Dieses Buch von Dr. Dr. Leopold Öhler habe ich heute bis in die frühen Morgen hinein gelesen. Normalerweise schlafe ich zu solchen Zeiten, doch der Lesestoff packte mich nahm mich völlig gefangen. Dafür gibt es einige Gründe. Einerseits interessierten mich Themen grundsätzlich, die mit Salzburg in Verbindung stehen, andererseits hat mich das Thema Pest schon immer aufhorchen lassen, nicht zuletzt, weil an dem Ort, wo ich aufwuchs, zu Ende des 30 jährigen Krieges die Pest so heftig grassierte, dass fast alle Menschen dort ums Leben kamen und es zu einer Neubesiedlung kam. Interessanterweise gibt es im Sprachschatz der Einheimischen Worte, die meine aus dem Osten kommenden Vorfahren nie benutzen und die verdeutlichen wie sehr die Angst vor der Pest sich dort ins kollektive Bewusstsein eingeprägt hat. Der Autor von "Die Pest in Salzburg" schreibt auch von solchen Begriffen, die sich über Jahrhunderte erhalten haben.
Das Buch beruht übrigens auf einer Dissertation und beginnt mit einem allgemeinen Teil, der sich mit Seuchen in der Geschichte der Menschheit befasst. Unter Seuchen versteht man ansteckende Krankheiten, die viele Menschen in einem Gebiet zur selben Zeit mit den gleichen Symptomen befallen, (vgl.S.10). Man liest von zahlreichen unterschiedlichen Seuchen, von denen der mittelalterliche Mensch betroffen war, die allerdings nur regionale Bedeutung hatten, bis im Jahr 1348 fast ganz Europa von der Pest heimgesucht wurde. Von da an plagte die Pest 400 Jahre die Menschen auf unserem Kontinent. 1347/48 war keineswegs die erste Pestwelle, die Europa erreichte, denn die sogenannte "Justinianische Pest" verheerte bereits 542- 594 das Byzantinische Reich. In Florenz starben 1348 allein 45 000- 60 000 Menschen, auf Mallorca raffte im gleichen Jahr die Pest 80% der Bevölkerung hin. Ein Jahr später starben 20 000 Menschen in Wien an dieser fürchterlichen Seuche. Das war das Jahr, wo allein in Deutschland 1,2 Millionen Pest-Tote beklagt werden mussten.
Die Angst vor dieser unberechenbaren Krankheit, die sich in allen Gesellschaftsschichten ausbreitete, führte dazu, dass die familiären und sozialen Bindungen stark litten, führten auch zu ökonomischen Veränderungen und zu Fluchtverhalten, besonders in der Oberschicht, die die Städte verließen, um der Pest zu entkommen.-
Gemeinsam mit zahlreichen Kriegen und den sie begleitenden Hungersnöten blieb die Pest im 16. und 17 . Jahrhundert ein fester Bestandteil des Alltagslebens in Europa und bereitete sich besonders stark im Dreißigjährigen Krieg aus, (vgl.: 26ff). 1720 kam diese Seuche das letzte Mal nach Europa und raffte in Marseille alleine 40 000 Menschen hin. Die Ursache, weshalb die Pest seither verschwunden ist, wird kontrovers diskutiert. Offenbar haben sich die Bedingungen für den Pestfloh verändert, seit die Hausratte von der Wanderratte verdrängt wurde und der infizierte Pestfloh nicht mehr so leicht das Wirtstier wechseln kann.
Aufgeklärt wird man über die Ursachen, die die Pest-Epidemie begünstigt haben und erfährt den Unterschied zwischen Beulenpest, Lungenpest, Pestsepsis und einer Pest mit milderer Verlaufsform. Dabei führte die Pestsepis fast immer in wenigen Stunden zum Tode.
Nach dem allgemeinen Teil wird ausgiebig die Salzburger Pestgeschichte beschrieben und hier zunächst das große Sterben im 14- 16. Jahrhundert und in der Folge die Pestjahre im 17. Jahrhundert. Die Maßnahmen im Erzstift sind ein Thema, die aus zwei Strategien bestand, über die man Näheres erfährt, so etwa über die Abwehrmaßnahmen vor Ausbruch der Seuche. Man liest über die Meldepflicht, die Ärzte, die Bader und anderes Personal, über die Isolierung der Kranken, auch über die Einrichtung von Pesthäusern und Lazaretten und schließlich auch über die Medizin. Die Säuberungs- und Desinfektionsmaßnahmen werden beschrieben. Häuser verstorbener Pestkranker wurden ausgeräuchert und gelüftet. Weihrauch, Salbei, auch Wacholder sollten den Pesthauch vertreiben.--
Welche Auswirkungen die Pest-Epidemien in Salzburg hatten, beschreibt der Autor auch sehr ausführlich. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass die Menschheit in unserem Jahrtausend von solchen Seuchen verschont bleibt.
Dass Mozart gerade an dem Ort geboren ist, wo die Pest vor seiner Zeit so arg den Menschen zusetzte, finde ich bemerkenswert. So gesehen, erscheint seine Musik wie ein inniges Dankeschön, dass die Menschen von dieser Geisel endlich befreit worden sind.
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