe wunderschöner Gemäldeablichtungen beigefügt sind. Die abschließenden Daten und Fakten über die Zeitläufte enden mit dem Konzil von Trient, das gewissermaßen eine neue Zeit einläutet.

Empfehlenswert, um sich einen Gesamtüberblick über die Renaissance in Italien zu verschaffen.



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