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Rezension:Germanische Mythologie (Gebundene Ausgabe)

Prof. Dr. Wolfgang Golther (1863-1945) hat dieses klassische Handbuch der germanischen Mythologie im Jahre 1895 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Vorwort von Dr. Hans Huber erfährt man, dass es noch immer ein verlässliches Nachschlagewerk für alle sei, die sich mit der Gedankenwelt und den Göttern unserer germanischen Vorfahren vertraut machen möchten.

Das Buch enthält eine rund 70 Seiten umfassende Einleitung, die sich breitgefächert mit den Schriften zur germanischen Mythologie auseinandersetzt. Zur Sprache gebracht wird hier u.a. die wissenschaftliche Bearbeitung der Mythologie durch Uhland und J. Grimm, die Verschiedenheit der einzelnen germanischen Kulte, die nordische Mythologie, ihr Verhältnis zur deutschen und gemeingermanischen, auch die neueste Darstellung germanischer Mythologie und eine kurze Erläuterung der Ziele des vorliegenden Handbuches.

Anschließend werden die Quellen der Mythologie thematisiert und alsdann kann man sich mit dem Inhalt des vor über hundert Jahren verfassten Handbuches näher befassen.

Untergliedert ist das Buch in vier Teile, der Verfasser nennt diese "Hauptstücke".

Im ersten Hauptstück werden die Gestalten des Volksglaubens abgehandelt. Thematisiert wird u.a. der Geisterglaube, der Seelen-u. Ahnenkult sowie auch der Glaube an Wiedergeburt. Die Germanen glaubten an eine Wiedergeburt im Sinne der Seelenwanderung, dass die Seele eines Toten im Leibe eines neugeborenen Kindes wieder erscheint, (vgl.S.131).

Zur Sprache kommen des Weiteren übermenschliche Wesen, die aus "Maren" und "Seelen" hervorgingen. Hier erfährt man u.a., was die Germanen unter Werwölfen, Berserkern, Schicksalsfrauen, Walküren und Hexen verstanden haben. Allen Germanen gemeinsam war die Idee der Kampfgöttinnen. In der Realität kämpften nicht selten germanische Frauen in Waffen in Heeren. Das wird an zahlreichen Frauennamen deutlich, die das Bild der kampflich ausgerüsteten Frau vorführen, (vgl.:S.145) Die Walküren wählten die Männer aus, die dem Tode erliegen sollten,(vgl. S.146). Diese kampf- und siegbetreibenden Frauen waren im Stande mittels eines Hexenschusses den auserwählten Männern gewissermaßen den Garaus zu machen.

Neben den übermenschlichen Wesen, wie etwa den Walküren erfährt man auch, was man unter Elben und Wichten zu verstehen hat. Hier geht es um Zwerge, Kobolde, Nixen sowie Wald- und Feldgeister, bevor man schlussendlich mit der germanischen Vorstellung von Riesen konfrontiert wird.

Das zweite Hauptstück behandelt den germanischen Götterglauben. Nun lernt man sowohl germanische Götter als auch Göttinnen kennen. Diese alle aufzuzählen oder gar zu charakterisieren, führt zu weit.

Im dritten Hauptstück wird die nordische Schöpfungslehre thematisiert, auch vom Weltuntergang ist die Rede. Dann schließlich erfährt man im vierten Hauptstück Näheres zum Gottesdienst unserer germanischen Vorfahren. Die Tatsache, dass es auch Priesterinnen gab, macht deutlich, dass der Stellenwert der Frauen bei den Germanen offenbar ein höherer war als in späteren Jahrhunderten.

Ein brauchbares Nachschlagewerk. Deutlich wird, dass manches scheinbar christliche Ritual eigentlich einen heidnisch-germanischen Ursprung hat.

Schade, dass die Nazis die germanische Mythologie für ihre Zwecke genutzt haben, denn seither fällt es schwer wertfrei mit ihr umzugehen.

Golthers Nachschlagwerk gibt die Möglichkeit sich völlig unideologisch mit der germanisches Mythologie auseinander zu setzen. Vieles spricht dafür es zu tun.

Empfehlenswert.
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