Ist die Spekulation an den Rohstoffmärkten ursächlich dafür, dass der Hunger in der Welt nicht wirksam bekämpft werden kann?
Das Buch des Journalisten und Autors Harald Schumann befasst sich mit einer Thematik, die uns alle unmittelbar betrifft, dabei aber im Gegensatz zu den Menschen in den Entwicklungsländern, sie sich bei uns in stetigen Preiserhöhungen ausdrückt, während sie in den unterentwickelnden Gebieten Hunger, Unterernährung und gar den Tod zur Folge hat. Dabei geht es um den Handel an den Rohstoffbörsen, wo durch die Deregulierung Ende des letzten Jahrhunderts geradezu eine Explosion bezüglich des eingesetzten Kapitals stattgefunden und dem einstmals vernünftigen Instrument der Absicherung von Angebot und Nachfrage den ausgleichenden Boden entzogen hat.
Initiatoren und Nutznießer sind die internationalen Großbanken, Versicherungskonzerne und Hedge-Fonds, die mit riesigen Milliardensummen aus einem einstmals überschaubaren Rohstoffmarkt ein gigantisches Wettspiel entwickelt haben, so der Autor. Staatliche Überwachungsmechanismen sind weitgehend ausgeschaltet, zumal der eigentliche Megadeal überhaupt nicht über die Börse getätigt wird, sondern im sogenannten Over-counter-Handel direkt zwischen den Banken stattfindet und sich jeder Kontrolle entzieht. Dabei muss man wissen, dass oftmals die Größenordnung von ganzen Volkswirtschaften übertroffen wird. Die weltumspannenden Geldinstitute sind dabei die eigentlichen Gewinner, denn den Handel lassen sie sich mit üppigen Provisionen vergolden.
Harald Schumann hat dieses Buch verfasst, nachdem im Jahre 2011 Thilo Bode, der ehemalige Chef von Greenpeace und heutige Initiator der Organisation food-watch u. a. der Deutschen Bank und anderen Instituten vorgeworfen hat, durch Rohstoffspekulationen die Lebensmittelpreise in die Höhe zu treiben und dem Hunger in der Welt Vorschub zu leisten. Ob dies tatsächlich so ist und welche Ausmaße diese künstlich aufgeblähten Rohstoffbörsen mittlerweile angenommen haben und wie sich das alles auf die Preise von Lebensmitteln, Benzin und allen ölabhängigen Produkten auswirkt, hat der Autor sehr aufwendig recherchiert. Da sich die Aussagen überwiegend auf die Analysen von Wissenschaftlern und Brancheninsidern beziehen, ist es für den laienhaften Konsumenten oftmals schwer die Argumente zu verstehen, zumal die bankeneigenen Analysten die Ergebnisse völlig anders interpretieren. Verständlicherweise gibt es für die Milliardenjongleure keinerlei Zusammenhang zwischen ihren Börsenspekulationen und den extremen Preisausschlägen und Verteuerungen der Rohstoffe.
Mittlerweile sind sich sowohl die internationalen Organisationen, als auch eine Anzahl von Staaten darin einig, dass hier tatsächlich direkte Abhängigkeit besteht. Man fordert, dass wieder Regulierungen herbei müssen, ähnlich wie sie in den USA schon seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden. Dass dieses nicht einfach wird, zeigt allein die Tatsache welche Macht die Banken in ihrer Krise im Jahre 2008 ausgeübt haben. Die Steuerzahler in vielen Ländern auf dem Globus mussten die Institute retten, sonst wäre es zu einem weltweiten Kollaps der Finanzwirtschaft gekommen. Das hat sie nicht daran gehindert, neue Spekulationsgeschäfte an den Rohstoffmärkten zu tätigen Nach dem Aufruf von Thilo Bode an den damaligen Chef der Deutschen Bank Josef Ackermann die preistreibenden Geschäfte an den Börsen einzustellen, um damit nicht den Hunger in der Welt zu vergrößern, versprach dieser Überprüfung. Alle möglichen Interessenvertreter der Branche, auch aus der Deutschen Bank sind danach an die Öffentlichkeit getreten und haben unisono argumentiert, eine überzeugende Studie bezüglich des Zusammenhangs Spekulation und fortschreitendem Hunger in der Welt sei bisher nicht stichhaltig erwiesen. Deshalb sehe man keinen Grund dieses lukrative Milliardengeschäft aufzugeben.
Um letztendlich zu einem eigenen Urteil zu kommen, ist es empfehlenswert das Buch „Die Hungermacher“ von Harald Schumann selbst zu lesen. Er hat es geschafft, die spezielle Materie an den Rohstoffbörsen anschaulich, wissenschaftlich ausgewogen, aber vor allem für den unkundigen Leser verständlich und nachvollziehbar darzustellen. Damit dient die Lektüre in erster Linie der Aufklärung. Die Ernüchterung die sich danach einstellt, ob der Gier und der Gewinnsucht der Großfinanz sollte aber nicht dazu führen, in Resignation zu verfallen sondern der Erkenntnis weichen, dass es höchste Zeit wird sich gegen ein solches Finanzgebaren zur Wehr zu setzen.
Empfehlenswert.
Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen