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Rezension: Digitale Erschöpfung- Wie wir die Kontrolle über unser Leben wiedergewinnen-Markus Albers- Hanser

Markus Albers, der Autor dieses Buches ist Mitbegründer und Geschäftsführender Gesellschafter von Redthink als auch der Beratungsplattform Neuwork. Albers hat bereits zwei Bücher geschrieben, zu denen er Vorträge hält, zudem moderiert er Panels und Workshops und schreibt Kolumnen. 

Thema der vorliegenden Publikation ist unsere neue Arbeitswelt, die nicht nur sehr stressig ist, sondern offenbar auch Zeit raubt für ruhiges, besonnenes, effektives Arbeiten. 54 Prozent aller Berufstätigen in Deutschland arbeiten nach einer aktuellen Studie "teilweise oder ausschließlich" mobil. Ihre Arbeiten erledigen sie von wechselnden Orten aus bzw. auf Reisen. Dabei nutzen sie Laptops (97%), Smartphones (93%), oder aber Tablets (62%). 

Die Entwicklung zeigt: Es ist davon auszugehen, dass die Präzenskultur am Arbeitsplatz ausstirbt. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass die Anwesenheit am Arbeitsplatz keine Qualifikation und kein Leistungsnachweis sind.

Die neue Art des Arbeitens führt zum sogenannten Multitasting, d.h. mehrere Aufgaben werden gleichzeitig erledigt und das überfordert lt. Digital Work Report nahezu jeden zweiten Deutschen. 40 Prozent der Befragten klagten über zu viele E-Mails; 35 Prozent über zu viele ineffiziente Meetings, so Albers. 

Die vormalige Hoffnung, dass Technologie ein besseres Leben ermöglicht, weicht mittlerweile der Ernüchterung. Digitale Erschöpfung im Buch meint die konkrete, individuelle Erschöpfung, die das Always-On des Digitalen in uns Menschen auslöst, zugleich aber auch die abstrakte, begriffliche eines in sich erschöpfenden Heilsversprechens. 

Der Autor zeigt auf, wie man trotz der unumkehrbaren Digitalisierung unserer Arbeitswelt und in der Folge unseres gesamten Lebens Inseln der Autonomie, der Introspektion und des unverstellten menschlichen Miteinanders zurückerobert. Das macht er übrigens sehr gut.

Untergliedert in zwei große Abschnitte, lernt man zunächst die Irrwege in Zeiten der Digitalisierung kennen, um anschließend auf eine Vielzahl von Auswegen hingewiesen zu werden, die wieder sinnstiftendes Leben und Arbeiten ermöglichen. Man erfährt mehr über das sogenannte neue Arbeiten und was deren Befürworter konkret wollen. Dem Wunsch der Arbeitnehmer von überall arbeiten zu dürfen, wird dadurch nachgegeben, indem alle Arbeitsprozesse digitalisiert werden und jeder extern digital auf die Daten zugreifen kann. Die Folge: Neue Büros benötigen weniger Einzelräume und mehr Großräume, mehr Räume für zufällige Begegnungen. 

Wichtig sind neue Kommunikationstools: digitale Kollaborationsplattformen und Projektmangement-Software, Filessharing-Tools, firmeninterne Social Netwoorks, Meeting-Software. Dieses System sollte dann auf allen Hierarchieebenen gelebt werden. 

Man liest über das Verhaltensmuster von Smartphonebesitzer, die 88 Mal am Tag im Schnitt ihr Handy einschalten und etwa 2,5 Stunden an diesem Gerät zubringen, jedoch nur etwa 7 Minuten davon telefonieren.  Damit gilt es, sich auseinanderzusetzen.

Albers beleuchtet u.a. das Thema "Kollaboration"  und resümiert, dass diese nicht selten der Feind von Konzentration sei. Entschleunigen und sich in Achtsamkeit zu üben,  verbessert die Fähigkeit sich zu konzentrieren. Keiner muss ständig online sein, keiner muss pausenlos kollaborieren. 

Sehr gut werden im 2. Teil des Buches die Auswege aus dem Erschöpfungszustand beschrieben und individuelle Strategien benannt, so etwa zu bestimmten Zeiten das Gerät auszuschalten, die Komplexität zu reduzieren, die Technik klug einzusetzen, Meetings und Verabredungen auf Sinn überprüfen, bevor man zusagt, neben der To-do-Liste auch eine Not-To-do-Liste pflegen, Arbeiten klüger zu organisieren und anderes mehr. 

Die Kommunikationsgesellschaft muss lernen mit den Kommunikationsmitteln weniger besessen umzugehen, wenn sie sich nicht verzetteln möchte. Sich ständig abzulenken, führt zu paralysiertem Verhalten und zu Frustration. Kreativ und zufrieden kann nur der sein, der Zeit findet, sich mit einem Thema ungestört zu befassen und nicht ständig mit seinen Augen und Händen woanders ist. 

Empfehlenswert
Helga König

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Digitale Erschöpfung: Wie wir die Kontrolle über unser Leben wiedergewinnen

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