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Rezension:Die Geburt der Zivilisation. Der Aufbruch des Menschen in die Moderne 100000-1500 v. Chr. (Broschiert)

GEO Kompakt Nr. 37 ist eines der interessantesten Geo Magazine, die ich bislang gelesen habe. Das Thema heißt "Die Geburt der Zivilisation"- Der Aufbruch des Menschen in die Moderne- 100 000-1500 v. Chr.

Das reich bebilderte Magazin wartet mit einer Fülle von bemerkenswerten Beiträgen unterschiedlicher Fachleute auf und beginnt mit einer Bilddokumentation mit dem Titel "Der lange Weg zur Hochkultur", die von erläuternden Texten Sebastians Wittes und Rainer Harfs begleitet werden.

Vor 100 000 Jahren beerdigte der Mensch erstmals seine Toten, erfand die Kunst und wurde sesshaft. Des Weiteren begann er Tiere und Pflanzen zu züchten, Dörfer, Städte und Staaten zu gründen und durch die Erfindung der Schrift ein System zu entwickeln, seine Gedanken festzuhalten. Im Rahmen von Bilddokumentation wird man mit Kunstgegenständen vertraut gemacht, so etwa von einem Steinzeitkünstler vor 35 000 Jahren. Vor etwa 40 000 Jahren kam es in Europa zu einer "kreativen Explosion". Menschen begannen figürliche Kunstobjekte aus Knochen und Elfenbein zu schnitzen, sie erschufen opulente Höhlengemälde und fertigten die ersten Musikinstrumente an. Vor 27 000 Jahren entdeckte der Mensch wie man Keramik entwickelt. In den ersten Hochkulturen widmeten sich Menschen bereits dem Brettspiel. In den Königsgräbern des Zweistromlandes fand man die ältesten dieser Art.

Bevor man sich mit der Wiege der Kulturen vor 95 000 Jahren näher befassen kann, hat man Gelegenheit sich in ein Interview mit dem Prähistoriker Prof. Dr. Hermann Parzinger zu vertiefen. Mit den Antworten des Archäologen im Hinterkopf begibt man sich gut ausgerüstet in das Fragefeld, das mit der Frage "Was weckt im Menschen nach Jahrtausenden des Überlebenskampfes auf einmal das Bedürfnis nach Kultur?" seinen Anfang nimmt.

In der Altsteinzeit begannen die Menschen zwischen vergänglichen Körpern und unsterblichen Geistern zu unterscheiden. Der damit verbundene Austausch über alles Symbolische setzte ein hohes kommunikatives Niveau voraus. Wissenschaftler gehen davon aus, dass sich damals eine ausgefeilte Sprache mit komplexer Grammatik und Syntax entwickelt hat. Schmuck und Kunst von damals lassen in diesem Zusammenhang ebenfalls einen hohen Grad an Abstraktionsvermögen erkennen. Überlegt wird, was den kulturellen Fortschritt befeuert hat und man lernt u.a. auch den Steinkreis von Stonehenge kennen, dessen Achse genau auf den Punkt ausgerichtet ist, an dem zur Wintersonnenwende das Gestirn untergeht. Man lernt Höhlenmalereien, die vor 35 000 Jahren entstanden sind, kennen und andere, die etwa 10 000 Jahren alt sind. Man sieht wie der kunstsinnige Mensch im Laufe der Jahrtausende seine Techniken und Aussagen immer mehr verfeinert hat.

Über die Keramik der Steinzeitmenschen wird man aufgeklärt, lernt die ältesten Kunstwerke aus Ton kennen, die sie lange vor Gebrauchs-Gefäßen kreierten und kann sich klar machen, wie tief die Liebe zur Kunst in Menschen verankert ist. Man lernt zudem frühe Keramikstile in Europa kennen und wird darüber aufgeklärt, wie es dazu kam, dass der Mensch sich niederließ und vom Sammler und Jäger zum Bauern und Viehzüchter wurde. Im Zusammenhang mit diesem Wandel konnten sich erstmals Keime massiv verbreiten und Epidemien ausbreiten. Darüber wird man in einem der Beiträge ausführlich unterrichtet und liest auch über die Kunst der frühen Ärzte in Ägypten und Mesopotamien. Dort kannten Mediziner schon im 3. Jahrtausend v. Chr. zahllose Heilmittel, hatten aber noch kein großes anatomisches Wissen.

Man liest von ersten Krieg vor 5500 Jahren in Mesopotamien und erfährt, dass seither Menschen mit Armeen und tödlichen Waffen um Ressourcen, Raum und Macht kämpfen. Vorgestellt wird Uruk, die erste Großstadt der Welt. Dort lebten vor 5300 Jahren bereits 25 000 Menschen auf engstem Raum. Ausgeprägt waren soziale Unterschiede. Es gab eine Elite, die über der Bevölkerung stand. Gelehrte nutzten erstmals Schriftzeichen, um der wachenden Bürokratie Herr zu werden, (S.92).

Die Entstehung der Schrift ist ein Thema. Sie wird auf das Jahr 3300 v. Chr. datiert. Von nun an ist es möglich Gedanken, Geschichte, Erfahrungen und Fakten festzuhalten und allen, die lesen können, zugänglich zu machen.

Die Bronzezeit kommt zur Sprache und mit ihr die Fertigung von Geräten, Waffen und Schmuck und man liest vom kulturellen Austausch, der nicht nur den Handel befördert hatte, sondern auch Erfindungen.

Leider ist es nicht möglich, hier einzelne Beiträge zu diskutieren und alle anzusprechen. Besonders interessant fand ich den Beitrag "Das Prinzip der Macht" und hier wie Herrschaft entsteht und wie sie am besten funktioniert. Nichts scheint besser zu funktionieren, als dass man die Unterworfenen am System ein wenig profitieren lässt. Es ist schon interessant, dass über Tausende von Jahren die meisten Gesellschaften zyklisch zwischen Egalität und stärkeren oder schwächeren Hierarchien wechseln. Die Ursachen hierfür liegen vermutlich in uns Menschen selbst.

 Sehr empfehlenswert.

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