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Rezension: National Geographic History: Mythos Babylon: Die Wiege unserer Zivilisation [Gebundene Ausgabe]

Anton Gill bringt in diesem reich bebilderten Buch dem Leser die Wiege der Menschheit nahe. Dabei handelt es sich um eine geschichtliche Landschaft in Irak, am Unterlauf der Flüsse Euphrat und Tigris. Das Zweistromland oder Mesopotamien machte schon früh eine Besiedlung möglich, damit einher ging der schnelle Übergang von der Lebensweise als Jäger und Sammler über viehzüchtende Nomaden zu Sesshaftigkeit und Ackerbau.

Thematisiert werden zunächst die Frühkulturen in jener Gegend, in der bereits 6500 v. Chr. Stoffe aus Flachs gewebt worden sind und Keramik in Gebrauch kam und man kann sich hier schon kundig machen wie diverse damalige Erfindungen die Welt veränderten. So benutzten bereits 4500 v. Chr. die Menschen einen Pflug, der eine schnellere und effizientere Bearbeitung der Felder ermöglichte, auch gab es schon ein Bewässerungssystem, das aus verschiedenen Arten von Kanälen bestand, (vgl.:S.16).

Über die Völker Mesopotamiens wird man sehr gut unterrichtet, so etwa über die Sumerer, die die frühere Obeid-Kultur verdrängten und erste Städte wie Uruk, Ur und Lagasch gründeten. Die Uruk-Zeit dauerte übrigens 1000 Jahre, von 4000 bis 3000 v. Chr. Man erfährt, dass die Uruk-Kultur die ersten Schriftzeichen hervorbrachte und auch wie in der Folge die erste Bürokratie entstand. Eine einfache Form der Buchführung wurde möglich, indem durch Symbole dargestellte Gegenstände mit einer Zahl oder einem Zahlenwert kombiniert wurden, (vgl.: S.23).

Gut aufgeklärt wird man über die frühen Könige, nicht zuletzt auch über Sargon dem Großen (Regierungszeit 2334- 2279 v.Chr.) und dem Aufstieg rivalisierender Städte in jener Zeit. Man wird mit dem Zerfall des Akkadischen Reiches vertraut gemacht, der Vertreibung der Gutäer und der langen Regentschaft Schulgis und hat Gelegenheit eine Textstelle aus dem Gesetzeskodex der UR-Nammu zu lesen, die ich an dieser Stelle zitieren möchte:

"Wenn die Ehefrau eines Mannes mit einem anderen Mann gegangen ist und er ihr beigewohnt hat, ist diese Frau zu töten, aber der Mann soll freigelassen werden." (Zitat: S. 44).

Anschließend lernt man auch die Götter und die Religion in damaliger Zeit näher kennen und wird über Babylonien und Assyrien unterrichtet. Unter Hammurabi erfolgte nach einem Zerfall des Staatswesens um 1700 die Vereinigung Babyloniens und des gesamten Gebietes bis nach Assyrien, (siehe S.60ff). Anhand einer Karte kann man sich eine Vorstellung davon machen wie groß dieses Reich war. Über Hammurabi, den Gesetzgeber (er regierte 1792- 1750 vor Chr.) wird ausführlich berichtet Sein bedeutendstes Vermächtnis ist sein Gesetzeskodex, der alle Aspekte des Lebens regelt und ein besonderes Gewicht auf den Erhalt des Landes und der Bewässerungssysteme, private Geschäftsabschlüsse und Verträge, sozialen Umgang, Eigentumsrechte und Schuldwesen legt, (vgl.: S.65).

Nachdem die Kassitenzeit ausführlich abgehandelt worden ist, hat man die Chance, sich mit dem Assyrischen Reich und deren Herrscher näher zu befassen, um schließlich Babylons "Goldenes Zeitalter" kennenzulernen. Beeindruckendes liest man über Nebukadnezar II, (er regierte von 605- 562 v. Chr.), dessen Herrschaftsgebiet das alte Herrschaftsgebiet der Assyrer, einen Teil Nordarabiens sowie die Nordostküste des Roten Meers umfasste, (vgl.: 106). Man lernt ihn im Buch auch als Bauherren kennen, der mit seinen architektonischen Prachtbauten Wohlstand und unvorstellbare Macht demonstrieren wollte.

Sehr gut finde ich die detailreichen Informationen des 10. und 11. Kapitels über Bildung und Sprache, sowie über die Künste. Es gab in Mesopotamien vier verschiedene Kunstformen: Musik, Tanz, Literatur und Bildhauerei, (vgl.: S.122). Zur Sprache gebracht wird in diesem Zusammenhang nicht zuletzt das "Gilgamesch-Epos". Hier hat man Gelegenheit einzelne Originaltextstellen nachzulesen.

Sehr gut aufgeklärt wird man im 12. Kapitel über den Stand der Wissenschaften in Babylonien und liest zunächst, dass die Babylonier fest an Astrologie und an göttliche Omen glaubten, (vgl.:S.134). Astronomie und die Mathematik sollen damals große Fortschritte gemacht haben und es entstand u.a. Kalender neben dem Tierkreis in jener Region.

Geschäfte und Handel, aber auch Feste und Rituale sind ein weiteres Thema, über das man bestens informiert wird und schließlich hat man die Möglichkeit, sich eine Vorstellung vom damaligen täglichen Leben zu machen, bevor man vom Niedergang des Reiches liest.

Der Autor vergisst lobenswerter Weise nicht an berühmte Archäologen zu erinnern, die im Gebiet des alten Mesopotamiens geforscht haben. Unter diesen Forschern ist auch Gertrude Bell, deren Verdienst u.a. der Aufbau des Archäologischen Museums in Bagdad ist.

Ein sehr empfehlenswertes, faktenreiches und dabei kurzweilig geschriebenes Buch.

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