Prof. Dr. Faltin lehrt an der Freien Universität Berlin Unternehmensgründung. Der Wissenschaftler ist übrigens selbst erfolgreicher Unternehmer und wurde mit seiner Teekampagne zum weltweit größten Importeur von Darjeeling-Tee.
Da mein Gatte und ich unseren Tee seit mehr als einem Jahrzehnt von der Teekampagne beziehen und auch immer wieder gerne das Ölfest in Zell besuchen, wo dieser Tee zur Verkostung angeboten wird, habe ich mit großer Neugierde aufgrund eines Lesetipps des Geschäftsführers von Zait, dem Initiator des Ölfestes, nun das Buch gelesen, in dem Prof. Dr. Faltin an der Fallstudie Teekampagne erfolgreiche Unternehmensgründung erläutert.
Zunächst erfährt man Wissenswertes über die Entstehungsgeschichte des Konzeptes der Teekampagne und der Umsetzung der Idee qualitativ hochwertigen Tee preiswerter anzubieten. Die Fragen der Finanzierung des Projektes werden ausführlich thematisiert. Die Teekampagne war übrigens als Modell für Unternehmensgründungen gedacht, deren Prinzipien beispielsweise erfolgreich auf die Firma Zait GmbH übertragen wurden, mit deren Geschäftsführer ich jüngst ein Interview gemacht habe. Sowohl die Teekampagne als auch Zait beziehen die Produkte direkt beim Hersteller. Der Zwischenhandel ist also ausgeschaltet. Doch dies allein macht nicht den Erfolg der Firmen aus. Dieser liegt in der beispiellosen Qualität, fairen Preisen und dem Bemühen um Nachhaltigkeit.
Man erfährt in diesem Buch, welche Rolle das Ideenkonzept bei einer Gründung spielt. Hier macht Faltin deutlich, dass es hierbei nicht um plötzliche Eingebungen geht, sondern um das Resultat von systematischen Überlegungen.
Im angelsächsischen Sprachraum unterscheidet man bei einer Neugründung zwischen "business administration" und "entrepreneurship". Dabei lenkt der zuletzt genannte Begriff den Blick auf die eher kreativen, innovativen Teile einer Neugründung. Für Newcomer ist es wichtig zu überlegen, mit welchem Konzept sie sich gegen etablierte Marktteilnehmer behaupten können. Nur wer mit einem durchdachten, unternehmerisch ausgereiften Konzept auf den Markt geht, hat die Chance, für eine wirklich erfolgreiche Unternehmensgründung. Management und Kapital helfen nicht weiter, wenn das Konzept nicht stimmt. Auch Patente und Technologien sind letztlich nur Rohmaterial.
Der Autor erläutert sehr gut, was ein unternehmerisch gutes Konzept leisten muss und listet folgende Punkte auf, die er anschließend erläutert:
-klare Marktvorteile herausarbeiten
-einen Vorsprung vor Imitatoren sichern
-vor technologischer Obsoleszenz schützen
-vor wirtschaftlicher Obsoleszenz schützen
-den Finanzierungsaufwand minimieren
-Das Marketing muss integraler Bestandteil des Entrepreneurial Design werden.
Da sich Marktsituationen ständig verändern und immer wieder technologische Erneuerungen auftreten, muss sich der Gründer auch nach erfolgreicher Gründung stets mit dem Entrepreneurial Design befassen. Diese schöpferischen Kräfte und die Leidenschaft gehen selten mit der Betriebwirtschaftlehre Hand in Hand. Ein Entrepreneur ist wohl mehr ein Künstler als ein Manager, so Faltin. Es ist also wichtig, mit Kreativität und Systematik ökonomisch intelligente Lösungen zu entwickeln, die am Markt profitabel sind und kommerziellen Wohlstand schaffen für den Entrepreneur und seine Kunden, (vgl. S.55.)
Das erfolgreiche Entwickeln eigener Ideen erfordert Fähigkeiten, zu denen mehr gehört als nur theoretisches Wissen und nur derjenige kann sich auf dem Markt erfolgreich halten, der stets mit weiteren Innovationen, die für die Kunden etwas bringen, aufwarten kann. Die Ideen dürfen also nicht versiegen.
Faltin stellt das traditionelle Anforderungsprofil an das Wissen eines Gründers den modernen Anforderungen an die Kompetenz des Gründers gegenüber und zeigt auf, dass moderne Anforderungen Verhaltensmuster, wie etwa kluges Kooperieren mit einbeziehen. Man muss sich seiner eigenen Unwissenheit bewusst werden und sich natürlich auch beraten lassen.
Über verschiedene Komponenten eines Neugründungskonzeptes wird man aufgeklärt und es wird verdeutlicht, dass die Persönlichkeit eines Gründers durchaus eine Chance hat sich gegenüber der Anonymität von gesichtslosen Großfirmen durchzusetzen. Es gibt Beispiele, dass Neugründer mit erkennbarer Persönlichkeit quasi über Nacht Marktführer wurden, wenn das Konzept gestimmt hat.
Der Autor erläutert nicht zu Letzt die sieben Techniken eines Entrepreneurial Design. Eine der Techniken besteht darin, Probleme als Chance zu begreifen. Goethe sprach einst davon, dass man auch Steinen, die uns in den Weg gelegt werden, etwa Schönes bauen kann. Dass das Schöne dazu noch lukrativ sein kann, sollte für kreative Menschen mit kaufmännischen Geschick ein Ansporn sein, ein Gründungskonzept zu entwickeln.
Ein wirklich lehrreiches Buch, das deutlich macht, dass ein Unternehmer hauptsächlich Dinge unternehmen muss, wenn er erfolgreich auf dem Markt bestehen will. Wer nur verwalten möchte, sollte besser Beamter oder Mitarbeiter in Großfirmen werden. Ein intelligentes Konzept, immer wieder gute Ideen und faire Preise sind das A und O für Neugründungen, die eine Chance auf dem Markt haben.
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