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Rezension: Der Sonnenkönig- Geo Epoche- Magazin für Geschichte- Nr.42

Dieses lesenswerte Magazin befasst sich mit Ludwig XIV. und seiner Zeit. Thematisiert werden die Fronde-Aufstände, der Absolutismus, Finanzminister Colbert, der Holländische Krieg, die Giftaffäre, das Hofleben, die Missisippi-Expedition, die Hugenottenverfolgung, das Geheimnis eines Häftlings und der Krieg um die Spaniens Krone.

Ludwig XIV. (1638-1715) war einst der mächtigste Monarch Europas. Sein Prunk galt als Vorbild für das Zeitalter des Barock. Dass seine Armeen seine Nachbarn mit Krieg überzogen, hat man mittlerweile fast schon vergessen.

Zu Beginn des Magazins kann man sich aufgrund zahlreicher Gemäldeabbildungen einen visuellen Eindruck vom Sonnenkönig und der Pracht, die er entfaltete, verschaffen. Besonders interessant finde ich hier ein Bild, das das Fest "Carousel" zeigt, welches 1662 vor dem Pariser Tuilerien-Palast seitens Ludwig XIV. inszeniert wurde. Sehr beeindruckend finde ich ein doppelseitiges Gemälde, das den Sonnenkönig als griechischen Lichtgott darstellt. Umringt ist er von seiner Familie, die ebenfalls "Göttliche Gestalt" angenommen hat. Der Maler des Bildes ist Jean Nocret.

Zunächst wird über die Aufstände der Fronde in Paris im Jahre 1649 informiert. Man erfährt auch deren Ursachen, die in der Politik Kardinal Mazerins zu finden sind. Dessen Charakter wird sehr gut gezeichnet und zwar als scharfsinnig, allerdings auch wendig bis zur Charakterlosigkeit, unterwürfig, wenn es sein muss und offenbar ohne feste Prinzipien, (vgl.: S.32). Diese Aufstände dauern bis 1652 an, dann gelingt es Mazerin, das Bündnis zu spalten. Ludwig XIV. stand bis 1661 unter der Vormundschaft seiner Mutter Anna von Österreich, erst nach dem Tode Mazerins im Jahre 1661 übernahm er die Leitung des Staates und vollendete den Absolutismus nach dem Leitspruch "L`Etat c`est mois" (Der Staat bin ich). Der Weg hin zur Alleinherrschaft wird sehr gut dargestellt.

Im Beitrag "Das Zentrum der Macht" von Mathias Mesenhöller erfährt man vom Konflikt zwischen ihm und seinem Finanzminister Fouquet, der bei dem jungen Herrscher in Ungnade fällt und den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringt, weil er sich zu viel Prachtentfaltung angemaßt hatte. Die Fronde hatte dem jungen Ludwig XIV. gezeigt, wie gefährlich der Adel werden konnte, wenn man ihn sich selbst überließ und dessen Ehrgeiz keine Ziele vorgab. All jene Adeligen, die sich als renitent erwiesen und auf ihren Schlössern ausharrten, fielen der gesellschaftlichen Ächtung anheim und wurden von nun an vom Wettkampf um königliche Auszeichnungen und Würden als auch von Karrieren im Staat und Armee ausgeschlossen. Auf diese Weise band Ludwig die höheren Stände an sich, während die Prachtentfaltung sein Prestige in Europa steigerte.

Die wichtigsten Entscheidungen traf Ludwig XVI. jeweils selbst. Nach der Verhaftung Fouquets agiert Ludwig mit drei amtadeligen Clans. Diese hießen Colbert, Le Tellier de Louvois und Phélypeaux. Colbert gelingt es, Einnahmen und Ausgaben des Staates ins Gleichgewicht zu bringen. Allerdings interessieren den König Fragen der Wirtschaft und der Finanzen in erster Linie als Mittel zum Erwerb des Ruhms. Dazu gehört auch der Umbau des Heeres, auf das Ludwig einmal seine wahre Größe gründen möchte, (vgl.: S.55).

Ein Beitrag ist Jean -Baptiste Colbert, dem Geldbeschaffer des Königs gewidmet. Er ist derjenige, der über Inneres, Handel, Marine und Finanzen herrscht. Die besten Handwerker hat er nach Frankreich geholt und gründet Handelskompanien, baut Kanäle und Häfen, um auf diese Weise die Einnahmen der Krone zu verdoppeln, (vgl.: S.59). Die Ordung, die Colbert in die französischen Staatsfinanzen einführte, hatte jedoch aufgrund der Kriegspolitik des Königs nicht lange Bestand.

Vorgestellt wird Jean-Baptiste Molière, der die Komödie als Kunstform erhoben hat und sie der Tragödie ebenbürtig machte. In Versaille soll er auf den Festen des Königs die Narren und Hanswurste der Gesellschaft vorgeführt haben.

Auch liest man von dem Angriff auf Amsterdam. Der König hat insgesamt 33 Kriege in seinen 54 Herrscherjahren geführt. Das französische Heer war damals die größte Armee Europas und Ludwig der Oberbefehlshaber.

Die Giftaffäre von 1680 wird thematisiert. Hier auch lernt man Gabriel-Nicolas de La Reynie, den ersten modernen Polizeichef von Paris und dessen Ermittlungsmethoden kennen.

Sehr eindrucksvoll sind die Bilder von Versailles, die der Skizzierung des Hoflebens ab 1862 beigegeben wurden. Man liest in der Folge von der Mississippi-Expedition der französischen Abenteuerers Robert Caelier de La Salle und anschießend von der Hugenottenverfolgung. Wer bei Ludwig seiner reformierten Konfession nicht abschwört, darf zahlreiche Berufe nicht mehr ausüben und muss damit rechnen, dass ihm die Kinder genommen und Soldaten bei ihm einquartiert werden. Die Drangsal hat zur Folge, dass viele Hugenotten außer Landes fliehen.

Mit großer Neugierde habe ich den Beitrag "Der Mann mit der eisernen Maske" gelesen. Es handelt sich dabei um einen Häftling, den Ludwig XIV. mehr als 30 Jahre im Kerker sitzen ließ. Das Gesicht des Häftlings war stets von einer Maske verdeckt. Dumas hat darüber später geschrieben. Auch gibt es Filme, die dies thematisieren. Bis heute weiß man nicht, wer dieser Mann war. Einige Personen kommen diesbezüglich in Frage, die im Magazin alle benannt werden. Was ich nicht wusste ist, dass der Philosoph Voltaire für die Mutmaßung verantwortlich ist, dass ein eventueller Zwillingsbruder Ludwigs XIV. der Gefangene gewesen sein konnte. Vorstellen kann ich mir das sehr gut. Der 1,60 große Ludwig war ein fürchterlicher Egomane. Ein Unsympath, der glaubte, dass es außer seiner Herrlichkeit keinen auf der Welt geben dürfe, der ein Recht habe, er selbst zu sein.

Der letzte Beitrag, in dem es um den Krieg um Spaniens Krone geht, endet mit den Sätzen: "Zwar wird es noch Jahrzehnte dauern, bis der Unmut gegen die Bourbonen-Dynastie 1789 in der Französischen Revolution kulminiert, die Ludwig XVI. auf das Schafott schickt. Doch die Saat dafür hat der Sonnenkönig gelegt. Jener Monarch, der mit seiner Sucht nach Ruhm die Kraft seines Vaterlandes überforderte."


Am 1. September 1715 starb dieser Ruhmsüchtige vier Tage vor seinem 77. Geburtstag.

Empfehlenswert.

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