Der Autor Christoph Giesa, ein einunddreißigjähriger junger Mann, zeigt in seinem Buch "Bürger. Macht. Politik." ein großes Gespür für die aktuellen Probleme der politischen Situation in Deutschland. Dies kommt nicht von ungefähr, denn bereits als Heranwachsender hat er sich nicht nur für Politik interessiert, er hat sich auch aktiv am politischen Geschehen beteiligt und ist einer Partei beigetreten, um so die politische Willensbildung in Deutschland von innen kennenzulernen.
Überregional wurde er bekannt, als er als Aktiver den Wahlkampf von Joachim Gauck zum Bundespräsidenten im Internet organisierte. Seine diesbezüglichen Erfahrungen hat er in dieses Buch einfließen lassen. Aufgezeigt hat er, wie Parteienpolitik in Deutschland funktioniert.
Joachim Gauck hat das Vorwort geschrieben und dem Verfasser ein großes politisches Talent bescheinigt. Im Zuge seiner Unterstützerarbeit für Herrn Gauck erkennt Christoph Giesa, welche erheblichen Mängel in der repräsentativen Politik unseres Landes schlummern. Die Folgen sieht er in der Verdrossenheit der Bürger gegenüber allem Politischen.
Für ihn wird Politik durch die Parteien über die Köpfe der Bürger hinweg gemacht. Folglich fordert er mehr Bürgerbeteiligung an politischen Entscheidungsprozessen, um das Interesse der Regierten wiederzuerwecken.
Wie groß die Bereitschaft eigentlich ist, wird durch das Bürgerengagement bei "Stuttgart 21" dokumentiert, so Giesa. Die Zeit der Hinterzimmerentscheidungen oder des politischen Kungelns muss vorbei sein. Transparentere Meinungsbildung durch die neuen technischen Möglichkeiten wie dem Internet erlauben neue Möglichkeiten der Basisdemokratie.
Fehlentwicklungen wie Ende der Weimarer Republik sieht der Autor heutzutage nicht mehr gegeben, dazu ruht die Bundesrepublik mittlerweile zu sehr auf einem demokratischen Fundament. Gerade darin sieht der Verfasser die notwendige Chance sich jetzt mehr der Bürgerbeteiligung in Form von plebiszitären Entscheidungen zu öffnen. Dass sich dies durchaus positiv auf das politische Interesse, ja sogar auf die politische Kultur und Stabilität auswirkt, zeigt er anhand von Beispielen aus Brasilien oder der Schweiz.
Das Buch stellt nicht zuletzt darum einen gelungenen Beitrag zur politischen Kultur in unserem Lande dar, weil es versucht neue Wege aufzuzeigen: Raus aus den verkrusteten Strukturen unseres müden politischen Alltags, weg von der Politshow, hin zu mehr Eigenverantwortung des einzelnen Bürgers. Dies ist allemal besser als weiterhin vor sich hin zu dümpeln. Dazu leistet Christoph Giesa einen bemerkenswerten Denkansatz.
Empfehlenswert.
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