Der renommierte österreichische Journalist Hugo Portisch hat mit diesem Buch eine Aufklärungsschrift auf den Weg gebracht, die keineswegs nur Österreicher lesen sollten, sondern alle Europäer, die in den momentan schwierigen politischen Zeiten sich mittels umfangreicher Fakten klar machen wollen, wie notwendig ein vereintes Europa für uns alle in der Zukunft ist.
Den Lesern meiner Rezension empfehle ich vor der Lektüre des Textes "Was jetzt" zunächst das Nachwort zu studieren, in dem Portisch über eine Erfahrung während seiner Studienzeit und hier des Wintersemesters 1946/47 berichtet und eine zentrale Stelle aus einer Rede Churchills zitiert, die dieser am 19.September 1946 in Zürich hielt. In dieser Rede setzt sich Churchill für die Vereinigten Staaten von Europa ein und entwickelt eine Idee, die in Zeiten, wie sie derzeit vorherrschen, von vielen am liebsten unter den Teppich gekehrt werden soll, weil sie sich einreden, dass einzelne Länder ihren heutigen Wohlstand und auch die soziale Sicherheit allein geschafft hätten, wozu tatsächlich, wie Portisch treffend bemerkt, es der jahrzehntelangen Anstrengung Europas bedurft hat.
Über diese jahrzehntlange Entwicklung klärt der Journalist den Leser auf, indem er zunächst einmal erläutert, was man unter dem 1947 verkündeten Marshall-Plan zu verstehen hat, der der Beginn einer europäischen Einigung darstellt, durch die Maßnahmen, die mit ihm verbunden waren.
Portisch schreibt auch über den gegenseitigen Verzicht Frankreichs und Deutschlands im Jahre 1949 auf einen Teil ihrer Souveränität und der Entscheidung zukünftig eine gemeinsame Kontrolle über die beiden wichtigsten Grundstoffe, Energie und Stahl zu haben, (vgl.: S. 21).
Adenauer soll damals seinen Ministern zugerufen haben, dass dies der Durchbruch sei, denn es handelte sich um ein Freundschaftsangebot Frankreichs, welches Deutschland die Hand reichte, trotz all dessen, was die Deutschen den Franzosen angetan hatten.
Der Autor bringt in der Folge die Montanunion zur Sprache und erklärt, was man darunter zu verstehen hat. Er erläutert weiter, dass die Kohle- und Stahlgemeinschaft der Vorläufer der EWG war, deren Ziel die Verschmelzung der Märkte, der Abbau aller Zölle, der freie Handel und die grenzüberschreitende Verzahnung der Wirtschaften darstellte, (vgl.: S.23).
Sechs Jahre nach der Gründung der Montanunion wurde 1957 die EWG, die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, gegründet, über die Portisch dann ausführlich und erläuternd schreibt, wie auch von der EFTA, der europäischen Freihandelszone, die sich nach seiner Ansicht als schwacher Ersatz zur EWG herausstellte.
Die Gemeinschaften wurden mit dem Ziel gegründet, die europäischen Staaten zu einem Miteinander zu verschränken, damit sie nie wieder Krieg führen konnten, (vgl.: S.26).
Der Autor berichtet auch wie die darauf folgende Gemeinschaft, die EG funktionierte sowie funktioniert und konstatiert, dass bis heute Frankreich immer den Ton angibt und Deutschland sekundiert, (vgl.: S.28). Deutschland hatte durch den bedingungslosen Europakurs den größten Nutzen des freien Handels in Europa, auch den größten Wohlstand und musste im Gegenzug natürlich auch etwas dafür geben.
Nahezu alle Mitglieder der EU gehörten der Nato an. Nach der "Ostöffnung" stellte sich die Frage wie die EU mit den Staaten Zwischeneuropas verfahren sollte. Portisch verdeutlicht hierbei, dass der Einbruch der Arbeitsmärkte etc. weniger mit der Ostöffnung der EU als mit dem Wegfall aller Hürden im Welthandel und in den Finanzmärkten, also mit der Globalisierung zu tun haben.
Des Weiteren unterstreicht er, dass die Zustimmung zur Wiedervereinigung seitens der europäischen Staaten den Verzicht auf die D-Mark und vor allem die Einführung einer gemeinsamen europäischen Währung bedingte. Das war der Preis, den es zu zahlen galt.
Wie es mit der zukünftigen Währungsunion bestellt war und ist, erfährt man im vorliegenden Buch ebenfalls, liest also vom Stabilitäts- und Wachstumspakt und auch darüber, wie es eigentlich um die Staatsfinanzen der einzelnen Länder bestellt sein müsse, um eine inflationäre Entwicklung des Euro zu verhindern.
Die Rettungsschirme und Eurobonds kommen zur Sprache und all dies, was man derzeit der Presse, leider nicht immer so gut erklärt, entnehmen kann.
Bei allen Schwierigkeiten, die es aus dem Weg zu räumen gilt, ist der Europäer Hugo Portisch überzeugt, dass Europa und deren Zukunft zu retten sei. Es ist nach seiner Ansicht nur eine Frage des Wollens und Tuns. Was spricht gegen ein Vereintes Europa? Nichts. Es wäre das Ergebnis eines langen Weges, der uns allen viele neue Möglichkeiten eröffnet, vor allen aber uns gemeinsam in dieser globalisierten Welt zu bestehen hilft.
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