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Rezension:Die ZEIT-Welt- und Kulturgeschichte in 20 Bänden. 10. Epochen, Fakten, Hintergründe. Zeitalter der Revolutionen

Band 10 der "Welt- und Kulturgeschichte- Die Zeit" der insgesamt 20 bändigen Ausgabe befasst sich ausführlich mit Fakten und Hintergründen des Zeitalters der Revolutionen. Untergliedert ist dieses Buch in drei große Abschnitte:

Europa im Zeitalter des Absolutismus

Europa im Zeitalter der Revolutionen

Amerika

Im Rahmen vieler eloquenter Beiträge unterschiedlicher Verfasser wird man zunächst mit Russland von Katharina II. bis zu Nikolaus I. vertraut gemacht, liest hier in Infoboxen, die in die Beiträge eingebunden sind, über das Wesen der Kosaken, den Pugatschow-Aufstand und auch über den Erbauer der der "potemkinschen Dörfer" Wissenswertes und erfährt schließlich wer die Stroganows waren, bevor man sich mit der Erschließung Sibiriens näher befassen kann. Die Orientpläne Katharina II. kommen zu Sprache und auch der Große Türkenkrieg (1683-99). Alle wesentlichen Punkte der Gesamtthematik werden abgehandelt und zwar so, dass man einen guten Überblick über Russland in jenen Tagen erhält.

Anschließend kann man sich ausgiebig mit dem Adel befassen, zunächst mit dem Erscheinungsbild des europäischen Adels, der Entstehung des Adels, dann erst mit dem Adel der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit. Nicht unwichtig zu wissen, dass der Adel in den meisten europäischen Staaten bis in das 20. Jahrhundert hinein politischen Einfluss hatte und Führungspositionen zu behaupten vermochte. Möglich war dies u.a. durch die Nutzung seit langem ausgeprägter Fähigkeiten und Talente, durch von Familienverbänden getragene Projektion, durch Anpassung an die neue kapitalistische Wirtschaftsweise und durch die Verschmelzung mit dem Großbürgertum. In den Ländern, die am Ende des Ersten Weltkrieges von Revolutionen erfasst wurden, erfolgte zumeist die Aufhebung des Adels als Stand, (vgl.: S.127).

Im nächsten Kapitel wird man über die Wurzeln der Aufklärung und deren Anfänge in England, Frankreich und Deutschland in Kenntnis gesetzt und lernt den frühen deutschen Aufklärer Christian Thomasius (1655-1728) kennen. Dass man auf ihn hinweist, finde ich sehr lobenswert. Wir haben ihm viel zu verdanken.

Das Zeitalter der Aufklärung wird alsdann sehr gut skizziert und die Leitbegriffe sowie die Wirkungsgeschichte ausgiebig thematisiert. Denis Diderot, Immanuel Kant auch John Locke kommen zur Sprache und man erfährt, das "Selbstdenken" im Sinne von Kant nicht im Verzicht auf die Berücksichtigung fremder Urteile besteht, sondern diese sehr wohl als Mittel zur Überprüfung der eigenen mit einschließt. "Aufklärung" bedarf des freien öffentlichen Meinungsaustausches, der ungehinderten wechselseitigen Mitteilung und sie zielt auf die allgemeine Verbreitung von Erkenntnissen ab, (vgl.: S.141).

Voltaire kommt zur Sprache und Kants kategorischer Imperativ, zudem kann man sich mit dem Liberalismus und Konservatismus, dem Nationalismus sowie dem Frühsozialismus befassen und lernt die wichtigsten Frühsozialisten näher kennen. Wirtschaftliche Veränderungen wie die Gewerbefreiheit werden bestens thematisiert. Die Gewerbefreiheit ermöglichte es den Handwerkern leichter Betriebe zu gründen. Neben dieser positiven Facette kommen auch negative zur Sprache, nämlich u.a. der radikale Wirtschaftsliberalismus. Dieser wird dann in den Zeitaspekten zum Ende des Buches durch Richard Herzberger in seinem Beitrag "Gerecht ist nur die Freiheit" vortrefflich ausgelotet.

Die "Stein-Hardenberg`schen Reformen" bleiben nicht ausgespart, bevor ausführlich (wieder ein Stückchen das Zeitrad zurückdrehend) auf die Französische Revolution eingegangen wird. Dabei wird dankenswerter Weise nicht vergessen auch auf Olympe de Gouges hinzuweisen, die damals konstatierte:"Die Revolution wird nur Wirklichkeit werden, wenn alle Frauen von ihren beklagenswerten Geschick und von den Rechten, die sie in der Gesellschaft verloren haben, durchdrungen sind, "(Zitat: S. 247). Natürlich wurde Gouges damals von Männern hingerichtet, wie sollte es auch anders sein.

Es ist unmöglich im Rahmen der Rezension auf alle Kapitel des Buches einzugehen. Bemerkenswert finde ich allerdings, dass man der Guillotine eine Infobox gewidmet hat. Sich mit ihr näher auseinanderzusetzen, halte ich für überaus wichtig, weil sie das Hinrichtungsgerät der Revolution war, mittels dem der französische Adel zur Strecke gebracht wurde. Revolutionen, das machen auch die Folgeseiten des Buches deutlich, sind stets mit ungeheurer Brutalität verbunden. 1989 scheinen die Menschen endlich begriffen zu haben, dass es auch anders geht. Haben wir eventuell dazugelernt?

Fast meine ich, dass die Zeitläufte, die in diesem Buch ganz hervorragend beschrieben werden, weil sie keine Meinungen vorwegnehmen, sondern in erster Linie Sachverhalte darstellen, den Menschen zu einem Mehr an Erkenntnissen verholfen haben.

Der Wunsch eigenständig zu denken, ist im Menschen so tief verankert wie sein Streben nach Glück. Bücher wie das vorliegende machen das begreifbar. Menschen, die mit Vorliebe andere zu manipulieren suchen oder ihnen ihr gedankliches Ding aufzwingen wollen, kann das natürlich nicht schmecken.

Empfehlenswert.
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