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Rezension:Brasilien: Historia von den nackten, wilden Menschenfressern (Gebundene Ausgabe)

Hans Staden, der Autor dieses Buches, wurde 1525 in der Wetterau geboren. Er beschreibt in der Form eines Schelmenromans seine Reisen nach Brasilien in den Jahren 1548-1555. Der Text erschien erstmals 1557 in Marburg und besticht durch die ungekünstelte Darstellung der Fahrten und Abenteuer in die Neue Welt, die Staden nicht selten in Todesnähe brachten.

Der Wert des Buches liegt nicht nur in dem Text, dem man Näheres über die Bewohner Brasiliens und über die dortige Fauna und Flora entnehmen kann, sondern auch in der Abbildung der einstmals der Reisebeschreibung beigefügten Holzschnitte, die in ihrer bildlichen Aussage dem Holzschnittartig-Naiven der Erzählweise genau entsprechen.

Hans Staden war ein Haudegen, der an der türkischen Front und im Schmalkaldischen Krieg das Kriegshandwerk erlernt hatte, ein Mann, der alles andere als zimperlich war. Er heuerte auf einem Kapernschiff an, war an den Plünderungen in La Plata beteiligt und erlebte die Zerstörung der Inkakultur hautnah mit. Staden war also ein Augenzeuge, den, obschon er alles andere als zart besaitet war, die kannibalischen Sitten der Eingeborenen entsetzten.

Ich versuche mir vorzustellen, wie dieses Buch auf Leser aus dem 16. Jahrhundert gewirkt haben muss. Bei den einen wird es gewiss Grund zum Gruseln gewesen sein, andere jedoch dürfte die Neugierde gepackt haben. Gab es eine solche Realität auf Erden, wie Staden sie beschrieb?

Gewiss war das Buch für einige mutige Männer, die lesen konnten, Anlass auf einem Schiff anzuheuern, um sich zu vergewissern, ob Staden keine Ammenmärchen erzählt hatte. Allerdings dürfte auch für diese Mutigen das 21. Kapitel abschreckend gewirkt haben.

"Als Ehre gilt bei ihren, viele Feinde gefangen und getötet zu haben, denn das ist bei ihnen Sitte. So viele Feinde ein Mann getötet hat, so viele Namen gibt er sich. Diejenigen mit den meisten Namen gelten bei ihnen als die vornehmsten."(Zitat S.241).

Lesenswert, nicht zuletzt weil Zeitgeist und Vorurteile sichtbar werden.

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