Am 24. Januar 1712 wurde Friedrich der Große von Preußen geboren. Der stellvertretende Chefredakteur des Geschichtsmagazins "Damals" und Autor zahlreicher historischer und kulturhistorischer Bücher Uwe A. Oster legt mit "Sein Leben war das traurigste der Welt" ein Buch vor, das die schwierige Beziehung Friedrich II. mit seinem Vater thematisiert.
Jeder, der sich ein wenig mit der Geschichte Friedrichs II. befasst hat, wird sicher von den drakonischen Erziehungsmaßnahmen Friedrich Wilhelms I. in Hinblick auf seinen Sohn gehört haben.
Der Autor lotet in seinem Buch die Hintergründe hierfür aus und hebt gleich zu Beginn hervor, dass es kaum einen vergleichbaren Konflikt zwischen einem Herrscher und einem Thronfolger gab, wie zwischen diesem Vater und diesem Sohn.
Mir liegt es fern, nun den Inhalt des Buches hier wiederzugeben. Interessant natürlich sind die Erziehung und der Tagesablauf des Kronprinzen, der nur eine knapp bemessene Freizeit hatte, die auch noch Vorgaben enthielt.
Seine militärische Ausbildung begann schon im Kleinkindalter und seine Schwester Wilhelmine konstatierte: "Nicht die geringste Erholung war ihm vergönnt; die Musik, die Lektüre, die schönen Künste und Wissenschaften waren ebenso viele Verbrechen, welche ihm untersagt waren. Niemand wagte es mit ihm zu reden; kaum, dass er die Königin besuchen durfte. Sein Leben war das traurigste der Welt." (Zitat: S.34).
Man erfährt, wie hungrig Friedrich auf Bildung war und wie sehr sein Vater alles Schöngeistige ablehnte. Daraus entstand Konfliktstoff. Die Bibliothek des Kronprinzen umfasste 3775 Bände, von welchen der Soldatenkönig, sprich sein Vater, nichts wusste. Als der berühmte Fluchtversuch Friedrichs 1730 scheiterte, wurde die geheime Bibliothek entdeckt und in Amsterdam seitens seines Vaters meistbietend versteigert.
Friedrich Wilhelm I. soll ein Choleriker gewesen sin, der zu Gewaltausbrüchen neigte. Er prügelte seine Kinder weit über das gesellschaftlich akzeptierte Maß. Durch welche Kinderhöllen Friedrich gegangen ist, kann man dem Buch entnehmen. Nicht grundlos schreibt der Autor von "dem Fegefeuer von Wusterhausen" Dass dieser Kronprinz vor seinem Vater fliehen wollte, ist nur verständlich. Welche Folgen diese Flucht hatte, kann man im Buch auch ausführlich nachlesen.
Was geschieht mit einem jungen Mann seelisch, der zuschauen muss, wie sein Freund enthauptet wird? Wie sehr hasst ein solcher Mann den Menschen, der dafür verantwortlich ist? Über diese Fragen wird seit Generationen nachgedacht.
Mit viel Freude habe ich über Friedrichs Beziehung zu Voltaire und seine glücklichen Zeiten in Rheinsberg gelesen in den Jahren nach Kattes Hinrichtung und vor Friedrichs Krönung. Hier auch entstand Friedrichs "Antimachiavell", in dem er das Idealbild eines den moralischen Grundsätzen folgenden Fürsten beschreibt. Oster lässt nicht unerwähnt, dass dieser "Antimachivell" niemals ein Aufruf zum Pazifismus war.
Wie sehr sein Vater Friedrich II. letztlich prägte, zeigt sich, nach dem seiner Thronbesteigung als seine Truppen nach Schlesien marschierten und dort eine halbe Million Soldaten und noch einmal so viele Zivilisten ihr Leben verloren, (vgl.: S. 251).
Wer viel Härte erlebt, geht entweder daran zu Grunde oder wird selbst hart. Preußen lässt grüßen.
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